Granger Ann - Varady - 03
mag ich es überhaupt nicht, wenn man mich ohne meine Einwilligung als
Köder benutzt.«
Er hob eine spärliche Augenbraue. »Haben wir das getan?
Ich würde das nicht so sehen. Wir haben Sie unauffällig im
Auge behalten, um Sie jederzeit schützen zu können, so viel
räume ich ein.«
»Blödsinn!«, entgegnete ich energisch.
Da Foxley eindeutig der Großkopf hier im Raum war, erzeugte mein Verhalten emotionale Aufwallungen rings um
mich herum. Ich entdeckte in einigen Gesichtern Missbilligung, in anderen Vorfreude, selbst Häme. Parry sah aus, als
müsste er ohnmächtig werden.
»Jemand hat vor ein paar Nächten versucht, in meine
Wohnung einzubrechen, und wenn ich nicht einen Hund
bei mir gehabt hätte, wäre er auch reingekommen!« Ich gab
mir die größte Mühe, wie ein empörter Bürger zu klingen.
Das Allerwenigste, was ich verlangen konnte, war eine Entschuldigung.
Der Superintendent sah mich irritiert an. »Ein Versäumnis.«
Ich tat seine Antwort mit, wie ich hoffte, sichtlicher Verachtung ab. »Jede Wette, dass es ein Versehen war. Von
heute an möchte ich informiert werden, falls Sie gedenken,
mich weiter zu benutzen. Ansonsten«, fügte ich einer Eingebung folgend hinzu, »werde ich den Fall der Polizeiaufsichtsbehörde vortragen.«
Parry wandte sich zum Fenster, um seine Reaktion zu
verbergen. Seine Schultern zuckten. Ich wusste nicht, ob aus
Verzweiflung oder weil er so lachen musste.
Foxley schnarrte nicht »Nur zu!« oder etwas in der Art,
obwohl es ihm offensichtlich auf den Lippen lag. Stattdessen
verzog er das Gesicht zu einer gequälten Grimasse und sagte, dass diese Reaktion wohl noch ein wenig verfrüht wäre,
oder nicht?
Um ehrlich zu sein, ich hatte nicht vor, die Sache auf die
Spitze zu treiben. Trotzdem konnte es nicht schaden, sie
wissen zu lassen, wie sehr mich das Verhalten der Polizei in
dieser Sache verärgert hatte.
Foxley begriff, was ich sagen wollte. Er stemmte die Ellbogen auf den Schreibtisch und legte die Fingerspitzen zusammen. »Ich hoffe ernstlich, dass unser Missverständnis
nicht zu einer Beschädigung dessen führt, von dem ich
glaube, dass es eine profitable Zusammenarbeit werden
könnte. Tatsache ist, Miss Varady …« Seine Worte waren
von einem bleichen Lächeln begleitet. Er gab sich die größte
Mühe, charmant zu sein, doch er war nicht dafür gemacht.
Ich gab ihm trotzdem einen Punkt, weil er es wenigstens
versuchte. »… Tatsache ist, Miss Varady, wir benötigen Ihre
Hilfe. Sie müssen selbstverständlich nicht einwilligen. Sie
müssen überhaupt nichts tun, es sei denn, Sie entscheiden
sich, uns zu helfen. Es ist Ihre Entscheidung, und wir werden Sie nicht unter Druck setzen. Dennoch, ich wäre Ihnen
dankbar, wenn Sie mich erklären lassen.«
Wäre Ganesh dabei gewesen, er hätte mir geraten, Nein
zu sagen und so schnell von hier zu verschwinden, wie ich
nur konnte. Wie die Dinge standen, schätzte ich, dass es
nicht schaden konnte, ihm wenigstens zuzuhören. Ein wenig zur Schau gestellter guter Wille bei der Polizei konnte
nicht schaden. »Dann schießen Sie mal los«, sagte ich.
Foxley begann ohne Zögern und ohne jedes Stocken zu
erzählen, was mich vermuten ließ, dass er schon häufiger
diese Art von Gesprächen geführt hatte. Ich fragte mich
kurz, was aus den anderen Gesprächspartnern geworden
war, die sich unter ähnlichen Umständen von ihm zu einer
Zusammenarbeit überreden lassen hatten.
»Der Artikel in Ihrem Magazin wird Ihnen bereits verraten haben, aus welchem Grund wir Grice suchen. Er ist uns
immer wieder durch die Lappen gegangen, aber das Netz um
ihn schließt sich allmählich.« (Hatte er vielleicht ebenfalls eine Vorliebe für alte Schwarzweißfilme?) »Wir glauben, dass
Grice in Kürze in Großbritannien eintreffen wird. Das besagen zumindest die Gerüchte, die unsere Informanten an uns
weitergegeben haben. Die Quelle ist in der Regel zuverlässig.«
Ich fragte mich, was »die Quelle« wohl war. Man kann
sagen, was man will, die Informanten verdienen ihr Geld
mühsam. Wahrscheinlich wären die meisten nicht in diesem
Geschäft, wenn die Polizei nicht irgendetwas gegen sie in
den Händen hätte. Trotzdem, es ist und bleibt ein riskantes
Geschäft, ganz gleich, wie die sonstigen Umstände aussehen
mögen. Ein Gerücht, ein bloßer Verdacht, und ein Informant ist erledigt. Sein Leichnam landet in der Themse und
wird irgendwann auf eine Sandbank gespült. Die Wasserschutzpolizei fährt hin und sammelt ihn ein und
Weitere Kostenlose Bücher