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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Ermordung war er durch seine Schwatzhaftigkeit sogar auf der Liste der Verdächtigen gelandet. Aber eher würden Lena Flügel wachsen, als dass Richard einen Mord beging.
    »Du scheinst Brian ja gut zu kennen.«
    Er zuckte die Schultern und winkte wieder jemandem hinter Lenas Rücken zu. »Der Fachbereich ist überschaubar. Wir arbeiten alle zusammen. Du weißt doch, Sibyls Zauberwort war Teamwork.«
    Wieder winkte er jemandem zu.
    Sie dachte daran, sich umzudrehen und nachzusehen, ob da wirklich jemand war, doch sie überlegte sich, dass sie mehr davon hatte, wenn sie Richard aushorchte.
    »Na ja, am Ende ist Andy nicht mehr hingegangen«, fuhr Richard fort, »und Daddy hat dem Sohnemann natürlich einen Job im Labor verschafft.« Er schnaubte. »Nicht, dass ich es unbedingt als Job bezeichnen würde, sechs Stunden am Tag auf dem Hintern zu sitzen und Hip-Hop zu hören. Sag das um Himmels willen nicht zu Brian!«
    »Es wird ihn ziemlich mitnehmen.«
    »Wen nicht? Ich schätze, sie werden beide am Boden zerstört sein.«
    »Was macht Brian genau?«
    »Biomedizin. Er bewirbt sich gerade um Forschungsgelder, aber unter uns gesagt …« Er brach ab. »Also, sagen wir so, wenn er die Gelder nicht bekommt, kann er seine Koffer packen.«
    »Hat er keinen Vertrag?«
    »Doch, doch«, sagte Richard vielsagend, »angestellt ist er schon.«
    Lena wartete auf die Fortsetzung, doch jetzt schwieg Richard untypischerweise. Aber Lena konnte sich auch ohne seine Erklärung vorstellen, wie man in Grant einen Professor loswurde, wenn er die erwarteten Leistungen nicht erbrachte. Richard selbst war das perfekte Beispiel dafür, wie die Verwaltung einen Dozenten bestrafte, ohne ihn direkt zu feuern. Täglich musste er sabbernden Erstsemestern die Grundbegriffe der Biologie näher bringen, und das seit Jahren. Der einzige Unterschied war, dass jemand wie Richard Sitzfleisch hatte.
    Lena fragte: »War er intelligent?«
    »Andy?« Richard zuckte die Schultern. »Immerhin ging er hier aufs College.«
    Lena wusste, das ließ unterschiedliche Interpretationen zu. Das GIT war ein gutes College, aber jeder, der was auf sich hielt, hätte lieber die Georgia Tech in Atlanta besucht. Wie die Emory University in Decatur gehörte die Georgia Tech zu den Eliteschulen des Südens. Sibyl zum Beispiel hatte mehrere Stipendien an der Georgia Tech erhalten, was ihr Lorbeeren unter den Kollegen einbrachte. Sie hätte überall unterrichten können. Doch aus irgendeinem Grund hatte sie sich in Grant wohl gefühlt.
    Richard klang nachdenklich. »Ich wollte immer an die Georgia Tech, weißt du. Seit ich denken kann.« Er lächelte, und einen kurzen Moment lang schien er ihr fast ein wenig sympathisch. »Als ich jung war, hatte ich meine Wände mit Georgia-Tech-Postern tapeziert. Ich wollte es allen zeigen.«
    »Was hat dich davon abgehalten?« Lena hoffte, sie würde ihn damit in Verlegenheit bringen.
    »Ich bin sogar angenommen worden«, gab Richard zurück. »Doch meine Mutter war gerade gestorben und …« Er unterbrach sich. »Na ja. Jetzt lässt es sich nicht mehr ändern.« Er zeigte mit dem Finger auf Lena. »Von deiner Schwester habe ich viel gelernt. Sie war eine sehr gute Lehrerin. Sie war ein echtes Vorbild für mich.«
    Lena ließ das Lob im Raum stehen. Sie wollte nicht mit Richard über Sibyl sprechen.
    »Meine Güte«, Richard setzte sich schnell auf. »Da ist Jill.«
    Jill Rosen stand an der Tür und sah sich nach Lena um. Die Frau sah verloren aus. Während Lena noch darüber nachdachte, ob sie sich bemerkbar machen sollte, winkte Richard ihr schon auf seine affektierte Art zu.
    Jill Rosen lächelte matt und kam zu ihnen.
    Richard stand auf. »Oh, Honey«, flötete er und nahm ihre beiden Hände.
    »Brian kommt aus Washington«, sagte sie. »Er versucht, den nächsten Flieger zu nehmen.«
    Richard machte ein mitfühlendes Gesicht. »Wenn ich irgendwas für dich und Brian tun kann …«
    »Danke«, sagte Jill, aber sie sah Lena dabei an.
    Richard hob die Brauen, doch er zog sich elegant zurück.
    »Du weißt, wo du mich findest.«
    Jill Rosen lächelte ihn verkrampft an, als er ging. Dann fragte sie Lena: »Ist Chief Tolliver schon da?«
    »Nein, noch nicht.«
    Jill Rosen musterte sie scharf, wahrscheinlich um abzuschätzen, ob Lena ihren Teil des Deals eingehalten hatte. Nun, sie war nüchtern. Die zwei Drinks, die sie nach dem Gespräch mit Jill Rosen bei sich zu Hause heruntergestürzt hatte, reichten nicht, um sie betrunken zu machen.
    Lena

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