Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
sagte: »Er musste erst noch ein paar Dinge erledigen.«
    »Wegen dem Mädchen?« Wahrscheinlich hatte Jill Rosen auf dem Weg über den Campus bereits mehrfach erzählt bekommen, was mit Tessa Linton passiert war.
    Lena erklärte: »Ich wollte Sie nicht damit belasten.«
    Die Frau klang kühl. »Natürlich nicht.«
    »Wir wissen nicht mal, ob es was mit Andy zu tun hat oder nicht. Ich wollte nicht, dass Sie denken – «
    »War es das Blut von dem Mädchen auf dem Brief?«
    »Das ist danach passiert. Sie hatten ihn gerade gefunden, und dann …«
    Jill Rosens Augen füllten sich mit Tränen. Sie stützte sich mit den Händen auf den Tisch, als könnte sie sich kaum noch auf den Beinen halten.
    »Soll ich Sie lieber allein lassen?«, fragte Lena in der Hoffnung, sie würde ihr Angebot annehmen.
    »Nein.« Jill Rosen schnäuzte sich die Nase. Warum sie wollte, dass Lena blieb, sagte sie nicht.
    Die beiden Frauen starrten mit leerem Blick auf die Bücherwände. Lena bemerkte, dass sie sich wieder die Narben an den Händen rieb, und zwang sich aufzuhören. Schließlich sagte sie: »Das mit Ihrem Sohn tut mir wirklich leid. Ich weiß, wie es ist, jemand zu verlieren.«
    Jill Rosen nickte, doch sie sah immer noch in die andere Richtung. »Nach dem ersten Mal« – sie zeigte auf ihren Unterarm, und Lena erriet, dass sie von Andys erstem Selbstmordversuch sprach – »ging es aufwärts mit ihm. Die Medikation hatte sich eingependelt. Es schien ihm viel besser zu gehen.« Sie lächelte. »Wir haben ihm gerade ein Auto gekauft.«
    »Ist er hier aufs College gegangen?« ’
    »Richard hat es Ihnen sicher schon erzählt«, antwortete Jill Rosen, doch sie klang nicht verbittert. »Wir haben ihn das letzte Semester vom Unterricht befreit, damit er sich ganz auf seine Genesung konzentrieren konnte. Er half seinem Vater im Labor, und in der Beratungsstelle hat er auch ein paar Sachen gemacht.« Sie lächelte bei der Erinnerung. »Donnerstags nahm er Kunstunterricht. Er war sehr gut.«
    Lena wünschte, sie hätte ihr Notizheft mitgenommen, um die Informationen aufzuschreiben, doch eigentlich gab es dafür keinen Grund. Wie Jeffrey ihr unter die Nase gerieben hatte, sie war nicht mehr bei der Polizei. Sie war nur Laufbursche bei Chucks Campus-Truppe, und nicht einmal das.
    Jill Rosen fragte: »Was meinen Sie, erwartet Chief Tolliver von mir?«
    »Wahrscheinlich will er eine Liste der Freunde ihres Sohnes von Ihnen haben, der Orte, wo er seine Zeit verbracht hat.« Mit der nächsten Frage riet Lena wild drauflos. »Nahm Andy Drogen?«
    Jill Rosen schien überrascht. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Depressive Menschen neigen manchmal zu Selbstmedikation.«
    Jill Rosen neigte den Kopf und sah Lena wissend an: »Ja, er hat Drogen genommen. Am Anfang war es Haschisch, doch ungefähr vor einem Jahr hat er mit härteren Sachen angefangen. Wir haben ihn in eine Entzugsklinik geschickt. Einen Monat später kam er zurück.« Sie hielt inne. »Er sagte mir, er sei clean, aber sicher ist man nie.«
    Lena rechnete es der Frau hoch an, dass sie zugab, nicht alles über ihren Sohn zu wissen. Nach Lenas Erfahrung bildeten sich die meisten Eltern ein, ihr Kind besser zu kennen als sonst irgendjemand, sogar besser als das Kind sich selbst.
    »Als er aus der Klinik kam, redeten seine Freunde nicht mehr mit ihm. Drogentypen wollen nichts mit Leuten zu tun haben, die clean sind.« Nachdenklich fügte sie hinzu: »Er hat sich immer schon einsam gefühlt. Er hat nirgends richtig reingepasst. Er war sehr intelligent, und damit kamen die anderen nicht zurecht. Ich schätze, man könnte sagen, er fühlte sich immer fremd.«
    »Gab es vielleicht jemand, der sauer auf ihn war? Sauer genug, um ihm etwas anzutun?«
    Lena sah einen Hoffnungsschimmer in Jill Rosens Augen, als sie fragte: »Glauben Sie, jemand könnte ihn von der Brücke gestoßen haben?«
    »N-nein«, antwortete Lena hastig. Jeffrey würde sie umbringen, wenn er herausfand, dass sie Jill Rosen diese Idee eingegeben hatte. Bei dem Gedanken sank ihr Mut. Dann fragte sie: »Werden Sie Chief Tolliver von vorhin erzählen oder nicht?«
    Jill Rosen ließ sich Zeit mit der Antwort. Sie beugte sich vor, als wollte sie Lenas Atem riechen. Auch wenn es nichts als Zahnpasta zu riechen gab, fühlte sich Lena unbehaglich.
    »Nein«, sagte Jill Rosen. »Ich werde nichts sagen.«
    »Und was ist mit der anderen Sache?«
    Jill Rosen wirkte verwirrt. »Der Therapie?« Sie schüttelte den Kopf. »Das unterliegt der

Weitere Kostenlose Bücher