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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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für die das Leben
hart ist.«
»Das hätte ich nie geglaubt«, entgegnete ich. »Aber zu
wissen, dass alle anderen ebenfalls Probleme haben, hilft
mir leider nicht weiter. Sie wollen mir sicher erzählen, wie
hart das Leben für Sie ist, richtig? Ich will nicht hartherzig
klingen, aber soweit es mich betrifft, interessiert es mich
nicht. Ich habe meine eigenen Probleme, um die ich mich
kümmern muss. Sie haben Ihre, und damit basta.«
»Ich bin Polizistin, Fran«, entgegnete sie ungerührt. »Ich
habe gelernt, wenn schon nichts anderes, nicht auf das Verständnis oder Mitgefühl der Öffentlichkeit zu zählen. Die
meisten Leute haben nicht die geringste Ahnung, wie hart
wir arbeiten, um den Frieden zu erhalten und die Verbrechen aufzuklären, die sich in der Großstadt London mit ihrer hohen Bevölkerungsdichte Tag für Tag ereignen. Sie
denken nicht an die entsetzlichen Verbrechensschauplätze,
die wir zu sehen bekommen, die halb verwesten Leichen, die
wir untersuchen müssen, die wahrhaft grauenvollen Berichte von sexuellem Missbrauch, die wir hören, oder die fassungslosen Angehörigen, die wir beruhigen oder trösten
müssen.«
Ich hatte dieses Argument schon häufiger gehört, und die
offensichtliche Frage, die es herausforderte, lautete: »Und
warum machen Sie dann in diesem Beruf weiter?«
Sie war mir vorausgeeilt. »Ich sehe es Ihrem Gesicht an,
Fran. Sie denken, wenn die Morgan das nicht aushalten
kann, dann soll sie sich einen Mann suchen und in die Küche verziehen. Aber ich kann das aushalten. Was ich nicht
ertragen kann, und das habe ich Ihnen schon früher gesagt,
ist, wenn jemand mich an der Nase herumzuführen versucht. Ich habe keine Zeit für so etwas.«
Sie lehnte sich zurück und verzog das Gesicht. »Wissen
Sie, was mich bei Fernsehkrimis oder Kriminalgeschichten
immer ankotzt? Meistens hat der Beamte, der den Fall bearbeitet, nur den einen einzigen auf dem Tisch, und er verbringt seine gesamte Zeit nur mit der Jagd nach dem einen
einzigen Verbrecher. Wenn es doch nur so wäre! Der Mord
an Clarence Duke ist im Moment mein wichtigster Fall, zugegeben. Ein Mord hat immer Priorität vor allen anderen.
Man hat nur sehr wenig Zeit bei einem Mord, bevor die
Spur erkaltet. Drei, vier Tage maximal. Danach tappt man
im Dunkeln. Also bleibt mir gar keine andere Wahl, als
Druck zu machen.«
»Dann setzen Sie doch jemand anderen unter Druck und
nicht mich!«, brummte ich.
»Sie sind aber alles, was ich habe. Vielleicht sollte ich
mich wirklich auf jemand anderen konzentrieren. Wenn Sie
mir verraten würden, auf wen? Nein? Dachte ich mir. Sehen
Sie es so: Bevor Sie das nicht tun, oder bevor Sie mir nicht
erzählen, was Sie mir verschweigen – nein, Fran. Bestimmt
nicht. Tun Sie uns beiden einen Gefallen. Ich weiß, dass Sie
etwas verbergen.«
Ich schloss den Mund.
»Und deswegen, Fran, sind Sie bis zu diesem glückseligen
Augenblick der Gegenstand all meiner Aufmerksamkeit.
Wenn Sie meinen, das nicht aushalten zu können, dann wissen Sie ja, was Sie tun müssen, um es zu ändern. Nicht
wahr? Sie sollten außerdem bedenken, dass ich nicht unbegrenzte Geduld habe und dass es einen Tatbestand gibt, der
sich ›Behinderung polizeilicher Ermittlungen‹ nennt. Bitte
bedenken Sie außerdem, dass ich zusätzlich zu dem Mord
an Clarence Duke zwei bewaffnete Raubüberfälle auf meinem Schreibtisch liegen habe, dazu einen Einbruch mithilfe
eines Fahrzeugs, eine vermisste Krankenschwester und einen Fall von versuchtem Mord durch Vergiftung, der wie
durch ein Wunder nicht zum Tod des Opfers geführt hat.
Okay, ich arbeite nicht ganz allein an diesen Fällen, ich bin
Teil eines Teams. Trotzdem, ein Tag hat nur vierundzwanzig Stunden, und hin und wieder muss ich auch einmal
schlafen. Jeder Zivilist, der durch diese Tür kommt, glaubt,
sein Problem wäre das wichtigste auf der Welt, selbst wenn
er nur seine Katze verloren hat, und die Polizei würde nicht
genug für ihn tun. Haben Sie verstanden, was ich Ihnen sagen möchte, Fran?«
»Klar und deutlich«, antwortete ich. »Ich bin nicht taub.«
»Nein, das sind Sie nicht. Und dumm sind Sie auch nicht,
weswegen ich auch höchst unwillig die Zeit aufwende, um
Ihnen all das zu erklären. Aber das ist genau der Grund, aus
dem Sie jetzt hier sitzen. Ich gebe Ihnen eine Chance, Ihre
Aussagen bis zu diesem Zeitpunkt zu überdenken. Ich verstehe, dass Ihnen vielleicht während unserer letzten Unterhaltung durch den Stress und die Umstände das

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