Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
tun.«
    »Dann erklär mir doch, wie es war.«
    »Du glaubst, jemand hat Andy Rosens Selbstmord inszeniert und dann gewartet, bis Tessa Linton zum Pinkeln vorbeikommt, damit er sie erstechen kann? Das ist doch völlig bescheuert.« Sie sammelte ihre Gedanken. »Wer weiß überhaupt, wer Tessa Linton ist, und erst recht, dass sie’s mit einem Schwarzen hat? Ich hab’s jedenfalls nicht gewusst. Glaubst du, die Leute auf dem Campus interessieren sich für irgend so eine Klempnerin?« Sie sah ihn böse an. »Das ist doch reine Zeitverschwendung. Du hast nichts.«
    »Ich weiß, dass du zu viel trinkst.« Er sah, wie sie sich ver steifte. »Vielleicht hast du ja manchmal einen Filmriss? Vielleicht gibt es Dinge, an die du dich nicht erinnerst?«
    »Ich hab dir gesagt, dass ich Andy Rosen nicht kenne«, wiederholte sie.
    »Warum warst du dann so überrascht, als am Fluss sein Name fiel?«
    »Daran erinnere ich mich nicht.«
    »Ich aber«, sagte er und stopfte den Laborbericht in seine Tasche.
    »Was ist mit Chuck?«
    Jeffrey starrte sie an. Er fragte sich, ob der Alkohol ihr schon das Gehirn aufweichte. »Chuck war an dem Morgen, als wir Andy Rosen fanden, bei dir, oder nicht?«
    Sie nickte verkrampft und drehte das Gesicht weg, sodass er ihren Blick nicht sah.
    Jetzt redete er wie mit einem Schulkind. »Und als Tessa überfallen wurde, war er bei Andys Leiche.« Jeffrey wartete. »Es sei denn, ihm sind Flügel gewachsen, und er ist ihr hinterhergeflogen und anschließend schnell wieder zurück.«
    Lena sah ihn seltsam an. Jeffrey dachte, sie musste ziemlich verzweifelt sein, um ihm solche Geschichten aufzutischen. Verzweiflung gründete meistens auf Angst. Lena verbarg etwas, und Jeffrey konnte sich ganz gut vorstellen, was das war.
    Er drehte die Akte um und schlug sie vor ihr auf. »Hat Ethan dir davon erzählt?«
    Lena zögerte, doch die Neugier war stärker. Jeffrey beobachtete sie, als sie die Seiten überflog und hastig durch Ethans unschöne Vergangenheit blätterte.
    Jeffrey wartete, bis sie auf der letzten Seite war. Dann sagte er: »Sein Vater ist so eine Art Rassistenführer.«
    Lena nickte benommen. »Da steht, er ist Prediger.«
    »Das war Charles Manson auch. Und David Koresh. Und Jim Jones.«
    »Ich weiß nicht – «
    »Ethan ist in diesem Milieu aufgewachsen, Lena. Er wurde mit Hass gefüttert.«
    Lena lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. Jeffrey versuchte, an ihrer Reaktion abzulesen, ob das neu für sie war oder ob White ihr davon erzählt hatte.
    Jeffrey sagte. »Mit siebzehn wurde er wegen Körperverletzung verhaftet.«
    »Das Verfahren wurde eingestellt.«
    »Weil das Mädchen Angst davor hatte auszusagen.«
    Sie zeigte auf die Akte. »Er ist auf Bewährung, weil er in Connecticut einen Scheck gefälscht hat. Na und?«
    Jeffrey starrte sie an. Dann sagte er: »Vor vier Jahren hat man die Reifenspuren seines Pick-ups an der Stelle gefunden, wo ein Mädchen vergewaltigt und getötet wurde.«
    »Indizien, so wie bei mir jetzt?« Lena lachte bitter auf.
    »Das Mädchen war vergewaltigt und dann getötet worden«, wiederholte Jeffrey. »Sperma, das in Rektum und Vagina gefunden wurde, deutete darauf hin, dass sie von mindestens sechs Männern vergewaltigt worden war, bevor sie zu Tode geprügelt wurde.« Er wartete. »Sechs Kerle, Lena. Das sind eine Menge Leute zum Festhalten, während jeder der Reihe nach zum Schuss kommt.«
    Sie sah ihn mit leerem Blick an.
    »Ethans Pick-up war dort.«
    Lena zuckte die Schultern, doch er sah, dass sie um Fassung rang.
    »So haben sie ihn drangekriegt, Lena. Die Reifenabdrücke von seinem Pick-up. Sie konnten ihn finden, weil er längst bei ihnen auf der Liste stand.« Er tippte auf die Akte.
    »Weißt du, was er getan hat? Weißt du, was dein Freund getan hat? Er hat seine Kameraden verpfiffen, um den eigenen Arsch zu retten. Die Ratte hat zugegeben, dass er dort war, doch er hat auf der Bibel geschworen, er hätte sie nicht angefasst.«
    Sie sagte nichts.
    »Glaubst du, er saß einfach nur in seinem Pick-up und guckte zu, Lena? Hat zugeguckt, wie seine Freunde die Kleine einer nach dem anderen hernehmen? Oder meinst du, er war dabei und hat mitgemacht? Hat geholfen, ihre Hände festzuhalten, damit sie nicht kratzen konnte? Ihr die Beine zu spreizen oder vielleicht den Mund zuzuhalten, damit sich nicht schreien konnte?«
    Lena schwieg noch immer.
    »Im Zweifel für den Angeklagten. Aber was heißt das denn?«, fragte Jeffrey. »Sagen wir, er saß wirklich im

Weitere Kostenlose Bücher