Granger Ann - Varady - 03
sich und stieß ein wütendes Zischen aus. »Jedenfalls ist es
bis zu uns vorgedrungen. Du weißt, wie das ist. Dad meint,
du hättest den Verstand verloren!«
Obwohl es mich nichts anging, versuchte ich Ganesh zu
Hilfe zu kommen. »Es sieht wirklich gut aus, Usha. Hast du
den neuen Waschraum schon gesehen?«
»Nein, habe ich nicht! Aber ich werde ihn mir ansehen!
Ich muss nach Hause zurück und Dad genau berichten, was
alles gemacht wurde, damit er es Hari schreiben kann.«
Wir gingen die Treppe hinunter, um den neuen Waschraum in Augenschein zu nehmen. »Warte nur, bis du ihn
siehst«, sagte Ganesh kampflustig. »Der alte war eine Gefahr
für Gesundheit und Leben! Sieh nur!« Er stieß die Tür auf.
Usha sah sich um. »Sicher, sieht ganz gut aus. Aber wie
viel hast du dafür bezahlt?« Sie wirbelte zu Ganesh herum,
und ihre Augen leuchteten vor Misstrauen. »Und wo ist das
alte Klo?«
»Hitch hat den ganzen alten Plunder entsorgt. Er hat
ganze Arbeit geleistet«, erklärte Ganesh stolz.
Ich beobachtete Ushas Gesicht und wusste gleich, dass
Ganesh irgendwie nicht die richtige Antwort gegeben hatte.
»Entsorgt?« Sie warf dramatisch die Hände in die Höhe
und deutete dann auf das neue Klo, das an der Stelle erstrahlte, wo das alte gestanden hatte. »Er hat dieses wunderschöne viktorianische Wasserklosett entsorgt ? Er hat vermutlich nichts dafür bezahlt, oder? Du hast den Wert dieses
Klos nicht vom Rechnungsbetrag abgezogen?«
»Welchen Wert?«, fragte Ganesh verwirrt. »Es war fast
hundert Jahre alt.«
»Ganz genau, es war fast hundert Jahre alt !«, kreischte
Usha. »Die Leute sind ganz verrückt nach Wasserklosetts
aus dieser Epoche, mit schönen viktorianischen Mustern
darauf! Es gibt Sammler für viktorianische Armaturen! Das
sind unheimlich gesuchte Antiquitäten, falls du weißt, was
das ist! Das Klo von Onkel Hari war in perfekt erhaltenem
Zustand! Die Glasur hatte nicht einen Sprung, keine abgesprungenen Ecken, nichts! Es war von Doulton! Bei Auktionen erzielen diese Klosetts zwischen fünf- und sechshundert
Pfund!«
Im Raum herrschte plötzlich eine Stille, in der man vermutlich eine Stecknadel hätte fallen hören. Ganesh schüttelte langsam den Kopf. Auf seinem Gesicht erschien ein benommener Ausdruck.
»Nun?«, fuhr Usha mit einer Ruhe fort, die in einem den
Wunsch aufsteigen lässt, davonzurennen und niemals wieder anzuhalten. »Ich weiß zwar nicht, was du Hitch für die
Renovierung des Waschraums bezahlt hast, aber er hat seinen Gewinn sicherlich fast verdoppelt, indem er das schöne
alte Wasserklosett, das du als Müll bezeichnest, an einen
Händler verkauft hat. Und sag mir bitte nicht, Hitch hätte
nicht gewusst, wie viel es wert ist. Hitch weiß sehr genau, wie
viel alles wert ist! Er ist ein Hehler, er handelt mit diesen Dingen! Das Schlimmste von allem …«, Usha marschierte erneut
auf der Richterskala in die Höhe, »… das Schlimmste von allem ist, dass Jay und ich selbst vorhatten, Onkel Hari zu fragen, ob er uns dieses Klosett nicht verkaufen will! Zum Familienpreis!«
Schweigen. »Uhm«, sagte Ganesh endlich, und er sprach
sehr leise. »Wer hätte das gedacht?«
»Ich«, sagte ich zu ihm. »Ich habe dich gewarnt. Hitch
war schon immer ein Schlitzohr. Ehrlich, Gan, all diese Magazinbeilagen, die du gelesen hast – stand denn in keiner
etwas über Antiquitäten?«
Und wenn wir schon dabei waren, stand in keiner der Urlaubsbeilagen etwas über Kuba? Selbst ich war imstande gewesen zu sehen, dass der Hintergrund der Schnappschüsse
von Grice nicht die Kanarischen Inseln sein konnten. Was
macht es für einen Sinn, wenn man imstande ist, die begehrtesten Junggesellen der Welt aufzulisten, in der richtigen Reihenfolge, wenn man sonst nichts wirklich Nützliches
weiß? Doch dies war nicht der geeignete Augenblick, um
Ganesh darauf hinzuweisen. Er sah unendlich niedergeschlagen aus.
»Es gab jedenfalls keinen Artikel über alte Klos«, sagte er.
»Nur Porzellan und Silber und so ein Zeugs.«
Es war an der Zeit für mich, diskret zu verschwinden.
»Wenn du deine Mum und deinen Dad siehst, Usha, dann
grüß sie schön von mir«, sagte ich. »Und meine besten
Wünsche für das neue Jahr.«
»Frohe Weihnachten, Fran, meine Liebe.«
Es war Weihnachten. Frühstückszeit. Daphne und ich
küssten uns auf die Wangen und wünschten uns alles Gute
und tauschten Geschenke.
Es war schwer, ein Geschenk für Daphne zu finden, doch
inspiriert von Ganeshs schwerem Fehler mit dem
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