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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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dass die
Typen darin sich so verhalten würden, doch schließlich erklärte er sich einverstanden. Ich beobachtete, wie er den
Umschlag in seinen Blouson steckte, und fühlte mich gleich
ruhiger. Ganesh während dieser ganzen Geschichte nicht an
meiner Seite zu haben hatte eine zusätzliche Schwierigkeit
bedeutet. Und ihn ständig abweisen zu müssen und ihm
nichts verraten zu dürfen hatte unsere Freundschaft einer
echten Belastungsprobe ausgesetzt.
»Wenn ich es dir irgendwann einmal erzähle, dann wirst
du es verstehen, ich schwöre es, Gan«, tröstete ich ihn. »Ich
wünschte wirklich, ich könnte jetzt schon mit dir darüber
reden, glaub mir. Aber ich habe mein Wort gegeben, und es
tut mir ehrlich Leid.«
Wir grinsten uns dümmlich an.
Jerry Wilde meldete sich um halb eins mittags, gerade als
Hari mich nach oben geschickt hatte, um etwas zu essen.
Seine Stimme vibrierte vor mühsam beherrschter Wut.
»Wir können uns meinetwegen treffen, aber Sie sollten besser einen triftigen Grund dafür haben! Ich will nicht, dass
Sie auch nur in die Nähe von Kew kommen. Nicola hat erzählt, letzte Nacht wäre eine Bettlerin in der Straße gewesen,
die Passanten um Kleingeld angehauen hätte. Wir hatten
noch nie Bettler in unserer Straße. Waren Sie das?«
»Ich bettle nicht!«, herrschte ich zurück. »Ich bin Schauspieler, und ich arbeite zwischen meinen Engagements,
wenn sich eine Gelegenheit bietet!«
Er stieß ein ungläubiges Schnauben aus. »Erzählen Sie
das, wem Sie wollen. Außerdem – sollte das nicht Schauspielerin heißen?«
»Wir sagen das nicht mehr.«
Ein weiteres Schnauben. »Morgen ist Sonntag, und ich
kann nicht von zu Hause weg, ohne dass Flora Verdacht
schöpft. Sie müssen sich schon bis Montag gedulden, und
wir treffen uns nicht in Kew!«
Wir stritten ein wenig über den Treffpunkt und vereinbarten dann fünf Uhr nachmittags an der Oxford Circus Tube
Station, am Fahrkartenautomaten. Das war zur Hauptverkehrszeit, und es würde zugehen wie in einem Irrenhaus.
Unwahrscheinlich, dass uns irgendjemand bemerken würde.
»Oxford Circus Tube Station?«, fragte Ganesh misstrauisch, als ich den Hörer auf die Gabel zurücklegte.
»Der beste Ort, um sich zu verstecken, ist eine große
Menschenmenge«, entgegnete ich.
An jenem Nachmittag ging ich ein weiteres Mal zu Susie
Duke. Ich machte mir Sorgen um sie, und außerdem wollte
ich ihr erzählen, dass ich bei Allerton gewesen war, auch
wenn ich nicht wusste, wie es ihr helfen würde.
Der Wohnblock sah im Tageslicht nicht besser aus. Doch
Susie Duke sah um einiges besser aus als bei unserer letzten
Begegnung. Sie erkannte mich, was mich ein wenig überraschte angesichts ihres betäubten Zustands.
»Hallo!«, begrüßte sie mich und öffnete die Tür. »Kommen Sie doch rein!«
Sie schwankte auf unsicheren schwarzen Stöckelschuhen
vor mir her. Sie hatte aufgeräumt, und die Heizung war
heruntergedreht. Keine Flaschen und keine Gläser waren in
Sicht, auch wenn der Aschenbecher immer noch vor Zigarettenstummeln überquoll. Sie machte uns einen Kaffee,
und wir setzten uns ins Wohnzimmer, wo wir ihn unter
dem Blick der Keramikkatze im Kamin tranken. Susie Duke
hatte sich die Haare zurückgekämmt und mit einer großen
Schildpatt-Klammer zusammengesteckt. Passend zu den
Schuhen trug sie einen schwarzen Pullover, einen schwarzen
Rock und enge schwarze Strümpfe. Mir kam ein Gedanke.
»Es war nicht heute, oder?«, fragte ich vorsichtig. »Ich
meine, äh … Rennies, Sie wissen schon.«
»Rennies Begräbnis?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich
bin ganz in Schwarz, weil ich meine Schwester erwarte. Ich
muss aussehen, als käme ich zurecht, sonst besteht sie darauf, dass ich mit ihr nach Margate komme. Sie hat ein gutes Herz, aber sie kommandiert die Leute ein wenig zu viel
herum für meinen Geschmack. Wenn ich auch nur andeutungsweise erwähne, dass ich nicht zurechtkomme, habe ich
verloren. Also komme ich zurecht, richtig?« Sie grinste
schief.
»Sie halten sich großartig«, sagte ich, und ich meinte es
aufrichtig. Ich mochte Susie Duke sehr. Ich begriff nicht,
was sie an Rennie gefunden hatte, aber das war wohl eines
der vielen Rätsel des Lebens.
Sie hielt mir eine Packung Zigaretten hin, und als ich
dankend den Kopf schüttelte, nahm sie sich selbst eine heraus und steckte sie an. »Ich sollte aufhören oder es zumindest einschränken«, sagte sie. »Aber im Augenblick geht es
nicht.«
»Haben Sie noch einmal nachgedacht, ob Sie das

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