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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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wir den Anschlag auf dich nicht der Polizei melden?«
    Ich schüttelte den Kopf und schob noch ein Stück Zwiebelkuchen in meinen Mund.
    »Warum?«, fragte ich kauend. »Da kommt doch nichts bei heraus. Oder glaubst du, die Bullen nehmen mir ab, dass Ellenbogen hinter allem steckt?«
    »Das vermutlich nicht, aber Bartusch wäre dann weg vom Fenster! Dann kannst du seine Alte noch mal weichkochen!«
    »Die ist nicht weichzukochen! Nicht solange das Geld von ›Onkel Herbert‹ fließt!«
    »Aber irgendwann werden wir ohne die Polizei nicht mehr auskommen«, gab er zu bedenken, »sonst gibt's Ärger!«
    »Kann sein. Irgendwann. Aber jetzt noch nicht. Es ist entschieden zu früh. Die Sache hat doch erst angefangen, und ich möchte mir nicht die Story kaputt machen lassen.«
    »Und wenn die Story die ganz besondere Note bekommt, dass die mutige Reporterin sie nicht überlebt?«
    »Ach wo«, der Edelzwicker hatte mich mutig gemacht, »mir passiert schon nichts. Außerdem glauben Ellenbogen und Bartusch ja erst mal, dass sie mich erledigt haben. Die Gesichter möchte ich sehen!« Ich lachte und nahm mir noch ein Glas.
    »Trink langsam«, bat er, »sonst besucht dich heute Nacht noch einer, und du kannst noch nicht mal weglaufen …«
    Wir schafften die beiden Flaschen spielend. Ich warf noch zwei Aspirin ein, damit ich wieder aufwachen würde und schwankte ins Bett. Der Tag hatte es in sich gehabt.
    Jansen strich über mein Haar, als ich im Bett lag und er ins Nebenzimmer zog.
    »Gute Nacht, Schwester! Heute Nacht passe ich auf«, sagte er, »hier habe ich einen Eimer neben dein Bett gestellt. Für den Fall, dass du kotzen musst!«
    Das letzte, was ich an diesem Abend mitbekam, war sein Telefonat mit seiner Frau. Ich hörte was von »Recherche« und »wichtige Geschichte« und »heute Nacht passiert es«.
    Mir war es scheißegal. Ich klappte die Augen zu, zog mir die Decke unters Kinn. Bevor ich völlig hinüber war, hatte ich noch eine Vision. Ich lag an einem weißen Sandstrand faul in der Sonne, hatte ein Tablett mit leckeren Häppchen und eine Auswahl kühler Drinks vor mir. Appetitliche Herren flanierten durch den Sand, und der appetitlichste von ihnen cremte meinen Rücken mit Sonnenmilch Lichtschutzfaktor 8 ein.
    Ich lachte auf. Dafür, dass gerade jemand versucht hatte, mir in den Kopf zu schießen, war ich überraschend cool. Bei fast einem Liter Wein kein Wunder.

Eine kalte Dusche und neue Pläne
    Am Morgen sagte mir der Blick in den Spiegel, dass Frauen in meinem Alter – also zwischen 30 und 40 – langsam anfangen sollten, auf ihre Gesundheit zu achten. Die Augen halb zu, im Mund einen widerlichen Geschmack. Eine Schande, sich so gehen zu lassen! Zur Strafe wurde kalt geduscht.
    Vereist bis in die Zehenspitzen, setzte ich mich an den Kaffeetisch. Es war eingedeckt, und es lagen frische Brötchen drauf. Peter Jansen hatte den Alkohol besser im Griff, weil er im Training war.
    »Na, wie war die Nacht?«, fragte er skeptisch.
    »Beschissen. Warum hast du überall das Licht angemacht?«, nörgelte ich.
    »Kein Licht, das ist der Lorenz, der vom Himmel lacht. Ich begrüße dich zu einem schönen, hellen Spätsommertag. Kaffee, die Dame?«
    Ich nickte. Mein Gehirn prallte gegen die Hirnschale. Ich hielt den Kopf danach ruhig und bewegte nur noch die Kaumuskeln.
    »Ich habe nachgedacht«, gab er bekannt.
    Mir wurde langsam besser, der Kaffee brachte meine Lebensgeister zurück. Eine Droge mit der anderen zu bekämpfen, das klappte fast immer. Schade, dass ich nicht rauchte. Alkohol, Koffein und Nikotin – das wäre es gewesen.
    »Und – worüber hast du nachgedacht?«
    »In der Wochenendausgabe schreibst du eine knallharte Reportage über das Schicksal von Beate Bartusch. Schilderst alles so, wie es war. Den Besuch bei den Eltern, die Filme und die Spuren zu ›Onkel Herbert‹, dem Kinderschänder.«
    »Was soll das bringen?«
    »Unruhe. Jeder in Bierstadt wird sich fragen, wer dieser ›Onkel Herbert‹ ist. Die Polizei bekommt dann auch wieder Interesse an dem Fall, wenn der Druck der Presse und der Öffentlichkeit hinzukommt. Und ich mache dann auf derselben Seite ein Interview mit dem Hauptkommissar, der bei der Bierstädter Kripo für die Kinderpornografie zuständig ist.«
    »Dann muss ich das Kind aber noch besuchen!«
    »Genau! Das wird dann noch authentischer. Meinst du, du schaffst das bis zum Samstag?«
    »Wenn mir Naider die Besuchserlaubnis gibt.«
    Der Gedanke gefiel mir. Immer besser. Doch – der

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