Grant County 03 - Dreh dich nicht um
brauchst Schlaf.«
»Nein«, widersprach sie. »Ich muss in die Leichenhalle.«
»Heute nicht mehr«, sagte er und schob mit dem Fuß den Seesack aus dem Weg.
»Ich muss – «
»Du musst schlafen«, sagte er. »Du kannst ja nicht mehr geradeaus sehen.«
Sie wusste, dass er Recht hatte, und gab nach. »Ich muss erst duschen«, sagte sie dann, als ihr einfiel, mit was sie es in der Leichenhalle heute zu tun gehabt hatte. »Ich fühle mich so …«
»Schon gut.« Er küsste sie aufs Haar.
Jeffrey brachte sie ins Bad. Sara stand reglos da, während er erst sie auszog und dann sich selbst. Sie sah ihm schweigend zu, als er das Wasser andrehte und die Temperatur prüfte, bevor er ihr in die Dusche half. Als er sie berührte, regten sich vertraute Gefühle in ihr, doch an Sex schien Jeffrey nicht zu denken, als er jetzt den Waschlappen unter das heiße Wasser hielt.
Sie stand bewegungslos unter der Dusche und ließ ihn machen. Endlich musste sie nicht mehr die Verantwortung tragen. Tief in ihrem Innern hatte Sara das Gefühl, sie erwachte aus einem fürchterlichen Albtraum. Seine Berührung war so tröstlich, dass sie weinen musste.
Jeffrey bemerkte ihre Tränen. »Alles in Ordnung?«
Sara war so überwältigt von dem Bedürfnis nach seiner Nähe, dass sie nicht antworten konnte. Stattdessen presste sie sich enger an ihn. Sie hoffte, Jeffrey verstand, wie sehr sie ihn brauchte. Er zögerte, doch sie nahm seine Hand und führte sie zu ihrer Brust. Sie spürte die Muskeln in seinem Arm zucken, als seine Finger sie streichelten. Er legte die andere Hand auf ihre Scham. Sara seufzte, es fühlte sich so gut an, einen Teil von ihm in sich zu spüren. Langsam wurde sie gierig, wollte ihn ganz, doch Jeffrey behielt seinen langsamen und zärtlichen Rhythmus bei. Er nahm sich Zeit, berührte mit Hingabe jede Stelle ihres Körpers. Als Jeffrey sie schließlich gegen die kühlen Fliesen der Dusche drückte, fühlte sich Sara wieder lebendig, als wäre sie tagelang durch die Wüste geirrt und hätte endlich ihre Oase gefunden.
ELF
H aben Sie’s?«, fragte Chuck zum hundertsten Mal. »Ich hab’s«, knurrte Lena. In der rechten Hand hielt sie das Klappmesser, während sie mit links am Gitter des Belüftungsschachts rüttelte. Vor dem Fenster flackerte ein Blitz auf, und Lena zog die Schultern ein, als der Donner folgte. Das ganze Labor leuchtete auf, als hätte jemand ein Foto geschossen.
»Ich kann einen Schraubenzieher holen«, sagte Chuck, doch in diesem Moment hatte Lena das Gitter gelöst.
Lena nahm die Taschenlampe aus der Tasche und richtete sie in den Schacht.
Irgendein Idiot hatte einen der Käfige im Labor offen gelassen. Fünf Mäuse waren entkommen, und jede einzelne war mehr wert als Lenas Jahresgehalt. Alle verfügbaren Mitarbeiter wurden zur Suche beordert. Das war gegen Mittag gewesen, und jetzt war es nach sechs, doch sie hatten bisher nur zwei der knopfäugigen kleinen Viecher erwischt.
Lena hatte sich nach dem Besuch auf dem Revier umgezogen, doch von der Suche war sie völlig durchgeschwitzt. Das Hemd klebte ihr am Rücken, und sie war immer noch völlig fertig von gestern Abend. In ihrem Kopf hämmerte es, und ihre Zunge fühlte sich an wie ein alter Spülschwamm. Ein Drink hätte ihr jetzt sicher gut getan, doch Lena hatte heute Morgen im Verhörraum einen stillen Schwur geleistet: Sie würde nie wieder einen Tropfen Alkohol anrühren.
Sie begriff, was für Fehler sie gemacht hatte, und die meisten davon hatten mit Whiskey zu tun. Der Rest ging auf Ethans Konto, und sie hatte heute Morgen noch einen zweiten Schwur geleistet: Sie würde Ethan nicht wieder treffen. Ungefähr zwei Stunden lang ging das gut. Dann war sie zum Telefondienst eingeteilt worden. Ethan war am anderen Ende der Leitung in Panik ausgebrochen, er japste wie ein Mädchen, als er ihr von Scooter erzählte. Der Idiot hatte alles im Zimmer abgewischt, als gäbe es keine gute Erklärung dafür, dass seine Fingerabdrücke bei seinem Freund im Zimmer waren. Und als könnte Lena ihren Arsch nicht selber retten.
Vor Scooters Wohnheim hatte Lena zu ihm gesagt, er solle sich zum Teufel scheren, doch er ließ sie immer noch nicht in Ruhe. Er hatte sogar seine Hilfe bei der Suche nach den Mäusen angeboten. Während der letzten sechs Stunden tat er alles, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Was Lena anging, hatte sie Ethan Green oder White oder wie er auch hieß heute Morgen alles gesagt, was sie zu sagen hatte. Sie war fertig mit ihm.
Weitere Kostenlose Bücher