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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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Kartoffelladen nur als Tarnung
betrieb. Ich fand diese Geschichte besonders unglaubhaft;
schließlich verbrachte Jimmie den größten Teil seiner Zeit
in seinem Laden, und wer würde das schon tun, wenn er
Geld hatte? Ich vermutete, die Gerüchte waren von Jimmie
selbst in die Welt gesetzt worden, damit die Gäste weiter
kamen und neugierig blieben.
    Er setzte sich uneingeladen zu uns an den Tisch. »Alles in
Ordnung?«, fragte er.
Wir nahmen an, er wollte wissen, ob das Essen in Ordnung gewesen wäre, und versicherten ihm, dass dem so war.
Nun ja, es war genauso gut gewesen, wie wir es erwartet hatten, also nicht besonders gut, doch man konnte nicht behaupten, dass unsere Erwartungen enttäuscht worden waren.
Jimmie beugte sich vertraulich vor und murmelte: »Kartoffeln sind nicht mehr in, wusstet ihr das? Sie sind out,
okay?« Er nickte in Ganeshs Richtung.
Ganesh, offensichtlich zum Fachmann für die Essgewohnheiten in der Hauptstadt ernannt, erwiderte vorsichtig: »Wie man’s nimmt.«
»Nein, nein, ihr könnt mir ruhig glauben. Ich hab überlegt, den Laden in ein Pizza-Restaurant umzubauen, wisst
ihr?«
Beim Gedanken an die gleichen Kartoffelfüllungen auf
Pizzateig war ich offensichtlich blass geworden. »Es gibt
schon eine ganze Menge Pizzerias in der Gegend, Jimmie!«,
sagte ich. »Dein Laden ist wenigstens … na ja, etwas anderes.«
»Zugegeben, aber es gibt nur deswegen so viele Pizzerias,
weil sie im Moment in sind!«, grunzte er nachdenklich.
»Das ist es, was die Leute wollen. Ich dachte, wenn ich den
Laden vielleicht ein wenig streiche, damit er mehr italienisch aussieht, und ein paar von diesen schicken Flaschen
an die Wände hänge? Und eine Bedienung einstelle – willst
du einen Job?«
Das war an mich gerichtet.
Ich sagte, dass ich immer einen Job gebrauchen könnte.
Ich glaubte nicht, dass er es ernst meinte, also war es ungefährlich, bei seiner Geschichte mitzuspielen. Wir alle haben
unsere Träume.
»Also abgemacht«, sagte Reekie Jimmie. »Ich denk an
dich.«
    Ich schlief nicht besonders gut in jener Nacht. Der Mais bestand darauf, mich daran zu erinnern, warum ich ihn normalerweise vermied. Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum ich ihn an diesem Abend trotzdem genommen hatte.
Niemand anders außer mir selbst trug Schuld daran – wie
üblich. Andererseits sind Käse oder die gebackenen Bohnen
auch nichts für eine normale Verdauung. Wenn man nachts
gut schlafen wollte, gab es nur eine Möglichkeit: Man durfte
nicht bei Reekie Jimmie’s essen.
    Trotz allem döste ich irgendwann ein. Bonnie weckte
mich in den frühen Morgenstunden, wie sie es schon früher
hin und wieder getan hatte. Sie knurrte leise. Sie stand ganz
nah bei meinem Kopf. Ich streckte eine Hand nach ihr aus
und streichelte über ihren Rücken. Die Haare in ihrem Nacken hatten sich steif aufgerichtet. Sie leckte mir flüchtig
über die Finger, um mich wissen zu lassen, dass ich nicht
das Objekt ihres Grollens war, dann stieß sie erneut ein
drohendes Knurren aus.
    Ein Wagen war in die Zufahrt zu den Garagen eingebogen. Vielleicht einer der anderen Garagenmieter? Der Motor
wurde abgeschaltet. Doch ich vernahm kein Quietschen von
einem Garagentor, das geöffnet wurde. Ich lauschte angestrengt. Irgendjemand ging draußen auf und ab. Er rannte
nicht, wie ich es beim letzten Mal gehört hatte, sondern er
ging nur. Blieb stehen. Ging weiter. Und schließlich hielten
die Schritte genau vor meinem versperrten Garagentor an.
    Ich setzte mich auf, schwang die Beine aus dem Bett, hob
Bonnie vom Boden und legte ihr eine Hand über die
Schnauze.
    Gerade rechtzeitig. Am Tor ertönte ein leises Klopfen.
Bonnie zappelte und wand sich in meinem Arm und stieß
ein unterdrücktes Winseln aus. »Pssst!«, flüsterte ich der
Hündin ins Ohr. Sie erstarrte.
    Es klopfte erneut, lauter diesmal, drängender. Ich hörte
eine Stimme – eine Männerstimme. Sie klang gedämpft,
doch ich hätte schwören können, dass sie meinen Namen
rief.
    Das war alles höchst eigenartig. Jeder, der wusste, dass ich
in der Garage wohnte, wusste auch, dass ich durch die Hintertür und den Hof ein und aus ging und das Haupttor
niemals benutzte. Außerdem, wer konnte das sein, jetzt,
mitten in der Nacht beziehungsweise am frühen Morgen?
Die Garage hatte keine Fenster, deswegen konnte ich nicht
sagen, wie spät es war. Ich schob es auf meine Nerven, dass
ich mir einbildete, meinen Namen zu hören. Unter den gegenwärtigen Umständen war

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