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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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hat ihn auf dem Weg zu deiner Bank von der Straße gedrängt. Der Wagen hat sich überschlagen und ist auf einem Feld gelandet.«
    »Ist er schlimm verletzt?«
    »Nein, Prellungen und Gehirnerschütterung. Und ein Schock. Hau da endlich ab! Der andere Wagen soll ein blauer BMW gewesen sein … und Bartusch taucht bestimmt gleich zu Hause auf. Tust du endlich, was ich sage? Ich habe keine Lust, dich auch noch in der Klinik zu besuchen!«
    »Wo ist mein Japaner?«
    »Vergiss ihn! Totalschaden! Und jetzt verschwinde da, aber ein bisschen plötzlich!«
    Er knallte den Hörer auf. Schnell geschaltet Jansen! Ich packte meine Sachen zusammen. Meine Gaspistole steckte ich in die Tasche meiner Leinenjacke.
    »Wo hat Ihr Mann die Filme eigentlich hingebracht, damit sie verschickt werden konnten?«, fragte ich Frau Bartusch.
    »Nich' hier in Bierstadt, das war 'n Filmstudio im Teutoburger Wald.«
    Na also, Beates Mutter zeigte sich langsam kooperativ. Schon wieder ein Stückchen für das Mosaik. Es lief hervorragend.
    »Wenn Sie wollen, bringe ich Sie ins Krankenhaus. Sie müssen sich gründlich untersuchen lassen!«, bot ich der Bartusch an, doch die wollte lieber auf ihren Mann warten. Und der stand in diesem Augenblick auch schon hinter uns.
    Ein kleiner böser Kerl, etwa eins siebzig und mager. Er hustete trocken, als er mich sah. War überrascht, vermutete er mich doch im Straßengraben.
    Wir starrten uns an. Mir fiel auf, dass seine kleine Tochter seine dichten Augenbrauen geerbt hatte.
    Er kam auf mich zu und holte zu einem harten Schlag aus, der mich auf der Wange traf. Ich duckte mich und stürzte nach vorn in seine Richtung. Er fiel hin und versuchte, sich an der Gardine festzuhalten. Dann zielte ich mit meiner Gaspistole und drückte ab. Er bekam die Ladung voll mit. Statt abzuhauen wartete ich und merkte, dass meine Wange immer dicker wurde. Schmerzen hatte ich nicht, nur ein taubes Gefühl.
    Ich richtete die Pistole weiterhin auf ihn. Er war dabei, sich hochzurappeln. Die Gardine mit dem fröhlichen Blumenmuster war keck um seine Schulter geschlungen. Fast hätte ich losgelacht, aber die Situation war noch immer gefährlich.
    »Stehen Sie auf, Bartusch, los, ein bisschen dalli!«
    Er sprang hoch und lief in Richtung Kommode. Doch in der Schublade lag es nicht mehr, sein Schießeisen.
    »Pech gehabt«, sagte ich, »Ihre Knarre habe ich, und die Polizei wird die passende Kugel auch von mir bekommen. Und Sie eine Anklage wegen versuchten Mordes. Und jetzt raus hier!« Ich deutete mit der Gaspistole in Richtung Tür. Frau Bartusch behielt ich für alle Fälle mal im Auge, doch die blieb ruhig.
    »Sie bleiben hier, Frau Bartusch. Ich werde gleich wiederkommen und Sie in die Zentralklinik fahren.«
    Ich ging mit Bartusch nach draußen. Er hustete fürchterlich, das Gas und der Schock hatten das auch äußerlich aus ihm gemacht, was er war: ein armes, krankes Würstchen. Bevor mich Mitleid ergreifen konnte, fiel mir noch ein, dass es in unserem Land gute Gefängniskrankenhäuser gibt. Die würden ihn schon wieder hinkriegen, damit er gesund seine Strafe absitzen könnte.
    Wir gingen nach draußen. Vor dem Haus stand er, der Traum aller Versicherungsvertreter: der neue blaumetallicfarbene BMW. Liebevoll geputzt hatte er ihn, mit Rallyestreifen und sportlichen Felgen ausgestattet, als wär's sein eigen Fleisch und Blut.
    Ich drückte Bartusch ein paar Meter von mir weg und sagt »Halt!« Er gehorchte. Ich ging um das Auto herum. An der rechten Stoßstange glaubte ich Spuren vom Lack meines Japaners zu erkennen. Mich packte die Wut. »Noch mal Mordversuch«, fuhr ich Bartusch an, »nur leider saß ich nicht im Wagen. Und jetzt raus damit: Wer hat Ihnen die Aufträge erteilt?«
    Er schwieg verstockt. Seine Augen tränten von der Gasladung. Ich griff die Gaspistole am Lauf und schlug einmal kurz und kräftig auf die Windschutzscheibe seines bayerischen Lieblings. Tausende kleine Glaskristalle perlten ins Innere und blieben auf den samtenen anthrazitfarbenen Polstern liegen.
    Bartusch stöhnte auf. »Fällt Ihnen immer noch nichts ein?« Ich hatte die Pistole wieder hochgenommen und auf sein Gesicht gerichtet. Er litt sehr, doch er schwieg weiter.
    Ich bearbeitete die Motorhaube mit der Pistole, die Dellen machten den Metallic-Lack ganz schön hässlich.
    Plötzlich fing Bartusch an zu schreien. Es klang nach echtem Schmerz und kam ganz tief aus seiner Seele. Sogar das Husten vergaß er. Der Mann würde mir nichts mehr

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