Grant County 03 - Dreh dich nicht um
ist sie sicher. Sie wohnen bei ihr auf der Etage. Keyes House. Ich wusste nicht, dass – «
»Schon gut«, unterbrach Jeffrey. Er würde alles nur noch schlimmer machen, wenn er den Ärger jetzt an Brad ausließ. Zu Frank sagte er: »Schick ein paar deiner Leute zum Highway. Sag ihnen, wir suchen einen Fußgänger. Irgendeinen Fußgänger. Vielleicht mit Jacke, vielleicht ohne.« Er sah Lena nicht an, doch ihr war sicherlich bewusst, dass jetzt alles von einer Personenbeschreibung abhing.
Frank sagte: »Die Streifenwagen sind gleich da.«
Jeffrey nickte. »Ich will eine Rasterfahndung, ausgehend von der Stelle, wo Lena den Täter gesehen hat. Wir suchen nach einem Messer. Irgendwas, was nicht hierher gehört.«
»Er hatte was in der Hand«, sagte Lena triumphierend.
»Eine weiße Tüte.«
Brad Stephens schnappte nach Luft, dann wurde er rot, als ihn alle anstarrten.
Jeffrey fragte: »Was ist?«
Erst jetzt schien er die Tragweite seiner Beobachtung zu begreifen. »Ich habe gesehen, wie Tessa auf dem Weg den Hügel hoch so Zeug aufgesammelt hat.«
»Was für Zeug?«
»Abfall, schätze ich. Sie hatte eine Plastiktüte dabei, sah aus wie von Piggly.« Piggly Wiggly hieß der Supermarkt auf der Hauptstraße. Tausende kauften dort jede Woche ein.
Jeffrey versuchte, sich zusammenzureißen. Er dachte an das Stück Plastik, das er in Tessas Hand gefunden hatte. Es konnte gut von einer Supermarkttüte stammen.
Jeffrey fragte Brad: »Hat Tessa die Tüte auf dem Boden gefunden?« Erst jetzt fiel ihm auf, wie viel Müll hier überall herumlag. Die Müllabfuhr vom College kümmerte sich vornehmlich darum, das Gelände rund um die Gebäude sauber zu halten. Hier draußen war wahrscheinlich das ganze Jahr noch nichts gesäubert worden.
»Ja, Sir«, sagte Brad. »Sie hat sie vom Boden aufgehoben, und dann fing sie an, dieses Zeug aufzusammeln, als sie den Hügel raufstieg. M-m-müll, wie gesagt, nehme ich an, Plastik und Dosen und so.«
Jeffrey versuchte, freundlich zu bleiben, vor allem, weil Brads Stottern ihn aus irgendeinem Grund nur noch mehr in Rage brachte. »Aber Sie haben nicht daran gedacht, zu ihr zu gehen und sie zu fragen, was sie da tut?«
»Ich sollte doch bei der Zeugin bleiben«, erinnerte ihn Brad. Er wurde noch röter. »Und … äh … ich wollte mich nicht einmischen. War doch ihre p-p-persönliche Angelegenheit.«
Jeffrey sagte zu Matt: »Geben Sie das per Funk durch. Dunkle Kleider, vielleicht mit einer weißen Plastiktüte.«
»Du glaubst, er hat ihr den Müll geklaut?«, fragte Lena skeptisch.
Matt hielt sich das Telefon ans Ohr und ging ein paar Schritte weg, um Jeffreys Anordnung auszuführen. Frank sah Lena an, doch es war nicht zu ergründen, was er dachte.
In aller Seelenruhe kam Chuck den Hügel heraufgestiegen. Als er anhielt und sich bückte, zuckte Jeffrey zusammen, doch Chuck band sich nur den Schuh zu.
Als er bei ihnen war, sagte er: »Ich bin bei der Leiche geblieben. Hab den Tatort gesichert.«
Lena ignorierte ihn und fragte Jeffrey: »Glaubst du, die Fälle hängen irgendwie zusammen?«
Frank hob die Brauen, und Jeffrey konnte sehen, dass der alte Polizist nach allem, was passiert war, diese Möglichkeit erst jetzt in Betracht zog. Irgendwann wäre Frank vielleicht von selbst darauf gekommen, doch Lena war den alten Herren des Dezernats immer meilenweit voraus gewesen. Es war ihr scharfer Verstand, den Jeffrey schmerzlich vermisste.
Lena wiederholte: »Es muss eine Verbindung geben.«
Doch Jeffrey ging nicht auf sie ein, nicht nur, weil Chuck dabei stand und zuhörte. Lena war seit sieben Monaten nicht mehr bei der Polizei. Sie gehörte nicht mehr zu Jeffreys Team.
Zu Frank sagte er: »Zeig mir mal den Abschiedsbrief.«
»Er lag am Ende der Brücke unter einem Stein«, sagte Frank und zog ein gefaltetes Blatt Papier aus der Tasche. Jeffrey hatte nicht die Kraft, Frank zurechtzuweisen, weil er den Zettel nicht in eine Beweismitteltüte gesteckt hatte. Und beide hatten sie Blut an den Händen.
Jeffrey überflog den Brief.
Chuck fasste sich betont nachdenklich ans Kinn. »Glaubt ihr immer noch, dass er freiwillig da runtergehüpft ist?«
»Ja«, antwortete Jeffrey und sah den Sicherheitschef des College durchdringend an. Chuck war ein wandelndes Sieb, was Geheimnisse anging. Jeffrey hatte ihn über genug Leute herziehen hören, um zu wissen, dass dem Mann nicht zu trauen war.
Frank sprang in die Bresche. »Ein Mörder hätte ihn erstochen und nicht von der Brücke
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