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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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dich ebenfalls
zum Schweigen gebracht. Manchmal ist es ziemlich gefährlich, wenn man etwas weiß. Auf der Straße hab ich alle möglichen Sachen passieren sehen, einige wirklich schlimme
Dinge. Aber ich hab nie darüber geredet, nicht ein einziges
Mal, nicht einmal mit einem anderen von uns. Man redet
nicht darüber, oder? Man sieht nichts, man hört nichts, man
sagt nichts. Auf diese Weise hält man sich von Problemen
fern, und mehr wollte ich doch gar nicht. Aber nachdem ich
wieder hier zu Hause angekommen war, fing ich an nachzudenken. Ich dachte, vielleicht verliebst du dich in ihn. Er sieht
schließlich nicht schlecht aus. Er war nett wie nur irgendwas
zu dir. Du musstest einfach erfahren, wie er in Wirklichkeit
ist. Ich wollte nicht, dass dir irgendwas Schlimmes zustößt.«
Mein ganzes Leben lang waren mir schlimme Dinge zugestoßen, auf die eine oder andere Weise, doch Tig hatte wirklich ihr Bestes getan, um mich vor einer weiteren Katastrophe zu bewahren. »Ja, ich verstehe, Tig. Danke«, sagte ich.
Ich meinte, am anderen Ende der Leitung ein erleichtertes Aufatmen zu hören. Es gab ein schwaches Geräusch im
Hintergrund, und dann ertönte eine nörgelige Frauenstimme.
»Scheiße!«, sagte Tig hastig. »Meine Mutter ist vom Einkaufen zurück und will wissen, mit wem ich telefoniere. Ich
muss auflegen.«
Ich erkannte Sheila Quayles Stimme im Hintergrund,
schrill und angstvoll.
»Schon gut, Mum«, sagte Tig. »Es ist nur Fran. Du erinnerst dich doch, sie war hier bei euch zu Besuch. Ich hab sie
angerufen, um ihr zu sagen, dass es mir gut geht.« Ihre
Stimme wurde deutlicher, als sie den Hörer näher an den
Mund brachte. »Ich muss jetzt auflegen, Fran. Aber sag mir
eins – hast du angefangen, ihn zu mögen?«
»Nicht wirklich«, antwortete ich. Es war eine Lüge.
»Mach’s gut, Tig. Pass auf dich auf.« Ich legte den Hörer auf
die Gabel.
Nach dem Anruf saß ich lange Zeit in Daphnes Schaukelstuhl, mit Bonnie im Schoß, und starrte ins Leere. Zuerst
war ich so wütend gewesen, dass mein Magen wehgetan hatte. Ich wollte Rache für Tig. Und Rache für mich selbst. Ich
wollte zum Revier laufen und Jason stellen, ihm die Wahrheit ins Gesicht schleudern. Ihnen allen – Parry, Foxley, der
ganzen elenden Bande. Ich konnte mir vorstellen, wie sie
mich anstarren würden. Entsetzt, angewidert, doch nicht
wegen dem, was Harford getan hatte. Nein, wegen des Affronts. Wegen der Kühnheit, mit der ich hereingeschneit
kam und derartige Dinge über einen ihrer besten Beamten
verbreitete. Niemand würde auf meiner Seite stehen. Keine
Beweise. Keine Tig.
Ich konnte Foxleys gepresste Stimme hören, wie er sagte:
»Es gibt keine Unterlagen über eine Vergewaltigung in der
fraglichen Nacht. Sie sind nicht in der Lage, die junge Frau
herbeizuschaffen, die diese Behauptungen aufstellt. Woher
wissen Sie, dass sie Ihnen keine Lügen erzählt hat? Woher
wissen Sie, vorausgesetzt, es hat einen Zwischenfall gegeben,
dass ihre Geschichte nicht eine einzige Übertreibung darstellt? Erwarten Sie tatsächlich von mir, dass ich eine Identifikation durch einen Türspalt hindurch akzeptiere? Die unqualifizierte Aussage einer Herumtreiberin? Einer Amateurprostituierten und Drogensüchtigen?«
Dann war meine Wut verklungen, und ich hatte angefangen nachzudenken. Nachzudenken, ob es nicht etwas gab,
das ich tun konnte. Schließlich war mir aufgegangen, dass
ich nur eine Möglichkeit hatte, ihn zu treffen. Ich musste
ihn wissen lassen, dass es kein Geheimnis war, was er in jener Nacht getan hatte. Dass andere davon wussten und dass
er niemals in Sicherheit wäre. Dass er nicht nur niederträchtig war, sondern dumm. Dass ich mich geirrt hatte, als ich
ihn für intelligent gehalten hatte. Mrs Worran hätte ihn einen Scheinheiligen genannt, und damit hätte sie Recht gehabt.
Spiel, Satz und Sieg an Sie, Mrs Worran.
KAPITEL 19 Es war Heiligabend. Überall im
Land warteten kleine Kinder ungeduldig auf den Weihnachtsmann, der sich durch den Schornstein quetschte oder
irgendwie durch den Ofen kam. Ich bin froh, dass ich keine
Mutter bin, die ihrem Kind diesen Trick erklären muss. Was
mich anging, ich öffnete einfach die Tür und stellte fest,
dass Sergeant Parry davor stand.
»Frohe Weihnachten«, sagte er mit schiefem Grinsen.
Als hätten die Ereignisse der letzten Zeit es nicht ohnehin
schwierig gemacht, weihnachtliche Gefühle zu entwickeln,
erstickte der Anblick von Parrys trostlos herabhängendem
Schnurrbart und

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