Grant County 03 - Dreh dich nicht um
ist über Ostern heimgefahren.«
»Ich will mit ihm sprechen.«
»Ich besorge dir später die Nummer vom Dekan.«
Jeffrey ging durchs Zimmer und bemerkte eine zerbrochene Plastikspritze auf dem Boden. Die Pfütze darum herum war eingetrocknet, doch es zeichnete sich deutlich das Profil eines Stiefels darin ab.
Er starrte den Abdruck an, dann sagte er zu Brad: »Sag Brad, er soll das hier ablichten.« Frank nickte. Jeffrey kniete sich neben der Leiche hin. Noch bevor er Frank um ein paar Handschuhe bitten konnte, hielt der alte Polizist sie ihm schon hin.
»Danke«, sagte Jeffrey und zog sie über. Der Latex klebte an seinen verschwitzten Händen. Das Licht im Raum war schwach, und Jeffrey sah sich nach der Lampe um, die Dickson benutzt hatte. Auf dem Kühlschrank stand eine, doch das Kabel war abgeschnitten. »Keiner darf das Licht anmachen, bevor wir uns das angesehen haben«, warnte Jeffrey.
Er hob Scooters Kopf. Um den Hals schlang sich ein Gürtel, den man vorher nicht gesehen hatte. Scooters Haar war so lang und fettig, dass Jeffrey auch jetzt nicht viel sehen konnte.
Er schob die verfilzte Mähne beiseite. Der Gürtel wand sich einmal um den Hals und war so eng geschlossen, dass er in die Haut schnitt. Jeffrey wollte den Gürtel nicht lösen, doch er entdeckte ein dünnes Stück Schaumstoff darunter. Der Gürtel war hinten um einen zweiten Gürtel geschlungen, dieser aus Stoff, er war mit der Schnalle an einem Ösenhaken an der Wand festgehakt. Der Stoffgürtel war straff gespannt, das Gewicht der Leiche zog an dem Haken in der Wand. Jeffrey drehte sich zur Seite und sah, dass der Fernseher genau im Blickwinkel des Toten stand. Es war ein billiges Gerät, keine hundert Dollar wert. Daneben stand eine Dose Tigerbalsam, an der Bröckchen einer weißen Substanz klebten. Jeffrey hatte keine Ahnung, was es war. Er wandte sich um, nahm einen Kuli heraus und drückte damit auf den Eject-Knopf des Videorecorders. Auf dem Etikett sah man eine eindeutige Zeichnung, der Film nannte sich »The Bare Wench Project«.
Jeffrey stand auf und zog sich die Handschuhe aus. Frank folgte ihm auf den Flur.
»Hast du irgendjemand angerufen?«, fragte Jeffrey Lena.
»Was?«, sagte sie stirnrunzelnd. Sie hatte sich offensichtlich auf ein weiteres Verhör vorbereitet, doch diese Frage traf sie unerwartet.
»Als du herkamst, hast du da jemanden mit dem Handy angerufen?«, wiederholte Jeffrey.
»Ich habe gar kein Handy.«
»Das soll ich glauben?«
»Weißt du, was ich hier verdiene?« Lena schnaubte ungläubig. »Ich kann mir das Essen kaum leisten.«
Jeffrey wechselte das Thema. »Ich habe gehört, du hast eine Nadel gefunden.«
»Wir sind vor einer halben Stunde hergerufen worden«, sagte sie, offensichtlich die Antwort, die sie sich zurechtgelegt hatte. »Ich bin ins Zimmer gegangen, um nachzusehen, ob der Student noch am Leben war. Ich fand weder Puls noch Atmung. Sein Körper war steif und fühlte sich kühl an. Und dann habe ich die Spritze gefunden.«
»Sie war wirklich eine große Hilfe«, sagte Frank sarkastisch. »Hat unterm Bett nachgesehen und sich gedacht, sie erspart uns Arbeit, wenn sie das Ding selber holt.«
Jeffrey sah Lena eindringlich an. »Und dann sind wohl irgendwie deine Fingerabdrücke darauf gelandet.«
»Schon möglich.«
»Auch möglich, dass du vergessen hast, was du sonst noch alles angefasst hast, während du da drin warst?«
»Möglich.«
Jeffrey warf einen Blick zurück in das Zimmer, dann sah er Lena wieder an. »Kannst du mir auch sagen, wie der Fußabdruck von deinem Freund auf dem Boden gelandet ist?«
Sie schien kein bisschen verwirrt. Sie lächelte sogar.
»Weißt du das noch nicht?«, fragte sie. »Er war es, der die Leiche gefunden hat.«
Jeffrey funkelte Frank an, doch er nickte nur. Dann sagte er: »Hab gehört, du hast schon versucht, ihn zu befragen.«
Lena zuckte die Schultern.
»Frank«, sagte Jeffrey, »hol ihn her.«
Frank ging, und Lena stellte sich ans Fenster und sah hinaus auf die Wiese. Überall lag Müll herum, Bierdosen stapelten sich zu einem Mahnmal neben dem Fahrradständer.
»Sieht aus, als hätte es hier eine Mordsparty gegeben«, sagte er.
»Sieht so aus«, sagte sie.
»Vielleicht hat dieser Typ«, er zeigte auf Scooter, »es ein bisschen übertrieben.«
»Vielleicht.«
»Sieht so aus, als hättet ihr auf dem Campus ein Drogenproblem.«
Lena sah ihn an. »Vielleicht solltest du darüber mit Chuck sprechen.«
»Ja, der Mann hat echt
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