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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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danach gefragt, ob Sie da waren.«
    Ich schlug im Geiste drei Kreuze. Wenigstens in dieser Sache hatte er sich halbwegs intelligent benommen. »Warum haben Sie mich eigentlich angerufen?«
    »Ich dachte, dass Sie über alles informiert werden wollen«, sagte er beflissen, »und ich finde es schön, dass wir mal miteinander geredet haben … Vielleicht könnten wir gemeinsam, ich dachte, ich meine … abends mal essen gehen!«
    Stotter, stotter. Ich atmete tief durch. Ach, Lämmchen! Solche Männer wie du mögen selbstbewusste Frauen, ich weiß. Aber ihr habt einen unerträglichen Nachteil: Ihr geht nie wieder weg!
    »Lieber Agnus«, stellte ich klar, »ich habe noch nicht mal gefrühstückt, und Sie sprechen vom Abendessen. Außerdem mache ich gerade Diät und ernähre mich von Möhren, Sellerie und Buttermilch. Und, wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht die geringste Lust, mit Ihnen essen zu gehen. Nehmen Sie's nicht persönlich, aber so sind die Fakten!«
    Er schwieg, um zu verdauen. »Ich habe Sie verstanden«, meinte er schließlich, »auch Sie wollen mit mir nichts zu tun haben. Genau wie Laura. Aber – ich nehme es Ihnen nicht übel. Laura und Sie sind von einer Sorte.« Es klang gehässig.
    »Haben Sie sich nicht so«, blaffte ich ihn an, denn mir riss der Geduldsfaden. »Ich will endlich frühstücken, auf Wiederhören!«
    »Gut, wie Sie wollen. Stand übrigens was Interessantes in der Akte Beate Bartusch, die Sie gestern mitgenommen haben?«
    Ich schluckte. Und leugnete: »Was soll diese Unterstellung?«
    »Sie müssen die Akte mitgenommen haben. Als ich in die Kaffeeküche ging, lag sie noch auf dem Schreibtisch, als ich zurückkam, war sie weg. Wer also kann sie geklaut haben?«
    »Agnus, lassen Sie solche Anschuldigungen. Mir ist es egal, was Sie glauben. Ich habe keine Akte, damit Sie es wissen. Und, um mich aufs Kreuz zu legen, da müssen Sie früher aufstehen.« Wütend knallte ich den Hörer auf. Er gehörte zu den Typen, die ich leicht unterschätzte. Adieu, warmes Bett. Die Akte musste weg.
    Ich zog mich an, verschob das Frühstück, fuhr los und deponierte die gelbe Akte in meinem Bankschließfach. Da lag sie erst mal sicher. Unterschlagung von Beweismaterial – so oder so ähnlich könnte das Delikt heißen, das ich begangen hatte.
    Eigentlich war es eher Mundraub, fand ich, denn wie sollten der Mord an Laura und die Verbrechen eines Bierstädter Kinderschänders jemals aufgedeckt werden, wenn nicht jemand mit unorthodoxen Mitteln arbeiten würde – so wie ich.
    Ich entschädigte mich für diesen unangenehmen Morgen mit einem fürstlichen Frühstück mit Croissants, Kakao mit Sahne, Parma-Schinken und Melone, Rührei mit Bacon und einer frischen Mango.

Verbrechen aus Leidenschaft
    Eine Stunde später meldete ich mich in der Redaktion. Alle waren schon kräftig bei der Arbeit, Stimmen klangen durcheinander, Telefone klingelten und irgendwer hämmerte wie verrückt in einem Affentempo auf der Schreibmaschine herum. Der Kaffeeautomat stöhnte, und die Sekretärin krähte mit ihrer hellen Stimme: »Der Kaffee ist fertig!« Ich nahm mir einen Becher voll und ging in Jansens Büro.
    »Hallo Peter, was gibt es Neues?«
    »Hast du schon gehört? Sie haben einen Verdächtigen festgenommen!«
    »Wer?«
    »Die Polizei natürlich. Sie war diesmal schneller als die rasende Reporterin des ›Bierstädter Tageblattes‹.«
    Er schien etwas verstimmt zu sein.
    Ich ließ mich nicht beeindrucken. »Nun, das ging aber schnell. Und – wer ist der Glückliche?«
    Ich kannte den Namen, noch bevor Peter Jansen ihn aussprach. »Ein Kollege deiner Freundin. Agnus Naider. Sie hat ihn nicht erhört. Da ist er ausgeflippt. Typische Eifersuchtskiste.«
    Hatten sie Lämmchen also doch noch drangekriegt! Geschah ihm recht. Wenn er mich jetzt wegen der Akte bei der Polizei anschwärzen würde, glaubte ihm sowieso niemand. Ich feixte innerlich, weil das gelbe Teil schön eingeschlossen in meiner Bank ruhte.
    »So, so, Agnus Naider. Heute früh habe ich noch mit ihm gesprochen. Hat er denn kein Alibi für den Mordabend?«
    »Das hättest du alles erfahren können, wenn du die Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft besucht hättest. Aber du warst leider nicht in deiner Wohnung.«
    »Ich war mal kurz frühstücken. Also, was ist mit dem Alibi?«
    »Er hat eins, aber es ist wackelig. Angeblich hat er an dem Abend einen Vortrag gehalten, außerhalb von Bierstadt. Doch der Vortrag sei nicht so lang gewesen, dass er nicht hätte

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