Granger Ann - Varady - 05
zurück.
»Nachdem er etikettiert ist, wird er überallhin verkauft. Sie
wären überrascht, welche schicken Restaurants darauf hereingefallen sind. Einige wissen, dass sie gefälschte Ware
kaufen, andere nicht. Die Leute vertrauen auf Etiketten. Sie
denken, sie kriegen das, wofür sie bezahlen. Es ist richtiger
Betrug. Die italienische Polizei kam dahinter, bevor wir es
taten. Es ist eine internationale Kooperation«, fügte er ein
wenig gehemmt hinzu.
Wally räusperte sich; es war ein lautes, missbilligendes
Geräusch. »Ich hab von diesen internationalen Ermittlungen gehört«, sagte er. »Sie sind nichts als eine billige Ausrede
für Freikarten, das sind sie. Freiflüge nach Italien, nicht
wahr?«
»Nein, absolut nicht!«, schnarrte Parry. »Wenigstens habe
ich keinen davon bekommen!«
»Mehr Glück beim nächsten Mal«, wünschte ich ihm.
»Lassen Sie das, Fran«, sagte Parry müde. »Ich habe genug Ärger heute Morgen.« Er nickte in Richtung des Korridors und der Kellertreppe. »Wir haben einen Teil von diesem Zeug unten im Keller gefunden, etikettiert als das Teuerste vom Teuren.«
»Ich hab’s dir ja gleich gesagt!«, schnaubte Wally von seiner Besenstütze in meine Richtung. »Ich hab dir gleich gesagt, dass dieses Zeug nichts taugt!« Er trat näher. »Die Leute denken, ich könnte einen Wein nicht vom andern unterscheiden. Dieser Luigi hat versucht, mir zu erzählen, dass
das alles gutes Zeugs wäre. Ich weiß es besser. Ich hab alles
probiert. Er hat mich nicht getäuscht, hat er. Ich kenn mich
aus mit Wein.«
»Ah, ich nehme an, Sie haben genug davon getrunken«,
sagte Parry angewidert.
»Das ist richtig«, bestätigte Wally. »Ich bin Connaisseur,
ob Sie’s glauben oder nicht.« Er richtete sich auf. »Man
kann eine Flasche nicht nach ihrem Etikett beurteilen, richtig? Dieser Wein im Keller hat gute Etiketten und ist Dreck.
Und jetzt ich … Sie sehen mich an und versehen mich mit
einem schlechten Etikett, nicht wahr? Sie glauben wahrscheinlich, ich hätte keine Ahnung.«
Er schob sein backenbärtiges Gesicht ganz dicht vor das
von Parry, der instinktiv vor ihm zurückwich.
»Ich hab früher im Weinhandel gearbeitet«, erzählte Wally.
»Jahre, bevor ich in Schwierigkeiten kam. Ich war Einkäufer
für eine sehr angesehene Firma. Alles andere mag schiefgelaufen sein für mich, aber ich weiß immer noch, was ein guter
Wein ist und was nicht! Ich kenne mich auch mit Betrug aus.
Ich hab schon früher derartige Versuche erlebt. Sie sind Gift
für den Weinhandel. Hier, ich hab was für Sie!«
Er kramte in seinem voluminösen, heruntergekommenen
Regenmantel mit den vielen Flecken von Schnaps und Fett.
Parry und ich verfolgten seine Bemühungen mit einigem
Schrecken.
Schließlich fand Wally, wonach er gesucht hatte, und zog
ein zerfleddertes Notizbuch hervor. »Ich hab alles aufgeschrieben«, sagte er. »Ich wusste, dass Sie eines Tages auftauchen würden; also hab ich Buch geführt, okay? Sämtliche Lieferungen mit Datum und Uhrzeit und was geliefert
wurde. Und ich hab auch die Weine verkostet«, fügte er virtuos hinzu. »Nur um sicher zu sein, dass sie tatsächlich
nicht echt waren. Ich hab einigen wirklich grauenhaften
Kram getrunken, seit ich hier arbeite. Trotzdem, alles für
den guten Zweck.«
»Mir blutet das Herz«, bemerkte Parry. »Sie haben nicht
zufällig daran gedacht, früher mit Ihren Informationen zu
uns zu kommen?« Vorsichtig nahm er das Notizbuch aus
Wallys ausgestreckter Hand.
»Oh, sicher, und Sie hätten mir jedes Wort geglaubt,
nicht wahr?«, spottete Wally. »Wie dem auch sei, wir verlieren jetzt wohl alle unsere Jobs, nicht wahr? Ich, sie …«, er
deutete mit einem gelben Fingernagel auf mich, »… und
Jimmie, der ein wirklich guter Freund für mich ist. Er hat
nichts getan. Er hat überhaupt keine Ahnung, was hier vorgeht. Sie machen das alles heimlich, hinter seinem Rücken.
Sie haben mich behandelt wie Dreck. Deswegen dachte ich,
okay, wenn irgendwann die Cops auftauchen, dann bereite
ich ein paar Informationen für sie vor. Vielleicht krieg ich ja
sogar ein paar Mäuse für meine Arbeit.«
»Darauf sollten Sie lieber nicht vertrauen«, sagte Parry.
Wally starrte ihn finster an. »Sie haben verdammt lang
gebraucht, um dahinterzukommen, ›internationale Kooperation‹ hin oder her«, sagte er in einem letzten Seitenhieb.
»Sie gehen jetzt besser nach Hause, Fran«, wandte Parry
sich an mich. »Es sieht ganz danach aus, als müsste ich unseren
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