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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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heimischen Videofilmstudio!
    Ich sah plötzlich Bilder vor mir. Sah das kleine Mädchen mit den Puppen spielen und sich anschließend mit geöffneten Schenkeln auf das Bett legen, während ein schnaufender Kerl schon in der Ecke stand, um sich auf das Kind zu stürzen.
    Vater Bartusch achtete auf genügend Licht und den korrekten Bildausschnitt, denn der Kunde durfte höchstens von hinten zu sehen sein, um nicht erkannt zu werden. Aber jede Reaktion der Tochter war erwünscht, denn das würde den Preis des Filmes in die Höhe schrauben.
    »Kennen Sie diesen Mann?«, fragte ich und zeigte Frau Bartusch das Foto von Ellenbogen, das in dem Vortragsprospekt abgebildet war.
    »Ist das vielleicht dieser ›Onkel Herbert‹, der Sie so oft besucht hat?«
    »Nie gesehen!«, behauptete sie nach einem kurzen Blick auf das Bild.
    Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie log. Entweder war seine Tarnung perfekt, oder sie hatte sich besser im Griff, als ich dachte.
    »Wenn es der nicht ist, wer ist es dann? Wie sieht er aus? Wie heißt er? Nun sagen Sie schon!« Ich hatte sie hart am Arm gepackt, doch auf Druck reagierte sie schon überhaupt nicht. Sie schwieg verstockt und schlug meine Hand von ihrem Arm weg.
    »Lassen Sie mich! Ich weiß nicht, wer es ist! Alles, was ich weiß, hab ich den Bullen gesagt. Und jetzt Schluss! Mein Mann kommt gleich nach Hause, der wird Ihnen was erzählen!«
    »Und an Ihre Tochter denken Sie gar nicht? Was soll aus Beate werden?«
    Keine Reaktion. Ich gab es auf, wollte raus aus dieser Atmosphäre. Es hatte keinen Sinn mehr. Bartuschs waren durch ihre Taten aus der menschlichen Gesellschaft ausgesondert worden, und dieses Band fesselte die Eheleute aneinander und machte sie stark gegen Angriffe von außen.
    »Ich muss gehen, vielen Dank, dass Sie mich hereingelassen haben.«
    Auf dem Flur drehte ich mich noch mal zu Frau Bartusch um. Mir war etwas eingefallen.
    »Ich werde Beate demnächst besuchen«, sagte ich, »hat sie vielleicht ein Spielzeug, das sie besonders liebt? Das ich ihr mitnehmen kann?«
    Frau Bartusch überlegte und ging in Beates Zimmer. Sie kam mit einer Puppe zurück. Lange blonde, oft gekämmte Kunsthaare, eine kleine goldene Krone aus Pappe, die schon etwas zusammengedrückt war. Sie trug ein langes weißes Kleidchen mit Goldlitze.
    »Ihre Lieblingspuppe«, erklärte Frau Bartusch und reichte sie mir schüchtern. »Und sagen Sie ihr Grüße von der Mama!« Ihr Lächeln zitterte. Es war, als ob noch nicht alle Gefühle in ihr abgestorben wären.
    »Wie heißt denn die Puppe?«
    »Die Kleine sagte immer ›Prinzessin Mausehaut‹ zu ihr …«
    Mir stockte der Atem. »Prinzessin Mausehaut? Wer hat sie ihr geschenkt?«
    Ihr Blick wurde wachsam. »Die hab ich ihr geschenkt, zu Weihnachten«, log sie.
    »Tatsächlich? Na gut, ich werde ihr die Prinzessin bringen und sie von ihrer Mama grüßen.«
    Die Tür fiel hinter mir ins Schloss. Ich ging durch den Vorgarten zu meinem Auto, das etwas abseits geparkt stand. Auf der Straße sah ich, wie ein nagelneuer BMW an mir vorbeifuhr und vor dem Haus der Bartuschs hielt.
    Ich verbarg die »Mausehaut« unter meiner Jacke und drehte mich unauffällig um. Ein Mann verließ den Wagen. Er schloss ihn ab, strich verliebt über den mittelblauen Metallic-Lack und ging durch den Vorgarten in Richtung Haustür. Mindestens zweimal hustete er auf der kurzen Strecke. Es hörte sich nach trockenem Asthma an.
    Vater Bartusch war von dem Arztbesuch in seine Hütte zurückgekehrt. Am Steuer einer nagelneuen, teuren Limousine, die bestimmt an die 60.000 Schleifen gekostet hatte.

Der Schuss geht nicht ins Auge!
    Eine schweigsame Familie, ein kranker arbeitsloser Mann, ein nagelneuer BMW und eine Puppe, die ausgerechnet den ungewöhnlichen Namen »Mausehaut« trug!
    Ellenbogen war doch »Onkel Herbert«, er finanzierte die Eltern seines Opfers, damit sie schwiegen. Der dicke Mann auf der Post war ein Handlanger, der die gefährlichen Wege für den Professor erledigte.
    Mir war es gelungen, einige lose Fäden in meinem Rechercheteppich miteinander zu verbinden. Doch zwischen Vermutungen und Beweisen lagen Welten. Und die trennten die Fiktion von der Realität. Nun hatte ich einen Kinderschänder, aber noch keinen Mörder. Es schien mein berufliches Schicksal zu sein, dass ich bei meinen heißen Storys nicht immer das fand, was ich ursprünglich gesucht hatte.
    Ich hatte Peter Jansen zum Essen eingeladen, denn ich musste ihn auf dem Laufenden halten und das nicht

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