Grant County 05 - Gottlos
Tagen erzählt hatte.
Sara fuhr fort: «Bei Hepatitis B ist es anders. Die Krankheit kommt und geht, sie kann auch chronisch werden. Etwa zehn Prozent der Infizierten werden zu Überträgern. Das Ansteckungsrisiko liegt bei eins zu drei. Bei Aids liegt es bei eins zu dreihundert.»
Jeffrey brauchte nicht Saras mathematische Begabung, umzu begreifen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war. «Du und ich haben mehr als dreimal miteinander geschlafen, seit das mit Jo passiert ist.»
Auch wenn sie sich bemühte, es zu verbergen, sah er, wie sie bei dem Namen zusammenzuckte. «Es ist reine Glückssache, Jeffrey.»
«Ich wollte nicht sagen …»
«Hepatitis C wird über das Blut übertragen. Du könntest infiziert sein, ohne davon zu wissen. Normalerweise merkt man es erst, wenn Symptome auftreten, und von da an geht es bergab. Leberfibrose, Zirrhose, Krebs.»
Schweigend sah er sie an. Er wusste, was jetzt kommen würde. Es war wie ein Eisenbahnzusammenstoß, den er beobachtete, ohne etwas dagegen tun zu können.
«Ich bin so wütend auf dich», sagte Sara jetzt, die klarste Äußerung, die ihr je über die Lippen gekommen war. «Ich bin wütend, weil es alles wieder aufwühlt.» Sie zögerte, als versuchte sie, sich zu beruhigen. «Ich wollte vergessen, was passiert ist, neu anfangen, und jetzt wird mir das alles wieder ins Gesicht geschleudert.» Sie blinzelte, ihre Augen waren feucht. «Und falls du wirklich krank bist …»
Jeffrey versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was in seiner Macht lag. «Es ist meine Schuld, Sara. Ich habe Mist gebaut. Ich bin es, der alles kaputt gemacht hat. Das weiß ich.» Vor langer Zeit hatte er gelernt, kein «Aber» hinterherzuschieben, auch wenn es ihm durch den Kopf ging. Sara war damals so distanziert gewesen, sie hatte mehr Zeit mit ihrer Arbeit und ihrer Familie verbracht als mit ihm. Dabei erwartete er gar nicht, dass abends das Essen auf dem Tisch stand. Er hatte nur gehofft, dass sie irgendwo in ihrem engen Dienstplan auch ihn unterbringen könnte.
Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. «Hast du Dinge mit ihr getan, die du mit mir machst?»
«Sara …»
«Hattet ihr ungeschützten Verkehr?»
«Ich weiß nicht mal, was das bedeutet.»
«Das weißt du wohl», gab sie zurück. Diesmal sah sie ihn an, und ausnahmsweise konnte er ihre Gedanken lesen.
«Meine Güte», murmelte er und wünschte sich weit weg. Sara und er hatten zwar keine absonderlichen Neigungen, aber es war eine Sache, bestimmte Dinge im Bett zu erforschen, eine ganze andere, bei kaltem Neonlicht darüber zu sprechen.
«Wenn du Zahnfleischbluten hattest und sie …» Sara beendete den Satz nicht. «Selbst bei normalem Geschlechtsverkehr können mikroskopische Wunden entstehen.»
«Ich verstehe schon», erklärte er scharf, um sie zu unterbrechen.
Sara griff nach der Blutprobe und beschriftete das Etikett. «Ich frage dich das alles nicht, weil ich es so genau wissen will.»
Jeffrey ließ ihr die Lüge durchgehen. Sie hatte ihn schon damals gelöchert, hatte ihm detaillierte Fragen gestellt, über jede Geste, jeden Kuss, jede Berührung, als wäre sie auf voyeuristische Art davon besessen.
Sara stand auf, öffnete eine Schublade und nahm ein hellrosa Barbie-Pflaster heraus. Sein Arm fühlte sich taub an, als er ihn ausstreckte. Sie entfernte die Schutzfolie und klebte das Pflaster über den Wattebausch. Sie sprach erst wieder, als sie das Papier im Mülleimer entsorgt hatte.
«Willst du mir gar nicht sagen, dass ich es endlich vergessen soll?» Gespielt lässig zuckte sie die Achseln. «Einmal ist keinmal, oder? Es hatte ja nichts zu bedeuten.»
Jeffrey biss sich auf die Zunge. In diese Falle würde er nicht gehen. Das einzig Gute daran, dass sie seit fünf Jahren auf der Sache herumritt, war, dass er inzwischen wusste, wann er besser den Mund hielt. Allerdings kostete es ihn große Überwindung, nicht zu widersprechen. Sie weigerte sich, seine Seite zu sehen. Selbst wenn sie im Recht war, hieß das nicht, dass er keine Gründefür sein Handeln gehabt hätte – und nicht alle Gründe hatten damit zu tun, dass er ein Riesenarschloch war. Doch Jeffrey wusste, dass er den reumütigen Sünder zu spielen hatte. Sich beschimpfen zu lassen war ein geringer Preis für den Frieden.
Sara hakte nach. «Sonst sagst du doch immer, ich muss es vergessen. Es sei so lange her, und du wärst seitdem ein neuer Mensch geworden. Außerdem hat sie dir ja nichts bedeutet.»
«Ändert es was, wenn ich es
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