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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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harte Nacht gehabt.«
    »Meinst du?«
    »Du siehst übel aus, Lena. Trinkst du jetzt auch noch?«
    »Keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Stell dich nicht dumm. Du stinkst wie ein Penner. Du hast Kotze auf dem T-Shirt.«
    Wenigstens hatte sie den Anstand, verlegen auszusehen, bevor sie es sich anders überlegte und das Gesicht wieder zu einer zornigen Maske erstarren ließ.
    »Ich habe deinen Vorrat in der Küche gesehen.« Im Regal in Lenas Wohnung standen zwei Flaschen Jim Beam und warteten darauf, ausgetrunken zu werden. Im Mülleimer lag eine leere Flasche Maker’s Mark. Im Bad hatte ein leeres Glas gestanden, das nach Alkohol roch, und ein zweites war unter das Bett gerollt.
    Jeffrey war mit einem Alkoholiker aufgewachsen. Er kannte die Rituale und die verräterischen Anzeichen. »So gehst du also damit um? Versteckst dich hinter der Flasche?«
    »Womit umgehen?«, fragte sie zurück.
    »Mit allem, was passiert ist.« Jeffrey verstummte. Dann sagte er: »Ich hatte dich nie für einen Feigling gehalten, Lena, aber es wäre nicht das erste Mal, dass du mich überraschst.«
    »Ich hab’s im Griff.«
    »Ja, sicher«, sagte er wütend. Sein Vater hatte das Gleiche gesagt, früher, und Jeffrey hatte damals ebenso wie heute gewusst, dass der Spruch einen Dreck wert war. »Und wie fühlt es sich an, wenn man sich morgens erst mal die Galle aus dem Leib kotzt, bevor man zur Arbeit geht?«
    »Kommt bei mir nicht vor.«
    »Nein? Vielleicht noch nicht.« Jeffrey erinnerte sich, wie Jimmy Tolliver allmorgendlich nach dem Aufstehen in die Schüssel gekübelt hatte, bevor er in die Küche wankte, um sich was zu trinken zu suchen.
    »Mein Leben geht dich nichts an.«
    »Ich schätze, die Kopfschmerzen vergehen, wenn du den Kaffee morgens ein bisschen aufpeppst.« Als er die Hände zur Faust ballte, merkte er, dass er seine Wut in den Griff bekommen musste, bevor das Verhör aus dem Ruder lief. Er warf das Röhrchen Pillen auf den Tisch, das er in ihrem Medizinschrank gefunden hatte. »Oder hilft dir das hier durch den Tag?«
    Lena starrte die Tabletten an. In ihrem Kopf ratterte es.
    »Schmerzmittel«, sagte sie.
    »Ganz schön starke Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen«, stellte er fest. »Kodein gibt es nur auf Rezept. Vielleicht sollte ich mal mit dem Arzt reden, der es dir verschreibt.«
    »Es ist nicht gegen die Art von Schmerzen, du Mistkerl.«
    Sie hob die Hände und zeigte auf ihre Narben. »Glaubst du, wenn man aus dem Krankenhaus kommt, ist alles plötzlich verschwunden? Glaubst du, wie durch Zauberhand ist dann alles verheilt?«
    Jeffrey starrte die Narben an. Von einer tropfte frisches Blut auf ihren Ärmel. Er versuchte, nicht das Gesicht zu verziehen, als er ein Taschentuch herausholte.
    »Hier«, sagte er. »Du blutest.«
    Lena sah ihre Hand an, dann machte sie eine Faust.
    Jeffrey legte das Taschentuch auf den Tisch. Es machte ihn wahnsinnig, dass ihr alles egal zu sein schien. »Was hält Chuck davon, dass du betrunken zum Dienst kommst?«
    »Ich trinke nicht im Dienst«, erklärte sie, doch anscheinend bereute sie es gleich wieder. Jetzt hatte er sie. Doch zu seinem Entsetzen begann Lena, wieder an der Wunde herumzukratzen.
    »Hör auf«, sagte er und griff nach ihrer Hand. Er drückte ihr das Taschentuch in die Hand, um das Blut zu stillen.
    Sie schluckte, und einen Moment lang dachte er, sie würde weinen.
    Er wollte, dass sie seine Fürsorge spürte. »Lena«, sagte er, »warum tust du dir das an?«
    Sie schwieg eine Weile, dann zog sie die Hände weg und schob sie unter den Tisch. Sie warf einen Blick auf die Akte.
    »Was ist das?«
    »Lena.«
    Sie schüttelte den Kopf. Daran, wie sie ihre Schultern bewegte, sah er, dass sie unter dem Tisch wieder an ihrer Narbe kratzte. »Bringen wir’s hinter uns«, sagte sie.
    Jeffrey ließ die Akte geschlossen, stattdessen zog er ein gefaltetes Blatt Papier aus der Jackentasche. Er sah, das Lena das Formular wieder erkannte. Sie hatte all die Jahre genug Laborberichte gelesen, um zu wissen, was er da hatte. Er schob ihr den Zettel hin.
    »Das ist ein Vergleich eines Schamhaars, das wir in dem Höschen in Andy Rosens Wohnung gefunden haben, mit einem von dir.«
    Sie schüttelte den Kopf, ohne das Dokument anzusehen.
    »Ihr habt keine Probe von mir.«
    »Ich habe es aus deinem Badezimmer.«
    »Nicht heute«, sagte sie. »So viel Zeit hattest du gar nicht.«
    »Stimmt«, sagte Jeffrey. Er sah ihr an, dass sie begriff. Frank war in Lenas Wohnung eingebrochen, als sie

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