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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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verbracht als mit anderen?«
    »Nein«, sagte sie. »Er war ziemlich einsam.«
    Lena beobachtete Jill Rosen, sie wartete auf mehr, doch wieder schien die Therapeutin um Fassung zu ringen. Sie schloss die Augen. Ihre Lippen bewegten sich tonlos, aber Lena konnte nicht ausmachen, was sie sagen wollte.
    Jeffrey gab der Mutter Zeit, bevor er sie wieder ansprach: »Dr. Rosen?«
    »Kann ich ihn sehen?«
    »Natürlich.« Jeffrey stand auf und reichte der Frau die Hand. »Ich fahre Sie zum Leichenschauhaus.« Dann sagte er zu Lena: »Chuck ist bei Kevin Blake.«
    »In Ordnung«, sagte Lena.
    Jill Rosen wirkte wie in Gedanken, doch dann sagte sie zu Lena: »Danke.«
    »Schon gut.« Lena, um eine tröstende Geste bemüht, zwang sich, Jill Rosen am Arm zu berühren.
    Jeffrey beobachtete die Szene. »Wir unterhalten uns später«, sagte er zu Lena. Es klang bedrohlich.
    Lena rieb sich mit dem Daumen über den Handrücken und sah den beiden hinterher. Auf der Galerie im zweiten Stock alberten ein paar Studenten herum, doch Lena würdigte sie keines Blickes. Sie setzte sich hin und ging die letzten zehn Minuten noch einmal durch. Was hätte sie anders machen können? Nach kurzer Zeit kam sie zu der Erkenntnis, dass sie die Ereignisse des ganzen letzten Jahres überdenken müsste.
    »Guter Gott«, stöhnte Nan Thomas und ließ sich auf den Stuhl gegenüber fallen. »Wie kannst du bloß mit diesem Arschloch arbeiten?«
    »Chuck Gaines?« Lena zuckte die Schultern, aber sie war froh über die Ablenkung. »Es ist nur ein Job.«
    »Ich würde lieber Bücherregale in der Hölle einräumen«, sagte Nan und band sich das strähnige Haar mit einem roten Gummiband zusammen. Auf dem rechten Glas ihrer Brille war ein riesiger Fettfleck, aber Nan schien ihn nicht zu bemerken. Sie trug ein T-Shirt in Hustensaftpink, das sie in den Gummibund ihres Jeansrocks gestopft hatte. Rote Converse-Sportschuhe rundeten das Ensemble ab, zusammen mit pinkfarbenen Söckchen.
    Nan fragte: »Was machst du am Wochenende?«
    Lena zuckte wieder die Schultern. »Weiß nicht. Warum?«
    »Ich wollte Hank zu Ostern einladen. Vielleicht koche ich was.«
    Lena versuchte sich eine Entschuldigung auszudenken, doch die Einladung hatte sie überrumpelt. Sie sah nur aus einem Grund in den Kalender, nämlich um herauszufinden, wann wieder Geld reinkam, und hatte keine Ahnung gehabt, dass Ostern vor der Tür stand.
    Lena sagte: »Ich überleg es mir«, und zu ihrer Erleichterung hakte Nan nicht nach.
    Von oben war Geschrei zu hören, und beide sahen zu den jungen Leuten auf der Galerie hinauf. Einer von ihnen musste Nans Missfallen bemerkt haben, denn er schickte ein entschuldigendes Lächeln herunter, bevor er ein Buch aufschlug und so tat, als ob er las.
    »Idioten«, sagte Lena.
    »Ach was, es sind nette Kerle«, gab Nan zurück, aber sie behielt sie eine Weile im Auge, um sicherzugehen, dass sie nichts weiter anstellten.
    Nan war der letzte Mensch auf Erden, mit dem Lena befreundet sein wollte, doch irgendetwas hatte sich während der letzten Monate verändert. Sie waren keine Freundinnen im herkömmlichen Sinn – sie gingen nicht zusammen ins Kino, und Lena wollte auch nichts aus Nans lesbischem Liebesleben hören. Aber sie sprachen über Sibyl. Und mit jemand sprechen zu können, der Sibyl so gut gekannt hatte, war für Lena fast, als könnte sie ein Stück von ihr zurückholen.
    »Ich habe gestern Abend versucht, dich anzurufen«, sagte Nan. »Wann besorgst du dir endlich einen Anrufbeantworter?«
    »Mach ich schon noch«, sagte Lena. Sie hatte bereits einen. Er befand sich im untersten Fach in ihrem Schrank. Lena hatte nach der ersten Woche auf dem Campus den Stecker rausgezogen. Die einzigen Leute, die anriefen, waren Nan und Hank, und beide hinterließen immer die gleichen besorgten Nachrichten und fragten, wie es ihr ging. Lena sah auf dem Display, wer anrief, und mehr brauchte sie nicht.
    »Richard war hier«, sagte Lena.
    »Oje.« Nan runzelte die Stirn. »Ich hoffe, du warst nicht allzu unhöflich.«
    »Er hat versucht, Dreck aufzuwühlen.«
    Wie gewöhnlich versuchte Nan, Richard zu verteidigen.
    »Brian arbeitet in seiner Abteilung. Sicher wollte Richard nur rausfinden, was passiert ist.«
    »Kanntest du ihn? Den Jungen, meine ich?«
    Nan schüttelte den Kopf. »Wir haben Jill und Brian jedes Jahr auf der Weihnachtsfeier der Fakultät gesehen, aber groß miteinander geredet haben wir nicht. Vielleicht solltest du dich mal mit Richard unterhalten«, schlug sie

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