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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Gutweil. Ist das nicht die Frau … Ja sicher: Ich habe in der Zeitung von ihrem Schicksal gelesen. Furchtbar! Ganz schrecklich.«
    Er machte eine Pause. Dann meinte er: »Aber – der Täter ist ja wohl inzwischen gefasst worden. Verbrechen aus verschmähter Liebe. Auch das gibt es in den Volksmärchen, über die wir gerade sprechen wollten: Abweisung, gekränkte Ehre – ein Sinnbild, das sich in allen Kulturen wiederfindet. Und das Ergebnis ist in den Märchen und Sagen meist genauso grausam wie in der Realität.«
    »Den mutmaßlichen Täter kennen Sie doch auch, oder?«
    Er schüttelte den Kopf und schaute grübelnd. Wieder unprofessionell, Herr Professor. Warum nicht einfach »ja« sagen? Menschen mit ähnlichen Interessen in einer Stadt wie der unseren kennen sich immer.
    »Nein, ich glaube nicht, dass ich den Verdächtigen kenne. Zumindest kann ich mir sein Gesicht im Moment nicht vorstellen.«
    »Er heißt Agnus Naider. Er arbeitet ebenfalls in der Beratungsstelle. Und dann gibt es noch eine dritte Mitarbeiterin dort, eine Frau Engler. Sagt Ihnen der Name auch nichts?«
    Er tat so, als würde er überlegen. »Auch der Name sagt mir eigentlich nichts. Aber, was hat die Beratungsstelle eigentlich mit Ihrem Porträt über mich zu tun? Warum fragen Sie das alles?«
    »Weil ich mal hören wollte, wie geschickt Sie lügen können, Herr Professor. Ich war mit Frau Gutweil eng befreundet, und sie hat mir alles über sich und über Sie erzählt. Sie hatten eine Affäre miteinander – und das ist noch gar nicht so lange her. Zumindest nicht so lange, dass sich die Polizei dafür nicht interessieren würde.«
    Er schaute mich an wie ein kompliziertes Geschwür, das er gern mit seinem Skalpell entfernt hätte. Seine joviale Freundlichkeit war verschwunden. »Sie sind also keine Journalistin, sondern eine Erpresserin?«
    »Aber nein. Ich bin wirklich Reporterin. Aber ich war mit Laura bekannt und suche ihren Mörder. Warum geben Sie Ihre Beziehung zu ihr nicht zu?«
    Sein lauernder Blick verschwand. Er legte stattdessen etwas Schmerzliches in seine Züge. »Ich bitte Sie! Ich bin verheiratet und in Bierstadt ein bekannter Mann! Außerdem war der Kontakt zu Frau Gutweil nur kurzzeitig. Wir haben beide eingesehen, dass es zu kompliziert war.«
    Er spielte den ertappten Liebhaber, der längst bereut hatte und geläutert war. Ich wartete.
    »Werden Sie in Ihrer Zeitung etwas darüber berichten? Wenn Sie das tun, dann stürzen Sie nicht nur mich, sondern auch meine Familie ins Unglück!«
    Er appellierte an meine Anständigkeit. Nicht ungeschickt. Eigentlich hatte ich angenommen, dass er mir drohen würde. Ich hatte keine Lust mehr, die Luft war raus. Der Mann war kein Mörder, sondern nur jemand, der seine Frau hintergangen hatte. Der um seine Existenz als katholische Lichtgestalt fürchtete.
    Ich zog das Foto aus der Tasche, auf dem er und Frau Engler abgelichtet waren. »Und was ist das? Was haben Sie Frau Engler in dem Umschlag zugesteckt?«
    Seine Antwort kam prompt: »Sie wusste von Frau Gutweil und hat mich erpresst. Ich habe ihr Geld gegeben.«
    »Wie viel?«
    »5000 Mark.«
    »Warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen?«
    »Damit die mich in Verbindung zu dem Mord bringen?«
    »Sie sind ein mieser Heuchler!«
    Er nahm das »Kompliment« gelassen hin. »Was werden Sie tun?« Seine Stimme zitterte.
    »Nichts werde ich tun. Ihre privaten Affären interessieren mich nicht. Laura hat Sie mal sehr gemocht. Vielleicht sogar geliebt. Wussten Sie das?«
    Er nickte und schlug den Blick nach unten. Sehr gekonnt. Aber alles andere als ehrlich.

Warmer Riesling im Bermuda-Dreieck
    Nach einem Spaziergang durch die Bierstädter Fußgängerzone setzte ich mich in ein Restaurant. Hier hatte ich mich mit Peter Jansen verabredet. Ich musste unbedingt mit jemandem reden, denn ich hatte mich in dem Bermuda-Dreieck »Laura-Ellenbogen-Onkel Herbert« verfranst.
    Ich bestellte eine Gemüseplatte nach Art des Hauses ohne die wässrigen Holland-Tomaten. Und ohne diese rosa Salatsoße, sondern mit einer leichten Vinaigrette. Die Kellnerin war nur unter Drohungen zu bewegen, mir diesen Sonderwunsch zu erfüllen. Zur Strafe servierte sie mir den Elsässer Riesling badwarm. Ich ließ mir vier Eiswürfel kommen und den Geschäftsführer.
    Peter Jansen kam pünktlich und hatte eine Neuigkeit parat: Der Haftrichter hatte Agnus Naider aus der Untersuchungshaft entlassen, weil die Staatsanwaltschaft keine Beweise dafür vorlegen konnte, dass

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