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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Küche, Esszimmer und Wohnzimmer auf der anderen Seite. Das zweite Schlafzimmer hatte Sibyl früher als Büro benutzt, was Nan damit machte, wusste Lena nicht.
    Lena stand im Eingang und lehnte sich gegen die Wand, um nicht umzufallen, während Nan die Tür aufschloss. Als Nan die Tür öffnete, wurden sie von den drei kurzen Pieptönen der Alarmanlage begrüßt. Angesichts von Nans Sorglosigkeit war Lena überrascht, dass sie überhaupt eine Alarmanlage hatte einbauen lassen.
    Nan schien ihre Gedanken zu lesen. »Ich weiß«, sagte sie und tippte Sibyls Geburtsdatum ein. »Ich dachte, so würde ich mich sicherer fühlen, nachdem Sibyl … und dann du …«
    »Ein Hund würde mehr bringen«, sagte Lena, doch als sie Nans ängstliches Gesicht sah, bereute sie es. »Aber der Lärm der Alarmanlage schreckt Einbrecher sicher auch ab.«
    »Am Anfang habe ich sie dauernd selbst ausgelöst. Mrs. Moushey von gegenüber hat fast einen Herzinfarkt gekriegt.«
    »Das Ding ist in Ordnung«, beruhigte sie Lena.
    »Warum glaube ich dir bloß nicht?«
    Lena stützte sich auf die Sofalehne. Sie hatte keine Kraft für belanglose Gespräche.
    Nan schien zu verstehen. »Hast du Hunger?«, fragte sie und knipste auf dem Weg durchs Esszimmer die Lichter an.
    Lena schüttelte den Kopf, doch Nan war schon in der Küche verschwunden.
    »Lena?«
    »Nein«, rief Lena. Sie stützte sich an der Couchlehne ab, als sie ins Bad ging. Von der Pille danach bekam sie Bauchkrämpfe. Und sie spürte das charakteristische Brennen, das eine Blasenentzündung ankündigte.
    Das kleine Bad war schwarzweiß gefliest. Die Wände waren bis zur Mitte gekachelt, der Rest war mit Holz vertäfelt. An einem Medizinschrank mit Spiegel steckte ein Foto von Sibyl. Lena betrachtete sich im Spiegel, dann sah sie wieder auf das Foto. Sie sah zehn Jahre älter aus als ihre Schwester, auch wenn das Bild wahrscheinlich kurz vor Sibyls Tod aufgenommen worden war. Lenas linkes Auge war zugeschwollen, die Platzwunde darunter war rot und entzündet. Ihre Lippe war aufgeplatzt, und an ihrem Hals zeigten sich Kratzer und ein riesiger blauer Fleck. Kein Wunder, dass ihr das Sprechen schwer fiel.
    »Lena?« Nan klopfte an die Tür.
    Lena öffnete.
    »Möchtest du einen Tee?«
    Lena wollte ablehnen, doch vielleicht tat der Tee ihrer wunden Kehle gut. Sie nickte.
    »Bäuchleintee oder Träumsüß?«
    Fast hätte Lena gelacht.
    Nan lächelte. »Ich nehme einfach irgendeinen«, sagte sie, als Lena keine Entscheidung fällte. »Willst du dich umziehen?«
    Lena trug immer noch die Gefängniskleidung, die man ihr gegeben hatte, als ihre eigenen Kleider als Beweisstücke konfisziert wurden.
    »Ich habe noch ein paar von Sibyls Sachen, wenn du
willst …« Im selben Moment schienen sie beide zu dem Schluss zu kommen, dass sie sich nicht wohl fühlen würden, wenn Lena Sibyls Kleider trug.
    »Ich gebe dir einen Schlafanzug von mir, der dir sicher passt«, sagte Nan. Sie ging in ihr Zimmer, und Lena folgte ihr. Neben dem Bett hingen noch weitere Fotos von Sibyl, und auf dem Nachttisch saß Sibyls alter Teddybär.
    Nan beobachtete Lena.
    »Was ist?«, fragte Lena. Sie wollte den Mund nicht zu sehr bewegen, damit ihre Lippe nicht wieder zu bluten begann.
    Nan ging zum Schrank und kramte auf Zehenspitzen im obersten Fach herum. Sie nahm eine kleine Holzkiste herunter.
    »Die ist von meinem Vater«, sagte sie und öffnete den Deckel. In der samtenen Ausbuchtung lag eine kleine Glock. Daneben war ein volles Magazin.
    »Was machst du mit einer Pistole?«, fragte Lena. Zu gerne hätte sie die Glock aus der Kiste genommen und ihr Gewicht gespürt. Sie hatte keine Schusswaffe mehr in der Hand gehalten, seit sie aus dem Polizeidienst ausgetreten war.
    »Mein Vater hat sie mir geschenkt, nachdem Sibyl starb«, sagte Nan. Lena hatte nicht einmal gewusst, dass Nans Vater noch lebte.
    »Er war Cop. Genau wie euer Dad.«
    Lena berührte das kalte Metall, es fühlte sich gut unter ihren Fingern an.
    »Ich weiß nicht, wie man damit umgeht«, sagte Nan. »Ich kann Waffen nicht ausstehen.«
    »Sibyl konnte Waffen auch nicht leiden.« Nan wusste sicherlich, dass Calvin Adams, ihr Vater, bei einer Fahrzeugkontrolle erschossen worden war.
    Nan klappte den Deckel zu und reichte Lena die Kiste. »Nimm du sie, damit du dich sicherer fühlst.«
    Lena nahm die Kiste entgegen und drückte sie sich an die Brust.
    Dann ging Nan zur Kommode und holte einen hellblauen Schlafanzug heraus. »Ich weiß, es ist nicht dein

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