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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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als sein Telefon klingelte.
    »Tolliver.«
    »Chief«, sagte Frank. Jeffrey hörte schon an Franks Ton, dass er nichts Gutes zu melden hatte. »Wir haben noch eine Leiche.«

    Jeffrey parkte vor dem Studentenwohnheim der Männer. Er sah noch immer Jill Rosen vor sich, die ihm ihre Prellungen zeigte. Er hätte es nie für möglich gehalten, dass Keller der Typ Mann war, der seine Frau schlug. Doch Jeffrey war heute schon mit so einigen Enthüllungen überrascht worden. Es kratzte nicht einmal mehr an seinem Selbstbewusstsein, dass er bei dem Ehepaar möglicherweise eindeutige Hinweise übersehen hatte.
    Jeffrey überlegte, ob er Sara anrufen sollte oder nicht. Er wollte nicht, dass sie am Tatort aufkreuzte, aber sie würde sich die Leiche ohnehin vor Ort ansehen müssen. Er versuchte, sich eine gute Entschuldigung auszudenken, es nicht zu tun, doch schließlich tippte er ihre Nummer ins Telefon.
    Es klingelte fünfmal, bevor Sara dranging und ein verschlafenes Hallo murmelte.
    »Hallo«, sagte Jeffrey.
    »Wie viel Uhr ist es?«
    Immerhin klang sie besser als gestern Nacht. »Tut mir leid, dass ich dich wecke.«
    »Hm … was ist los?«, fragte sie, und er hörte, wie sie sich im Bett aufsetzte. Gegen seinen Willen stellte er sich vor, jetzt bei ihr zu sein, und er fühlte eine Regung in sich aufsteigen, die er lange nicht mehr gespürt hatte. Nichts hätte er lieber getan, als neben Sara ins Bett zu kriechen und den Tag noch einmal von vorne zu beginnen.
    Sara sagte: »Vor zwanzig Minuten hat Mama angerufen. Tessa geht’s ein bisschen besser.« Sie gähnte laut. »Ich habe noch Papierkram im Leichenschauhaus zu erledigen, und dann wollte ich nachmittags wieder nach Atlanta fahren.«
    »Deshalb rufe ich an.«
    »Was ist los?«
    »Es hat sich einer aufgehängt«, sagte er. »Im College.«
    »O Gott«, stöhnte Sara. Das hätte von Jeffrey selbst kommen können. In einer Stadt, wo die Mordrate zehnmal niedriger war als im Rest des Landes, stapelten sich plötzlich die Leichen. – Sie fragte: »Wie viel Uhr?«
    »Ich weiß es noch nicht genau. Ich habe den Anruf gerade erhalten.« Er fügte hinzu: »Du kannst auch Carlos schicken.«
    »Nein, ich muss die Leiche sehen.«
    »Mir gefällt es nicht, wenn du dich hier auf dem Campus aufhältst«, sagte er. »Wenn was passiert – «
    »Ich muss nun mal meine Arbeit machen«, sagte sie. Ihr Ton machte deutlich, dass es da nichts zu diskutieren gab.
    Jeffrey wusste, dass sie Recht hatte. Sara hatte nicht nur ihre Arbeit zu machen; sie musste ihr Leben leben. »Jeff?«
    Er gab nach. »Im Wohnheim der Männer, Gebäude B.«
    »Gut«, sagte sie. »Ich bin in ein paar Minuten da.«
    Jeffrey legte auf und stieg aus dem Wagen. Er lief an einer Gruppe von Jungen vorbei und betrat das Wohnheim. Starker Alkoholgeruch umgab ihn wie eine Wolke. Damals in Auburn, wo Jeffrey Geschichte studiert hatte, wenn er nicht gerade beim Football die Ersatzbank drückte, hatten sie auch ziemlich heftig gefeiert, aber er konnte sich nicht erinnern, dass es im Wohnheim je so gestunken hätte.
    »Hallo, Chief«, grüßte Chuck. Er stand oben an der Treppe und hatte die Hände in die Taschen seiner zu engen Hose gesteckt. Die Wirkung war obszön, und Jeffrey wünschte, der Mann würde einen Schritt zurückgehen, wenn er die Treppe heraufkam.
    »Chuck«, sagte er und starrte beim Aufstieg auf die Stufen.
    »Schön, dass Sie endlich aufkreuzen. Kev und ich haben schon auf Sie gewartet.«
    Jeffrey hasste es, wenn Chuck den Dekan beim Spitznamen nannte, als wären sie dicke Freunde. Wäre Albert Gaines nicht zufällig Chucks Vater, hätte Kevin Blake ihn keines Blickes gewürdigt, geschweige denn mit ihm Golf gespielt. Nicht dass Kevin den Golfplatz so bald wieder sehen würde. Wahrscheinlich war er für den Rest des Monats damit beschäftigt, die Telefonanrufe ängstlicher Eltern zu beantworten, die sich sorgten, weil die Kommilitonen ihrer Kinder in letzter Zeit wie die Fliegen starben.
    »Ich rede mit ihm, sobald ich kann.« Jeffrey fragte sich insgeheim, wie lange er das Treffen mit dem Dekan noch aufschieben konnte.
    »Der hier ist nicht ganz harmlos«, sagte Chuck. Er meinte den Selbstmord. »Den hat’s mit runtergelassenen Hosen erwischt.«
    Jeffrey achtete nicht auf die Bemerkung. »Wer hat ihn gefunden?«
    »Ein Kommilitone.«
    »Ich will mit ihm sprechen.«
    »Er ist gerade unten«, sagte Chuck. »Adams hat versucht, ihm was aus der Nase zu ziehen, aber ich musste übernehmen.« Er zwinkerte

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