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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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wollte es
auch gar nicht. Ich war ebenfalls neugierig. Ganesh marschierte zu Dukes Wagen, beugte sich vor der Seitenscheibe
auf der Beifahrerseite herab und klopfte ungehalten. Ich
stellte mich neben Ganesh, und Schulter an Schulter starrten wir ins Innere des Mazda.
Durch die Regentropfen und Bäche auf der Scheibe
konnten wir den Fahrer als dunkle Silhouette erkennen. Er
schien zu schlafen. Sein Kopf ruhte nach hinten geneigt auf
der Nackenstütze. Eine Schaffellmütze war nach vorn gerutscht und verdeckte die Hälfte seines Gesichts.
»Das ist jedenfalls Rennies Mütze!«, flüsterte ich mit
klappernden Zähnen. »Ich hab dir doch gleich gesagt, dass
er es ist!«
Ganesh klopfte erneut an die Scheibe, noch energischer
diesmal, doch die zusammengesunkene Gestalt rührte sich
nicht. Plötzlich lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken, und meine Nackenhaare richteten sich auf. In meiner
Magengrube breitete sich ein angespanntes Gefühl aus.
»Wir brauchen die Taschenlampe!«, sagte ich. Meine
Stimme klang dumpf und tonlos.
»Bleib zurück, Fran«, sagte Ganesh. »Lass mich zuerst einen Blick hineinwerfen.«
Er zog die Taschenlampe hervor und umrundete den Wagen zur Fahrerseite. Der Strahl der Taschenlampe erhellte
das Innere des Wagens, sodass ich selbst von der Stelle aus,
wo ich stand, alles ganz deutlich erkennen konnte, wie ein
erstarrtes Diorama. Selbst das Maskottchen, das am Rückspiegel baumelte. Der Anblick wurde dominiert von Rennie
Dukes schlaffer Gestalt im Fahrersitz. Selbst in der dicken Jacke wirkte sie zerbrechlich und schwach. Die Schaffellmütze
auf seinem Gesicht erschien mir plötzlich als eine erbärmliche Geste, die Tapferkeit vortäuschen sollte. Dukes Hände
lagen auf seiner Brust, die Finger zu Krallen gekrümmt, und
um seinen Hals, kaum erkennbar über dem Kragen seiner
Jacke, verlief ein dunkler Strich. Die Enden der Schlinge, die
ihm das Leben herausgewürgt hatten, lagen auf seinen
Schultern.
Ganesh schaltete die Taschenlampe aus. »Ich rufe die Polizei«, sagte er erschüttert und mit bebender Stimme. Er bewegte sich zum Eingang der Zufahrt, dann wandte er sich
noch einmal um. »Kommst du mit oder bleibst du hier?«,
fragte er.
»Ich bleibe hier«, flüsterte ich. »Für den Fall, dass jemand
anders vorbeikommt. Du bleibst doch nicht lange weg, oder?«
»Nein. Nur so lange, wie ich brauche, um die Polizei zu
alarmieren und Hari aus dem Bett zu holen, damit er sich
um die Zeitungen kümmern kann. Und danach bleibt keinem von uns beiden noch viel Zeit, bevor die Cops auf der
Bildfläche erscheinen, also solltest du besser sehen, dass du
dir deine Geschichte zurechtlegst, Fran, was auch immer es
für eine Geschichte sein mag.« Er zögerte. »Gibt es vielleicht
irgendetwas, das du mir vorher noch erzählen möchtest?
Schnell, bevor das Gesetz auftaucht?«
»Nein«, log ich.
Ich glaubte Erleichterung in seinem Gesicht zu bemerken.
Ich konnte es ihm nicht verdenken. Ich bin nicht sicher, ob
Unwissenheit wirklich ein Segen ist, aber manchmal macht
sie einem das Leben viel leichter, insbesondere, wenn die
Polizei einen grillt. Es ist viel schwerer, irgendetwas zu verbergen, das man weiß – wie ich bald einmal mehr aus erster
Hand erfahren sollte.
KAPITEL 6 Als die Polizei eintraf, waren die
Beamten zunächst ganz vernünftig und zugänglich. Sie überprüften den Wagen und den stillen Insassen und funkten
dann nach Verstärkung und schlugen vor, dass wir einem
von ihnen in der Wohnung über dem Laden in Ruhe alles
erzählen sollten, während der andere unten beim Tatort
blieb und aufpasste.
Ganesh meinte, das würde seinem Onkel nicht gefallen.
Die Polizisten blickten düster drein. Einer von ihnen blies
sich in die Hände und rieb sie unglücklich gegeneinander
wegen der Kälte. Seine Chancen, auf diese Weise Wärme zu
erzeugen, standen genauso schlecht wie die eines Pfadfinders mit zwei Stöcken und einem Haufen nasser Zweige.
Der Regen hatte inzwischen ein wenig nachgelassen, doch es
war nicht wärmer geworden. Wir alle standen in der grauen
Morgendämmerung im Windschatten der Garagen herum
und froren. Ganesh und ich zitterten wie Espenlaub. Die
Tatsache, dass das Gesetz gezwungen war, mit uns zusammen in der Kälte herumzustehen, konnte es leicht gegen uns
aufbringen – früher jedenfalls, als es sich sowieso gegen uns
wenden würde, heißt das. Ich dachte an die behaglich warme Wohnung – und dann an den hysterischen Hari. Ganesh
hatte Recht –

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