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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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mehr verlangt.«
Er stand abrupt auf. Die Stuhlbeine quietschten auf dem
gefliesten Boden, als er den Stuhl nach hinten stieß. »Ich
nehme an, das Abendessen ist abgeblasen, oder?«, fragte er
kalt.
»Darauf können Sie wetten«, entgegnete ich genauso kalt.
Er legte beide Hände auf den Tisch und beugte sich zu
mir herab. Sein Gesicht war dunkel vor Wut und Drohung.
In seinen Augen schimmerte eine Mischung aus Hass, Angst
und Verzweiflung. Ich hielt den Atem an und hoffte, dass
ich ihn nicht falsch eingeschätzt hatte.
»Ich schwöre Ihnen, falls Sie jemals auch nur ein Wort
davon …«, begann er.
»Beruhigen Sie sich, Jason«, sagte ich so gleichmütig, wie
ich konnte. »Niemand würde mir glauben, oder? Genau wie
Sie alle drei immer gewusst haben, dass keiner dem Mädchen Glauben schenken würde, falls sie genügend Mut aufgebracht hätte, zur Polizei zu gehen. Sie sind sicher. Zuerst
hat mich der Gedanke, dass Sie so völlig ungeschoren davonkommen, fast krank gemacht vor Wut. Doch dann fiel
mir ein, was Sie anscheinend vergessen haben, Jason. Es gibt
keine Ehre unter Dieben. Außer Ihnen, Ihrem Opfer und
mir wissen noch zwei Leute, was sich in jener Nacht ereignet
hat. Das sind insgesamt fünf, Jason. Zu viele, um dieses Geheimnis für immer zu bewahren.«
Ich sah Erschrecken und dann Misstrauen in seinen Augen. »Wer weiß noch davon? Ich glaube Ihnen kein Wort!«
»Die beiden anderen Mistkerle, Jason. Ihre Kumpane. Sie
wissen Bescheid.«
Er starrte mich überrascht und verwirrt zugleich an. Er
begriff nicht, worauf ich hinauswollte. Ich erklärte es ihm.
»Sie glauben, Sie können sich auf Ihre Kumpane verlassen, weil sie alle zusammen in der Sache stecken. Falsch, Jason. Sie sind Polizist, schon vergessen? Sie sind ein Polizist
und haben eine steile Karriere vor sich. Eine richtig steile
Karriere. Und eines Tages, irgendwann in der Zukunft,
wenn Sie glauben, dass alles genauso läuft, wie Sie es sich
wünschen, wird einer Ihrer alten Kumpane auftauchen und
Sie um einen Gefallen bitten. Er wird Ihnen erzählen, dass
er in der Klemme steckt und dass nur Sie, sein Freund, ihm
helfen können. Irgendeine dumme Geschichte. Betrug, oder
Unfallflucht mit tödlichem Ausgang, wer weiß? Oder er hat
ein anderes Mädchen mitgenommen, um mit ihm die gleichen Spiele zu spielen, nur, dass es diesmal gründlich schief
gegangen und das Mädchen tot ist. Was auch immer, er
wird zu Ihnen kommen und in der einen oder anderen
Form um Hilfe bitten. Vielleicht möchte er nur Insiderinformationen. Vielleicht möchte er wissen, wie viel die Polizei weiß, um sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen, oder
er bittet Sie darum, ein Protokoll zu verlegen oder irgendeinen Zusammenhang bewusst nicht herzustellen oder einen
untergebenen Beamten anzuweisen, seinen Bericht umzuschreiben. Er wird sagen, Du bist doch ein alter Kumpel, Jason, du kannst meine Bitte nicht ablehnen. Und Sie, Jason,
können tatsächlich nicht ablehnen, weil er etwas gegen Sie
in der Hand hat.«
Harford schüttelte den Kopf.
»Ich weiß, was Sie denken«, fuhr ich fort. »Sie denken, er
kann mich nicht auffliegen lassen, weil er selbst mit drinhängt. Aber wenn es so weit ist, wenn er bereits in Schwierigkeiten steckt, Jason, dann macht es ein weiterer Skandal
wahrscheinlich nicht mehr so viel schlimmer für ihn. Im
Gegensatz zu Ihnen. Sie haben alles zu verlieren. Als ich eben
sagte, für den Augenblick wären Sie in Sicherheit, meinte
ich genau das. Für den Augenblick. Sie selbst waren es, der
mir gesagt hat, es gäbe keine Ehre unter Dieben. Ich wette,
es gibt auch keine unter Vergewaltigern. Wenn der Boden
unter den Füßen heiß wird, fangen alle an zu singen, nicht
wahr, Jason?«
Er sah aus wie ein Mann, der mitten in einem schlimmen
Traum gefangen war und hoffte, dass er endlich aufwachte,
während er zugleich Angst davor hatte, niemals wach zu
werden. Langsam ging er zur Tür. Als er dort angekommen
war, rief ich ihm hinterher. »Inspector?«
Unwillig wandte er sich um. »Ja?« Seine Stimme war ausdruckslos, sein Gesicht versteinert. Doch ich hatte keine
Angst mehr vor ihm. Ich hatte ihm den Schneid abgekauft,
einstweilen zumindest. Er würde sich erholen, äußerlich jedenfalls. Doch von diesem Tag an würde er sich nie wieder
in die Nähe seiner alten Freunde begeben. Er würde alleine
sein, und er würde tagaus, tagein mit der nagenden Furcht
im Hinterkopf leben, und jeder seiner Erfolge würde ihm
vergällt. Jedenfalls

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