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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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erzählen können. Ich drehte mich zur Haustür, Frau Bartusch stand im Türrahmen. Sie hatte die Szene mit Spannung beobachtet. Ich winkte sie zu dem Firmenwagen. Sie gehorchte und schlurfte los.
    Noch immer zielte ich auf Bartusch, aber der stand bei seinem endgetesteten Liebling, legte die Hände beschwörend auf die Kratzspuren und jammerte vor sich hin. Wenn er jemals etwas in seinem Leben geliebt hatte, dann war es dieses Auto! Ich startete den Firmenwagen. Frau Bartusch jammerte vor Angst vor ihrem Mann.
    »Nun halten Sie endlich die Klappe«, regte ich mich auf, denn meine Nerven waren auch nicht mehr die besten, »ich rufe gleich die Polizei an, die kassiert Ihren Alten, und Sie haben Ruhe!«
    An der nächsten Telefonzelle hielt ich an und wählte die Nummer der Wache Nord. »Dort steht ein Verrückter in der Carl-Duisberg-Straße und streichelt sein Auto. Der Mann heißt Bartusch, und gegen ihn laufen Ermittlungen wegen Inzests, Anleitung zur Prostitution, Vergewaltigung und noch so ein paar nette Sachen. Außerdem habe ich bei ihm eine Pistole sichergestellt, die bei einem Anschlag benutzt worden ist. Eine der Kugeln aus der Knarre hängt bei mir im Schrank. Alles Nähere erzähle ich Ihnen später.« Ich nannte meinen Namen, und der Beamte versicherte mir, eine Streife vorbeischicken zu wollen, die sich den Mann mal angucken würde.
    Dann setzte ich Frau Bartusch in der Unfall-Ambulanz der Zentralklinik von Chefarzt Prof. Dr. Ellenbogen ab. Als sie untersucht wurde, sagte ich zur Krankenschwester: »Die Frau dort ist eine liebe Verwandte Ihres Chefs, Dr. Ellenbogen. Auch wenn sie nicht so aussieht. Informieren Sie ihn doch bitte!«
    Sie nickte beflissen und fragte, ob ich eine kühlende Salbe für meine Wange haben wollte. Ich tastete nach ihr und wollte.

Sekt beruhigt die Nerven
    In der Redaktion begrüßte mich Peter Jansen wie eine verlorene Tochter. Ich erzählte meine Geschichte, schmückte sie noch etwas aus und ließ mich bewundern. Ein Gläschen trockener Sekt auf meine Heldentat beruhigte meine Nerven. Ich hörte Jansen telefonieren.
    »In einer halben Stunde wird Hauptkommissar Friedel Zahlmann unserer Redaktion einen Besuch abstatten«, teilte mir Jansen dann mit, »er arbeitet beim Sittendezernat der Bierstädter Kripo und leitet die Ermittlungen im Fall Bartusch.«
    »Muss das sein?«, fragte ich. »Hättest du nicht noch etwas warten können?«
    »Auf keinen Fall«, meinte Jansen bestimmt, »zwei Anschläge, einen auf dich und einen auf den Volontär … das reicht ja wohl. Wir kommen in Teufels Küche, wenn wir alles für uns behalten.«
    »Na gut«, sagte ich mit Einsicht. Ich kramte Bartuschs Waffe aus meiner Tasche und legte sie auf den Tisch. »Das ist die Tatwaffe, mit der er vermutlich auf mich geschossen hat. Ich habe sie sozusagen sichergestellt!«
    »Und wenn es nicht die passende Knarre ist?«
    »Dann ist sie es eben nicht. Auf jeden Fall hat er bestimmt keinen Waffenschein für das Ding. Aber mein Instinkt täuscht mich nicht. Ich habe den Mann vor meiner Tür husten gehört, es war Bartusch!«
    Friedel Zahlmann war ein großer, ruhiger Mann mit Glatze und Bart. Er machte keinen Hehl daraus, dass er vorlaute Journalisten und andere Dilettanten, die in die Arbeit der Polizei pfuschten, nicht ausstehen konnte. Ich erzählte ihm die Geschichte und hielt mich – so gut es ging – an die Wahrheit. Er sagte nicht viel, er war gekommen, um was zu hören.
    Doch ein paar Fragen hatten auch wir. »Wie weit sind Sie mit Ihren Ermittlungen gegen die Eltern Bartusch und ihre Kunden?«
    »Es ist schon einiges zusammengekommen. Die Ermittlungen, die die Tochter des Ehepaares betreffen, sind so gut wie abgeschlossen. Unklar ist noch der Bereich der Kinderpornografie, also die Vermarktung von Fotos und Videos. Wir haben zwar die Filme beschlagnahmt, doch wir wissen noch nicht, wo sich das Studio befindet, in dem die Filme geschnitten, vertont und versandfertig gemacht werden. Wir haben keine Kundenkartei gefunden, und die gibt es irgendwo. Die muss es geben! Dieser Bartusch hat nicht nur seine Tochter auf dem Gewissen, sondern hat den Markt mit Filmen überschwemmt, auch mit vielen neuen Streifen aus der Dritten Welt, hauptsächlich aus Asien.«
    »Bartusch war aktiv in großem Stil? Hat mit dem Dreckzeug gehandelt?« Das hätte ich der kleinen Ratte gar nicht zugetraut.
    »Er ist nicht der Kopf des Porno-Rings«, räumte Kommissar Zahlmann ein, »aber er kennt die Leute und die Vertriebswege.

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