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Granger Ann - Varady - 04

Titel: Granger Ann - Varady - 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dass sie stets Boses muss gebaren
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Suche nach einem
wichtigen Stück Papier, während ich betete, dass ich es nicht
verloren hatte. Schließlich fand ich es und zog es hervor.
Clarence Dukes Visitenkarte. Es wurde Zeit, Gebrauch davon zu machen.
    KAPITEL 11 Die Adresse auf der Visitenkarte
führte mich zu einer Wohnung im obersten Stock eines älteren Blocks aus der Zeit des sozialen Wohnungsbaus. Es
war bereits dunkel, als ich dort ankam, und die ganze Gegend war so schlecht erleuchtet, dass ich aus zusammengekniffenen Augen auf den Boden spähte, um zu erkennen,
wohin ich meinen nächsten Schritt setzte. Der Asphalt war
gerissen und gesprungen, mit großen Löchern darin, und
der Wind hatte herumliegenden Abfall aufgewirbelt und zu
kleinen Haufen in jeder Ecke aufgetürmt. Ich sorgte mich
hauptsächlich wegen weggeworfener Nadeln, die in der
Dunkelheit schwer zu erkennen waren. So eine Nadel kann
eine Schuhsohle mit Leichtigkeit durchbohren, und man hat
sie im Fuß stecken, bevor man überhaupt merkt, wie einem
geschieht.
    Der Lift im Wohnblock war außer Betrieb. Das Treppenhaus lag in flackerndem kaltem Neonlicht. Ich stiefelte die
schmuddeligen Treppen mit den graffitiübersäten Wänden
hinauf und trat hinaus auf den Balkon, der sich entlang der
Längsseite des Hauses zog, vorbei an den Türen der Wohnungen auf dieser Etage. Hier oben war es wahrscheinlich
immer zugig, doch an diesem Abend ging der Wind wie eisige Rasierklingen durch meine Sachen, während ich die
richtige Nummer suchte. Es war die letzte Tür in der Reihe,
blau gestrichen und geschützt durch ein Metallgitter. Die
Wand neben der Tür war in giftigem Grün besprüht, die
Buchstaben GR, gefolgt von einer Wellenlinie nach unten
und einem Klecks, als wäre der Künstler unerwartet in seinem Tun gestört worden. Entweder hatte sich Clarence Duke zu Lebzeiten in seinem Job als Schnüffler Feinde geschaffen oder die Nachbarn waren ziemlich rau. Die Umgebung
jedenfalls legte die Vermutung nahe, dass Rennies Job als
Detektiv nicht sonderlich gut bezahlt gewesen war. Er hatte
vielleicht festgestellt, dass Erpressung quasi als Nebenjob
notwendig war, um sein mageres Einkommen zu ergänzen.
Ich betrachtete die Schmiererei. Als Privatdetektiv machte
man sich in der Regel bei anderen unbeliebt, genau wie als
Erpresser. Vielleicht hatte Dukes Tod ja überhaupt nichts
mit mir, meiner Mutter, den Wildes oder irgendetwas davon zu tun? Der Mann hatte wahrscheinlich mehr Feinde
gehabt, als man an Fingern und Zehen abzählen konnte.
    Es gab nur eine Möglichkeit, dies herauszufinden. Ich
läutete an der Tür. Einige Augenblicke später wurde geöffnet, und ein willkommener Hitzeschwall umfing mich. Eine
Frau erschien in dem erleuchteten Flur und starrte mich
verdrießlich durch das Metallgitter hindurch an. Sie war
dünn und wasserstoffblond und trug schwarze Leggings mit
einem Sweatshirt darüber. Ein starker Geruch nach Alkohol
hing in der warmen Luft. Sie blinzelte mich an, und ihre
Mundwinkel sanken nach unten.
»Ja?«, fragte sie abweisend.
    »Mrs Duke?« Ich hatte den Ehering bemerkt. »Könnten
wir uns vielleicht kurz unterhalten? Mein Name ist …«
Sie warf die Tür krachend ins Schloss, und der Lärm übertönte ihre von Flüchen begleitete Weigerung.
Ich lehnte mich auf die Klingel. Schließlich ertrug sie den
Lärm nicht länger, und die Tür flog erneut auf. Ich war
ziemlich froh, dass in diesem Moment das Metallgitter zwischen uns war. Sie sah verdammt wütend aus.
»Sind Sie ein verdammter Reporter oder was?«
»Nein«, sagte ich zu ihr. »Ich bin Fran Varady. Rennie hat
mich observiert, als er …« Ich suchte nach taktvollen Worten für als der kleine Mistkerl erwürgt wurde.
»… als wir ihn fanden«, beendete ich schließlich meinen
Satz. »Ich und ein Freund von mir. Wir haben die Polizei
alarmiert.« Ich zückte Rennies Karte. »Hier, sehen Sie, die
hat er mir gegeben, als wir das erste Mal miteinander geredet haben.«
»Warten Sie«, sagte sie, schloss das Metallgitter auf und
trat zurück. Ich drückte mich an ihr vorbei in den Flur. Sie
sperrte das Gitter wieder ab und schloss die Tür, jedoch
nicht, ohne dem giftig grünen Geschmiere an der Wand einen verächtlichen Tritt mit dem Turnschuh versetzt zu haben.
»Die Nachbarschaft ist auch nicht mehr das, was sie mal
war«, brummte sie. »Es sind meistens Jugendliche. Sie klauen alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Sie brauchen das
Geld für Drogen. Sie machen alles kaputt, wenn sie eine

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