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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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dass er von der Mafia übernommen
wurde und die Läden der Geldwäsche dienen, aber hey, wer
bin ich, dass ich mäkle? Jimmie ist glücklich, und das ist die
Hauptsache.« Ich erklärte, welche Beobachtungen mich zu
meiner Schlussfolgerung geführt hatten. »Vielleicht stimmt ja
tatsächlich eine von diesen Geschichten, die über Jimmie im
Umlauf sind. Vielleicht hat er ja tatsächlich von seinem
schmuddeligen Laden aus eine Unterwelt-Bande geleitet.«
»Sei nicht albern«, entgegnete Ganesh. »Du hast dir zu oft Der Pate angesehen.«
»Wahrscheinlich hast du Recht«, räumte ich ein. Schließlich hatte ich auch angefangen zu überlegen, dass Jerry Wilde
doch kein Mörder war. Mein Problem war, so schloss ich, dass
ich eine überschäumende Fantasie besaß. Wahrscheinlich
rührte es daher, dass ich eine frustrierte Künstlerin war.
    Meine leidenschaftliche Entschlossenheit, mich von den
Wildes und ihren Problemen fern zu halten, dauerte nur bis
zum Mittag an, als ich im Laden einen Anruf erhielt.
»Für dich«, sagte Ganesh und hielt mir den Hörer hin.
    Ich wandte mich vom Zigarettenregal ab, das ich nachgefüllt hatte, und fragte lautlos: »Wer?«
»Ein Mädchen.«
Ein Mädchen? Angespannt nahm ich den Hörer entgegen
und drückte ihn ans Ohr, als könnte er jeden Augenblick
explodieren und mein Trommelfell zerfetzen. Das tat er
zwar nicht, doch einen Schock erlitt ich trotzdem.
»Ich möchte Fran Varady sprechen«, sagte eine entschlossene junge Mädchenstimme.
»Am Apparat …«, antwortete ich vorsichtig.
»Hier ist Nicola Wilde.«
Ich sagte nichts. Mir hatte es die Sprache verschlagen.
»Hallo? Hallo?«, brüllte sie in den Hörer. »Sind Sie noch
dran?«
»Woher haben Sie diese Nummer?«, fragte ich.
»Ich habe jetzt keine Zeit, das alles zu erklären«, kam die
ungeduldige Antwort. »Ich bin in der Schule, und wir haben
gerade Mittagspause. Ich musste mich im Schrank für die
Sportsachen einschließen.«
»Was denn, da gibt es ein Telefon?« Das war vielleicht eine Privatschule!
»Nein!« Sie war verärgert. »Ich telefoniere von meinem
Handy aus.«
Natürlich. Wie albern von mir.
»Ich will mit dir reden.« Sie war wieder in der Offensive.
»Keine gute Idee«, stieß ich hervor, während ich um meine Fassung kämpfte.
»Warum nicht? Du hast vor ein paar Tagen abends vor
unserem Haus herumgehangen, oder? Ich wette, du warst
es. Du hast mich um Kleingeld angebettelt. Du kanntest
meinen Namen. Ich habe genug davon, dass keiner mit mir
redet! Ich will wissen, was das alles zu bedeuten hat! Ich will,
dass wir uns treffen.«
»Nein«, sagte ich.
»Warum nicht?«
»Ich habe es deinem Vater versprochen.«
»Er muss es nicht erfahren. Hör zu, ich hab meiner Mutter erzählt, ich würde heute Abend nach der Schule zu einer
Freundin gehen, um dort mit ihr zusammen meine Hausaufgaben zu machen. Ich hab das schon früher gemacht, also
glaubt sie mir. Wir treffen uns bei der Earls Court Tube Station, am Fuß der Treppe, die vom Bahnsteig der Upminster
Line nach oben führt.«
Ein ungutes Gefühl von Déjà-vu erfasste mich. Treffen
auf U-Bahnhöfen schienen eine Spezialität der Wildes zu
sein. Jetzt fehlte nur noch, dass Flora sich bei mir meldete
und ein Treffen bei Notting Hill Gate vorschlug.
»Gegen fünf«, befahl die Stimme in meinem Ohr. Sie war
daran gewöhnt, ihren Willen zu bekommen. Und wenn sie
das Gefühl hatte, dass die gegenwärtigen Ereignisse an ihr
vorbeiliefen, musste es eine neue Erfahrung für sie sein, die
ihr absolut nicht gefiel.
Ich nickte schwach und stimmte zu. Vielleicht bewegte
mich trotz allem ein unbewusster Wunsch, sie näher kennen
zu lernen.
»Und?«, fragte Ganesh, als ich den Hörer auf die Gabel
zurückgelegt hatte. »Du siehst ziemlich schockiert aus.«
»Ich bin schockiert«, gestand ich. »Ich treffe mich mit einem Schulmädchen. Ich muss ihr wahrscheinlich die Hand
halten.«
    Es dauerte länger, als ich gedacht hatte, an jenem Abend
nach Earls Court zu fahren, und sie war vor mir da. Ich bemerkte sie, als ich mich dem verabredeten Treffpunkt näherte. Sie stand in einer Menschenmenge, doch für mich
war es, als stünde sie ganz allein dort. Ich hatte das Gefühl,
von überall her beobachtet zu werden. Als würde jeder uns
zusammen sehen. Jeder der vorbeieilenden Pendler mochte
Jerry Wilde kennen, Nicola erkennen und Jerry von unserer
Begegnung erzählen.
    Meine Schwester sah alles andere als erfreut aus. Sie suchte in fremden Gesichtern, runzelte

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