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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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erzählen hatten als ihre Gäste.
    Als der Kasten aus war, überraschte mich Laura mit einem Geständnis: »Ich habe einen Mann kennengelernt!«
    Das war nichts Neues, doch die Dramatik in ihrer Stimme deutete auf Ungewöhnliches. Ich fragte: »Wer ist es?«
    »Du kennst ihn nicht, und du sollst ihn auch nicht kennenlernen!«
    Hoppla, dachte ich, was ist in die Frau gefahren? Ich lachte und frotzelte: »Ist er der Bruder des Glöckners von Notre-Dame oder der nette Orang-Utan aus dem Tierpark?«
    »Deine drittklassigen Scherze langweilen mich!« Sie war eingeschnappt.
    »Nun sag schon«, drängelte ich, »von mir erfährt niemand ein Wort! Ich werde selbst unter der Folter schweigen!«
    »Du und schweigen? Aber gut, er ist verheiratet und hat zwei Kinder!«
    »Ach du lieber Himmel! Ein Ehemann! Laura, das gibt Ärger, wenn das rauskommt. Hatten wir uns nicht vorgenommen, die Finger von Ehekrüppeln zu lassen?«
    Sie war wenig beeindruckt. »Ach, weißt du, ich bin langsam in dem Alter, in dem nur noch die Verheirateten zu mir passen. Wenn du Glück hast, triffst du mal einen Geschiedenen. Und Männer, die mit Mitte vierzig noch ledig sind, mit denen stimmt was nicht!«
    »Ich kenne da auch andere Beispiele«, korrigierte ich, »aber grundsätzlich hast du recht. Bist du wenigstens verliebt in ihn?«
    Sie nickte.
    »Und er? Liebt er dich auch?«
    Sie zögerte. Dann sagte sie: »Ich nehme es an.«
    »Seit wann kennst du ihn?«
    »Seit vier Wochen.«
    »Wie ist er im Bett? Ausbaufähig oder Karo einfach?«
    »Maria – du bist eine verdammte Zynikerin!«
    »Sentimentale Menschen beschimpfen Realisten gern als Zyniker!«
    »Es gibt auch Männer, die nicht als Erstes mit einer Frau ins Bett steigen wollen!«
    »Was du nicht sagst? Wenn sich ein Mann für mich interessiert und ich bin nicht nach vier Wochen mit ihm im Bett, erlischt mein Interesse schlagartig. Und seins vermutlich auch.«
    »Dann hast du – im Gegensatz zu mir – immer die falschen Männer getroffen.«
    »Vielleicht. Aber Spaß hat es trotzdem gemacht. Ich dachte immer, dass Sex auch dazu gehört.«
    »Klar – aber ich genieße es, dass er anders ist. Irgendwann ergibt sich das schon von allein.«
    »Und was macht ihr den ganzen Tag – außer euch gegenseitig anzuhimmeln?«
    »Wir besuchen Kunstausstellungen, fahren ins Grüne, unterhalten uns, lesen Bücher.«
    »Sogar sprechen und lesen kann er! Nun sag schon, wo hast du dieses Wundertier getroffen, und wer ist es?«
    »Ich lernte ihn auf einer Fortbildungsveranstaltung kennen. Er hielt einen Vortrag über psychologische Märchendeutung – ein spannendes Thema. An diesem Abend ging es um die Bedeutung der Mutter in den Märchen.«
    »Wie spannend! Die Sache mit Schneewittchen, der bösen Königin und den glühenden Kohlen? Ist dein Märchenprinz ein Berufskollege von dir?«
    »Sei doch nicht so verdammt ironisch!«
    »Ironie ist eine hochentwickelte Kunstform! Ich habe lange üben müssen!«
    »Ich weiß, Maria. Aber ich mag ihn wirklich! Er ist Arzt. Aber kein Psychologe, sondern Chirurg. Psychologie ist sein Hobby.«
    Schließlich hatte mir Laura doch noch den Namen des Mannes verraten: Prof. Dr. Christian Ellenbogen. Ich hatte ihn aber nie kennengelernt.
    Unsere Beziehung war danach etwas abgekühlt. Laura brauchte Zeit für ihren Freund. Erst als die Sache vorbei war, griff ich wieder ein und half ihr über ihre Leidenszeit hinweg. Ich hatte versucht, die Gründe für die Trennung herauszubekommen. Doch Laura schwieg. Es war, als versuchte ich einen Dialog mit einem Schnellzug, der in die entgegengesetzte Richtung fuhr.

Ein Heuchler mit Heiligenschein
    Die Fotos, die ich im »Pinocchio« geschossen hatte, waren besser als erwartet. Der Fotograf hatte den Ausschnitt mit dem Paar vergrößert. Das Gesicht des Mannes war prima zu erkennen.
    »Kennst du den?«, fragte ich Peter Jansen, und der sagte spontan: »Natürlich! Das ist der Chefarzt der Zentralklinik, Ellenbogen heißt der.«
    »Was? Das war Lauras Märchenprinz!« Ich war von den Socken.
    »Wieso Lauras Märchenprinz? Und wer ist die Frau am Tisch?«
    »Frau Engler, Lauras Kollegin. Das ist die, die den armen Naider in U-Haft gebracht hat. Und Ellenbogen war Lauras letzte Liebschaft!«
    »Das geht ja ganz schön durcheinander«, bemerkte Jansen, »und warum trifft sich dieser Ellenbogen mit der Engler?«
    »Wenn ich das wüsste«, seufzte ich, »dann wäre ich ein ganzes Stück weiter!«
    Jansen konnte es nicht fassen. »Aber der Kerl

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