Granger Ann - Varady - 03
haben«,
entgegnete ich. »Mein Problem ist Folgendes. Ich würde
immer an dieses Mädchen denken müssen, das Sie und Ihre
Kumpane drüben bei King’s Cross gekidnappt und in das
Haus verschleppt haben, das einem von Ihnen gehörte, um
es wenigstens zwei Stunden lang dort festzuhalten und immer wieder zu vergewaltigen.«
Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass es in Daphnes
Küche so still werden konnte. Das einzige Geräusch war das
schwache Zischen des Kühlschranks. Aus Harfords Gesicht
war jegliche Farbe gewichen, während ich ihn ansah.
»Was zur Hölle soll das?«, ächzte er. »Was ist das für ein
verdammt mieser Scherz?«
»Kein Scherz, Jason«, antwortete ich. »Es war nie einer.
Sie haben die Kleine durch einen Albtraum geschickt, den
sie niemals vergessen wird. Sie wurde missbraucht, sie wurde verletzt, sie hat Todesängste erlitten. Sie war fest davon
überzeugt, dass Sie und Ihre Freunde sie umbringen würden. Der Typ, der sie nach King’s Cross zurückgefahren hat
– ich weiß, dass Sie es nicht waren –, er hat gedroht, sie im
Fluss zu ersäufen, wenn sie etwas sagt.«
»Wer hat Ihnen all das … all diesen Unsinn erzählt?«,
flüsterte er.
»Ich habe eine Menge Freunde draußen auf der Straße,
Jason«, sagte ich. »Das haben Sie offensichtlich vergessen.«
Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sein Gesichtsausdruck, während er mich anstarrte, war hart und
unberechenbar. Ich spürte, wie Angst in mir aufkeimte, ein
schwaches Echo dessen, was Tig gespürt haben musste.
»Dann hat einer Ihrer Freunde Sie belogen«, sagte er.
»Das glaube ich nicht.«
»Wo ist dieses Mädchen?« Er beugte sich so plötzlich vor,
dass ich unwillkürlich zurückzuckte. »Stellen Sie mir dieses
Mädchen gegenüber, und lassen Sie es seine Geschichte
wiederholen! Sie wird es nicht tun, wissen Sie?«
»Selbstverständlich nicht, Jason, und das wissen Sie ebenfalls. Sie haben es immer gewusst. Sie werden sie nicht finden. Sie ist außerhalb Ihrer Reichweite.«
»Ich werde sie finden, verlassen Sie sich darauf! Wie ist
ihr Name?« Nackte Wut blitzte in seinen Augen. Seine Faust
krachte auf den Tisch, und Bonnie, die unruhig gelauscht
hatte, sprang auf und bellte. Harford blickte auf den kleinen
Terrier hinab. »Vor einer Weile hatten Sie eine andere junge
Frau zu Besuch, richtig? Sie haben sie vor uns versteckt, aber
die Arbeiter, die die Scheibe repariert haben, konnten sie
hinter dem Vorhang sehen. Die Kollegen von der Spurensicherung haben sie ebenfalls gesehen. Sie haben berichtet,
dass sie sich merkwürdig verhalten hätte. Ihr gehörte dieser
Hund. Sie hat ihn hier bei Ihnen zurückgelassen.«
»Sehen Sie?«, erwiderte ich. »Keiner von Ihnen hat auch
nur nach ihrem Namen gefragt. In Ihren Augen war sie kein
menschliches Wesen, nur ein Ding, das Sie von der Straße
aufgelesen haben wie Müll. Etwas, das man benutzt und
dann wieder in den Gully wirft.« In meiner Stimme schien
mit einem Mal all die Verachtung mitzuschwingen, die ich
für ihn empfand. »Nur, dass sie kein Abfall war. Sie und Ihre Freunde sind der wirkliche Abfall.«
Er war erneut still geworden und lehnte sich in seinem
Stuhl zurück. Seine Gesichtszüge waren versteinert, sein
Körper angespannt, und nur seine Finger bewegten sich. Er
trommelte nervös auf der Tischplatte.
»Warum haben Sie mitgemacht, Jason?«, fragte ich leise.
»Wollten Sie beweisen, dass Sie immer noch einer von den
Jungs sind, obwohl Sie inzwischen bei der Polizei waren?
War es das? Oder war es ein Abend mit den alten Freunden
aus Universitätstagen – den Freunden, die Jobs in der Stadt
haben –, der sich zu etwas entwickelte, das Sie nicht vorhergesehen und das aufzuhalten Sie nicht den Mumm hatten?«
»Sie haben alles ganz falsch verstanden!« Er schüttelte
ungläubig den Kopf, nicht wegen der Unerhörtheit meiner
Geschichte, sondern wegen der Tatsache, dass ausgerechnet
ihm so etwas passieren konnte. »Ich bin nicht stolz darauf,
ganz und gar nicht! Aber es war nicht so, wie sie es Ihnen
erzählt hat! Sie war nicht mehr als eine kleine Nutte, und
wir haben sie bezahlt …«
»Sie war noch keine sechzehn Jahre alt, Jason, ein Kind,
vom Glück verlassen und verzweifelt auf der Jagd nach ein
wenig Geld. Sie haben ihr erbärmliche achtzig Mäuse für
zwei Stunden nackter Todesangst bezahlt. Fünfundzwanzig
Pfund für jeden von Ihnen, Jason. Ein Quickie in einem
Hauseingang hätte mehr gekostet! Jede professionelle Hure
hätte
Weitere Kostenlose Bücher