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Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Grant County 03 - Dreh dich nicht um

Titel: Grant County 03 - Dreh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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die Hand. »Vielen Dank fürs Vorbeikommen.«
    »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie ihn festnehmen. Einer weniger, der mir den Schlaf raubt.« Sie ging zur Tür, doch dann blieb sie noch einmal stehen. »Wenn Sie ihn einlochen wollen, machen Sie sich auf was gefasst. Zwei Polizeichefs hat er schon verklagt.«
    »Hat er gewonnen?«
    »Sie haben sich geeinigt«, sagte sie. »Und dann sind beide zurückgetreten.« Sie sah ihn vielsagend an. »Sie würden mir viel Arbeit ersparen, Chief. Ich verlass mich auf Sie.«
    »Tun Sie das«, sagte Jeffrey. Er nahm sowohl das Kompliment als auch die Warnung ernst.
    Als sie gegangen war, sah Jeffrey zu Frank hinüber, der in die Akte vertieft war.
    »Das ist wirklich schlimm«, sagte Frank. »Soll ich ihn suchen lassen?«
    »Weswegen?«, fragte Jeffrey und nahm ihm die Akte ab. Er schlug sie auf und blätterte durch die Dokumente. Wenn Diane Recht hatte, hätten sie nur einmal die Chance, Ethan White dranzukriegen. Und dann – und Jeffrey hatte keinen Zweifel, dass es irgendwann so weit war –, dann musste der Fall wasserdicht sein.
    Frank sagte: »Mal sehen, ob Lena ausrastet.«
    »Glaubst du das wirklich?«, fragte Jeffrey. Er las wieder in Ethan Whites Strafregister. Und Diane Sanders hatte Recht: Der Bengel boxte sich anscheinend immer wieder raus. Er war in den letzten zehn Jahren mindestens ebenso oft verhaftet worden, doch nur eine einzige Anklage war durchgegangen.
    Frank fragte: »Soll ich mit reinkommen?«
    »Nein«, sagte Jeffrey und warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. »Ruf Brian Keller an. Wir waren vor zehn Minuten bei ihm zu Hause verabredet. Sag ihm, ich melde mich später bei ihm.«
    »Soll ich mich immer noch wegen ihm umhören?«
    »Ja«, sagte Jeffrey. Heute Morgen hatte er noch Lena bitten wollen, das zu tun. Doch er musste trotz der jüngsten Entwicklungen mehr über Brian Keller wissen. Irgendwas stimmte nicht mit diesem Mann. »Sag mir Bescheid, wenn du was rausgefunden hast.«
    »Mach ich.« Frank ging.
    Jeffrey legte die Hand auf den Türknauf, doch bevor er hineinging, atmete er tief durch und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Erst dann trat er ein.
    Lena starrte die Wand an. Sie saß auf dem Stuhl, der für die Verdächtigen bestimmt war – er war an den Boden geschraubt und hatte eine Öse an der Rückseite, wo man die Handschellen befestigen konnte. Der Metallsitz war hart und unbequem. Lena schäumte wahrscheinlich vor Wut – und genau aus diesem Grund hatte Jeffrey sie dorthin gesetzt.
    Jeffrey ging um den Tisch herum und setzte sich ihr gegenüber. Ethan Whites Akte legte er auf den Tisch. Im grellen Licht des Verhörraums traten Lenas Wunden noch deutlicher hervor. Sie hatte ein Veilchen und getrocknetes Blut im Augenwinkel. Die Hand versteckte sie unter dem Ärmel, doch man sah ihr förmlich an, dass sie Schmerzen hatte. Jeffrey fragte sich, wie Lena sich, nach allem, was passiert war, so etwas antun konnte. Sie war eine starke Frau und konnte mit ihren Fäusten umgehen. Die Vorstellung, dass sie sich nicht hatte wehren können, war fast lächerlich.
    Noch etwas stieß ihm übel auf, und erst, als er ihr gegenübersaß, begriff er, was es war. Lena war verkatert. Ihre Haut verströmte den Geruch von Alkohol und Erbrochenem. Sie hatte immer eine selbstzerstörerische Ader gehabt, doch Jeffrey hätte nie gedacht, dass sie diese Grenze überschreiten würde. Es war, als hätte sie nun vollständig ihre Selbstachtung verloren.
    »Warum hat das so lange gedauert?«, fragte Lena. »Ich muss arbeiten.«
    »Soll ich Chuck anrufen?«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Was soll der Scheiß?«
    Er sah sie warnend an, um ihr klar zu machen, dass sie auf ihren Ton achten sollte. Jeffrey wusste, er musste sie hart anfassen, doch jedes Mal, wenn er sie ansah, erinnerte er sich daran, wie er sie letztes Jahr gefunden hatte – an den Boden genagelt, den Körper geschändet, die Seele gebrochen. Ihr die Nägel aus den Handflächen zu ziehen, war das Schlimmste, das Jeffrey je hatte tun müssen. Bei der Erinnerung brach er noch heute in kalten Schweiß aus, doch unter all diesen Empfindungen war da noch etwas anderes. Jeffrey war wütend – nicht nur wütend, er war stinksauer. Nach allem, was sie durchgemacht hatte, wie konnte sich Lena da auf einen Typen wie Ethan White einlassen?
    »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit«, sagte sie.
    »Dann solltest du lieber nicht meine Zeit verschwenden.«
    Als sie schwieg, fuhr er fort: »Du hast gestern wohl eine

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