Grant County 03 - Dreh dich nicht um
Tatort?«
»Nah«, sagte sie. »Hinter den Bäumen, vielleicht fünfzig Meter. Ich bin wieder zurückgegangen, weil ich dachte, wenn er noch da ist, ist er in der Nähe, um was sehen zu können.«
Jeffrey fragte: »Konntest du ihn erkennen?«
»Nein«, erklärte sie. »Er hatte mich entdeckt, bevor ich ihn gesehen habe. Er hockte hinter einem Baum. Vielleicht hat er sich bei Saras Zusammenbruch einen runtergeholt.«
»Ich wollte keine Spekulationen hören«, fuhr Jeffrey sie an. Er mochte die Art nicht, wie sie von Sara sprach. Lena und Sara hatten sich nie besonders gut verstanden, aber jetzt war nicht der Zeitpunkt für Seitenhiebe, vor allem nicht nach dem, was Tessa passiert war.
»Du hast den Typ gesehen. Und dann?«
»Ich habe ihn nicht gesehen«, schoss sie wütend zurück. Jeffrey merkte, dass er sich im Ton vergriffen hatte. Er sah Frank und Matt Hilfe suchend an, doch ihre Gesichter waren ebenso verschlossen wie Lenas.
»Erzähl weiter«, sagte Jeffrey.
Lena wurde knapp. »Ich habe irgendwas gesehen. Eine Bewegung. Er ist aufgestanden und abgehauen. Ich bin ihm gefolgt.«
»Welche Richtung?«
Lena ließ sich Zeit, suchte nach dem Stand der Sonne.
»Westen, wahrscheinlich Richtung Highway.«
»Schwarz? Weiß?«
»Weiß«, sagte sie, dann setzte sie schnippisch dazu: »Vielleicht.«
»Vielleicht?«, bohrte Jeffrey nach, obwohl er wusste, dass er Öl ins Feuer goss.
»Habe ich doch gesagt«, giftete sie. »Er hat sich umgedreht und ist abgehauen. Was hätte ich tun sollen, ihn bitten anzuhalten, damit ich seine ethnische Zugehörigkeit feststellen kann?«
Jeffrey hielt einen Moment inne und versuchte, sein Temperament zu zügeln. »Was hatte er an?«
»Irgendwas Dunkles.«
»Eine Jacke? Jeans?«
»Jeans, vielleicht eine Jacke. Ich weiß nicht. Es war dunkel.«
»Mantel oder Jackett?«
»Eine Jacke … glaube ich.«
»War er bewaffnet?«
»Konnte ich nicht sehen.«
»Haarfarbe?«
»Weiß ich nicht.«
»Du weißt es nicht?«
»Ich glaube, er trug eine Mütze.«
»Du glaubst? « Plötzlich brach der ganze Frust aus ihm heraus, der sich aufgestaut hatte, seit er Tessa halb tot hatte daliegen sehen. »Herrgott nochmal, Lena, wie lange bist du Polizistin gewesen?«
Lena starrte ihn wütend an, in ihren Augen loderte der gleiche Hass, den er von Verdächtigen beim Verhör kannte.
»Du jagst einen Verdächtigen und kannst nicht mal sagen, ob er eine Mütze trug oder nicht? Was zum Teufel hast du da eigentlich gemacht, Blumen gepflückt?«
Lenas Augen funkelten, sie biss die Zähne aufeinander, um nicht zu sagen, was sie sagen wollte.
»Wir haben verdammt nochmal Glück gehabt, dass er nicht auf dich losgegangen ist, sonst hätten wir zwei Mädchen einliefern können statt nur eins.«
Sie zischte: »Ich kann gut auf mich selbst aufpassen.«
»Du glaubst, das kleine Messer, das du an der Wade trägst, hilft dir?« Ihr überraschter Blick widerte ihn an, vor allem, weil sie es besser hätte wissen müssen. Schließlich war sie in seine Schule gegangen! Den Messergurt an ihrer Wade hatte Jeffrey gesehen, als sie auf dem Hintern die Böschung hinuntergeschlittert war.
»Ich sollte dich anzeigen wegen Tragens versteckter Waffen.«
Sie hielt seinem Blick stand.
»Starr mich lieber nicht so an.«
Lena hatte die Zähne so fest zusammengebissen, dass ihre Worte kaum zu verstehen waren. »Ich arbeite nicht mehr für dich, Arschloch. «
»Chief …« Frank legte besänftigend die Hand auf Jeffreys Schulter. Jeffrey machte einen Schritt zurück, er wusste, dass er sich nicht normal verhielt. Er sah seine blutigen Kleider auf dem Boden, Tessas Blut. Auf einmal schien alles über ihm zusammenzubrechen, die Tränen auf Saras Gesicht, die ihr über die blutverschmierten Wangen rannen. Tessas Arme, die schlaff von der Trage baumelten, als sie sie hochhoben.
Jeffrey wandte sich ab, damit die anderen sein Gesicht nicht sahen. Er nahm die Brieftasche und seine Marke auf, polierte sie mit einem Zipfel seines Unterhemds und versuchte, sich dabei zu beruhigen.
In diesem Moment kam Brad Stephens dazu, er drehte die Mütze in der Hand. »Was ist los, Chief?«, fragte er.
Der Ärger drückte auf Jeffreys Stimme. »Ich habe doch gesagt, du sollst Ellen Schaffer nach Hause bringen.«
»Sie hat ein paar Freundinnen getroffen«, sagte Brad und wurde blass. »Sie wollte mit ihnen gehen.« Seine hellen blauen Augen huschten ängstlich hin und her, er stotterte: »I-i-ich hab gedacht, bei ihren Freundinnen
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