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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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zurückfahren können. Zeitlich wäre es also möglich gewesen. Die Polizei hat ihn nach ihrem Besuch in der Beratungsstelle sofort kassiert. Er ist wohl auch so ein Seelenklempner wie deine Freundin, Psychologe oder Psychotherapeut.«
    Jansen sprach die Berufsbezeichnungen mit erkennbarem Ekel in der Stimme aus.
    »Die ticken ja sowieso alle nicht ganz richtig«, krähte der Volontär in einer Art vorauseilenden Gehorsams durchs Büro. Er hatte nämlich nach anderthalb Jahren Ausbildung schon mitbekommen, dass Journalisten zu allen Menschen mit geregelter, akademisch abgeschlossener Ausbildung ein gespanntes Verhältnis haben. Und da wollte er nicht abseits stehen.
    »Die haben den Falschen erwischt«, sagte ich. »Agnus Naider ist es nicht gewesen. Typisch Bullen! Schnappen sich den ersten Besten! Der Mann heißt nicht nur Agnus, sondern er ist auch so harmlos, wie er heißt.«
    »Wieso?«, wollte die Nachwuchskraft wissen.
    Wir ignorierten ihn. »Laura nannte ihn Lämmchen, für so harmlos hielt sie ihn. Der kann keiner Fliege was zuleide tun.«
    »Harmlos? Eine Zeugin hat der Polizei berichtet, dass dein harmloses Lämmchen deine Freundin im Büro fast vergewaltigt und verprügelt hat.«
    Das musste diese Frau Engler gewesen sein, die sich so heftig für Lauras Akte interessiert hatte. »Quatsch! Die Frau lügt. Laura hätte mir so was erzählt.«
    »Warum sollte sie? Die Zeugin ist zufällig ins Zimmer gekommen und hat noch eine nette kleine Morddrohung mitgekriegt. So was wie: ›Wenn du nicht mit mir … dann mit niemandem mehr‹. Verbrechen aus enttäuschter Leidenschaft – glaubt die Polizei. Vielleicht kommt er mit Totschlag davon, wenn er Glück hat. Dein Lämmchen ist wohl eher ein Wolf im Schafspelz.«
    Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Nein, so einfach konnte die Sache nicht sein.
    »Ich sage dir, Peter, der ist bald wieder draußen. Die werden ihm noch nicht mal nachweisen können, in der Mordnacht in Lauras Haus gewesen zu sein. War er übrigens auch nicht, sonst hätte ich ihn bestimmt gesehen.«
    Ich überlegte, ob es stimmte, was ich gerade gesagt hatte. Alle Gäste hatte ich zwar nicht mehr in Erinnerung, aber … Nein, er war nicht eingeladen und auch nicht da gewesen.
    Ich hatte eine neue Idee. »Habt ihr eine Kamera für mich? Eine ganz einfache für Schnappschüsse?«
    Jansen blickte ungläubig. »Du willst also weitermachen?«
    »Na klar. Glaub mir Peter, die haben den Falschen. Hast du so ein Fotografierding?«
    »Du kannst meine idiotensichere aus dem Auto haben, die kannst sogar du bedienen«, bot er an.
    »Genau das Richtige. Das ist doch die, wo man nur draufzudrücken braucht?«
    »Nicht ganz. Du musst noch einen Film einlegen und die Schutzklappe vor dem Objektiv entfernen.«
    »Scherzkeks. Gib mir deinen Autoschlüssel, ich hol sie mir raus.«
    »Nicht nötig.« Er winkte den Volontär heran. »Holen Sie bitte die Kamera aus meinem Auto, dann erkläre ich Ihnen auch den Unterschied zwischen Agnus und Anus.«
    Das Nachwuchstalent spurtete. Ja, diese jungen Leute von heute, immer zuvorkommend, immer wissbegierig und bildungshungrig und Tag und Nacht auf der Suche nach neuen brandheißen Erfahrungen. Der Journalismus der Zukunft wird vor Kreativität, Esprit und Einsatzfreude nur so sprühen.

Fototermin im »Pinocchio«
    Frau Engler, die Kronzeugin gegen Lämmchen und Lauras Kollegin, war eine mittelgroße Person, schlank, mit halblangem, nussbraunem Haar. Um hübsch genannt zu werden, fehlten ihr entspannte Gesichtszüge. Neben den Nasenflügeln und um die Mundwinkel hatte sie tiefe Falten. Sie wirkte verhärmt-freudlos.
    Ihre Kleidung war korrekt, wenn auch von der gängigen Mode ein ganzes Jahrzehnt entfernt. Keine unsympathische Frau, aber jemand, den das Leben gebeutelt zu haben schien.
    Ich hatte ihr abends vor der Beratungsstelle aufgelauert, sie kannte mich nicht. Sie besaß vermutlich kein Auto, denn sie ging schnurstracks über die Fußgängerzone, einem bestimmten Ziel entgegen. Sie schaute mehrfach auf die Uhr, so, wie es nervöse Menschen tun, um sich zu beruhigen.
    Sie betrat schließlich ein italienisches Restaurant der Spitzenklasse, das mir von früheren Recherchen bekannt war.
    Ich musste unbedingt sehen, mit wem sie sich treffen wollte. Ich ging ebenfalls hinein, sie ließ sich gerade vom Kellner aus der Jacke helfen. Ich steuerte auf den Geschäftsführer zu. »Luigi, bitte«, zog ich ihn beiseite, »ich brauche einen Platz mit guter Aussicht auf diesen Tisch,

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