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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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sie, den Blick immer noch auf die Wiese gerichtet. »Der Mann, mit dem sie zusammen ist.«
    »Kennen Sie hin?«, fragte Jeffrey, dann fügte er hinzu: »Hypothetisch?«
    »Allerdings«, sagte sie. »Zumindest kenne ich diesen Typ von Mensch. Ich kenne diesen Typus besser als mich selbst.«
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen folgen kann.«
    Sie zog den Reißverschluss ihres Kragens ein wenig nach unten und rückte den Stoff zur Seite. Auf ihrem Schlüsselbein war ein großer blauer Fleck. Violett zeichneten sich Fingerabdrücke an ihrem Hals ab. Jemand hatte sie gewürgt.
    Jeffrey traute seinen Augen nicht. »Wer …«, doch die Antwort lag auf der Hand.
    Jill Rosen schloss den Reißverschluss. »Ich muss gehen.«
    »Ich kann Sie mitnehmen«, bot Jeffrey an. »In ein
Frauenhaus – «
    »Ich gehe nach Hause zu meiner Mutter«, sagte sie und lächelte traurig. »Da gehe ich immer hin.«
    »Dr. Rosen«, sagte er. »Jill – «
    »Danke für Ihre Anteilnahme«, unterbrach sie ihn. »Aber ich muss jetzt wirklich gehen.«
    Er stand da und sah ihr hinterher, als sie sich den Weg durch eine Gruppe von Studenten bahnte. Mit zwei, drei von ihnen wechselte sie ein Wort, als wäre nichts passiert. Er war hin und her gerissen, ob er ihr hinterhergehen sollte oder Brian Keller suchen, um ihm zu zeigen, wie es sich anfühlte, herumgeschubst zu werden.
    Instinktiv entschied sich Jeffrey für Letzteres und lief mit schnellem Schritt in Richtung des naturwissenschaftlichen Trakts. Als Kind, wenn er versucht hatte, bei seinen Eltern dazwischenzugehen, hatte er erfahren, dass Zorn nur noch mehr Zorn erzeugte. Jetzt holte er tief Luft, um sich zu beruhigen, bevor er die Tür zu Kellers Büro öffnete.
    Das Zimmer war leer bis auf Richard Carter, der hinter Kellers Schreibtisch stand und sich mit dem Kuli ans Kinn tippte. Sein erwartungsvoller Blick verwandelte sich in Enttäuschung, als er Jeffrey erkannte. »Ach, Sie sind es.«
    »Wo ist Keller?«
    »Das würde ich auch gern wissen«, blaffte Richard zurück. Er lehnte sich über den Schreibtisch und kritzelte eine Nachricht. »Wir waren vor dreißig Minuten verabredet.«
    »Ich habe gerade mit seiner Frau über seine angebliche Affäre gesprochen.«
    Carter grinste. »Ach, wirklich? Was hat sie gesagt?«
    »Dass es nicht stimmte«, sagte Jeffrey drohend. »Sie müssen ein bisschen vorsichtiger sein mit dem, was Sie herumerzählen.«
    Richard schien beleidigt. »Ich habe doch gesagt, dass es nur ein Gerücht war.«
    »Sie mischen sich in das Leben anderer Leute ein. Außerdem verschwenden Sie meine Zeit.«
    Richard seufzte. »Tut mir leid«, murmelte er wie ein ungezogenes Kind.
    Doch Jeffrey ließ ihn noch nicht davonkommen. »Wegen Ihnen habe ich eine falsche Fährte verfolgt.« Als keine Antwort kam, setzte er hinterher. »Es sind Menschen gestorben, Richard.«
    »Das weiß ich, Chief Tolliver, aber was zum Teufel hat das mit mir zu tun?« Richard ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Darf ich ehrlich sein? Ich weiß, es ist fürchterlich, was geschehen ist, aber wir haben hier zu arbeiten. Es ist wichtig. In Kalifornien sitzen Leute, die arbeiten an der gleichen Sache. Die sagen nicht: ›Oh, Brian Keller ging’s nicht gut in letzter Zeit, lass uns warten, bis er wieder besser drauf ist.‹ Nein, Sir. Die sitzen Tag und Nacht dran – Nacht und Tag –, um uns zuvorzukommen. Wissenschaft ist kein Höflichkeitsabtausch. Es geht um Millionen, vielleicht Milliarden.«
    Jeffrey sagte: »Ich wusste nicht, dass Sie mit Brian zusammenarbeiten.«
    »Wenn er mal auftaucht.« Er warf den Stift auf den Schreibtisch, nahm seine Aktenmappe und ging zur Tür.
    »Wohin gehen Sie?«
    »Zum Unterricht«, sagte Richard. »Irgendwer muss schließlich den Betrieb am Laufen halten.«
    Er verließ das Labor mit einem theatralischen Seufzer. Statt ihm zu folgen, ging Jeffrey an Kellers Schreibtisch und las, was auf dem Zettel stand: »Lieber Brian, ich schätze, du bist in Gedanken ganz bei Andy, aber wir müssen den Antrag jetzt formulieren, sonst ist es zu spät. Wenn du willst, dass ich es allein mache, sag es einfach.« Neben seinen Namen hatte Richard ein Smiley gemalt.
    Jeffrey las sich den Zettel zweimal durch. Er versuchte, Richards Hilfsbereitschaft mit seinem Ärger zusammenzubringen. Es passte nicht, dabei war Richard alles andere als der rationale Typ.
    Jeffrey warf einen Blick auf die Tür, dann beschloss er, sich Kellers Schreibtisch näher anzusehen. Er hockte gerade vor der unteren Schublade,

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