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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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auf Babysitter umschulen?«
    »Beate. Sie ist zehn, und das Jugendamt sucht eine Pflegefamilie für sie.«
    »Du spinnst wohl, was sollen wir mit einem solchen Kind? Das ist doch fürs Leben geprägt, hör bloß auf!« Er war entsetzt.
    »So kann nur ein Mann sprechen«, bemerkte ich, »erst macht ihr solche Kinder kaputt, und dann verteufelt ihr sie auch noch …«
    »Mal langsam, Maria! Hab ich das Kind missbraucht, oder was? Warum soll ich für irgendwelche perversen Schweine herhalten? Nur weil ich zufällig ein männliches Wesen bin? Nachdem dein Artikel erschienen ist, werden sich sowieso genug Familien melden. Warum also ausgerechnet ich?«
    »Weil deine Frau Kinder mag. Und wenn sie's mit dir jahrelang aushält, dann ist das Mädchen für sie ein Klacks. Und, was die vielen Leute angeht, die sich spontan auf solche Geschichten melden, die kennen wir ja. Ob ein herrenloser Hund in der Presse vorgestellt wird, der ein neues Zuhause sucht, oder ein Kind, das ist für die meisten doch egal!«
    Jansen knurrte. Ihm gefiel die Sache nicht. Noch nicht. »Soll ich mit Gerda darüber reden?«, bot ich an.
    »Untersteh dich, verdammt noch mal«, schnauzte er, »das fehlte gerade noch! Sie wird mir sowieso in den Ohren liegen, wenn sie deinen Artikel gelesen hat, das kommt ganz von alleine.«
    »Na also«, jubelte ich, »mehr wollte ich doch gar nicht. Nur, dass ihr mal darüber nachdenkt. Die Kleine ist wirklich ganz süß, und sie sieht deiner Frau sogar ein bisschen ähnlich. Dunkel und schmal. Ich hab mich sofort verliebt in sie …«
    »Dann kannst du sie ja nehmen!«
    »Du weißt, dass man unverheirateten Frauen mit lockerem Lebenswandel kein Kind anvertraut! Da spielt kein Jugendamt mit. Aber – sie ist ganz reizend, glaube mir!«
    »Dann muss sie ja wirklich lieb sein, wenn sogar du dein Herz für ein Kind entdeckst.«
    »Eben. Eigentlich mag ich Kinder doch ganz gern. Auch wenn dein Jüngster mich seit seinem fünften Lebensjahr auf deine ausdrückliche Anweisung hin ›Hexe Kaukau‹ nennt, habe ich trotzdem eine Seele!«
    Er lachte. Ich hatte ihn soweit.
    »Du und Seele? Bist du da sicher? Ich jedenfalls würde darauf nicht wetten!«

Blaue Augen und trockener Husten
    Jansen setzte sich an den Computer und entwarf ein vorläufiges Layout für die Samstagsseite. Ich hatte vor, noch mal Frau Bartusch zu besuchen, um ihr von der Reaktion ihrer Tochter auf die Puppe zu berichten. Vielleicht würde sie mir dann doch etwas mehr über Onkel Herbert erzählen.
    Ihrem Mann allerdings wollte ich nicht unbedingt in die Arme laufen. Wenn er wirklich auf mich geschossen hatte, würde er es bestimmt noch mal versuchen. Und die Anwesenheit seiner Frau würde ihn dabei wohl kaum stören.
    Der Volontär hatte meinen Japaner, ich leierte Jansen den Firmenwagen aus dem Kreuz. Bierstädter Tageblatt – so prangte in roter Schrift auf den Seiten. Nicht gerade ideal für verdeckte Ermittlungen.
    »Gut, dass dein Artikel schon steht«, verabschiedete sich Jansen, »wenn jemand auf dich ballert, dann bekommt dein reifes Werk noch eine ganz besonders aktuelle Note. Stell dir die Überschrift vor: ›Tageblatt-Reporterin büßt heiße Story mit dem Tod‹ oder ›Drei Schüsse auf Tageblatt-Reporterin‹! Die Auflage wäre in kurzer Zeit vergriffen.«
    »Scheint fast so, als würdest du darauf hoffen«, brummte ich, »aber vergiss nicht, bislang hatte ich immer Dusel. Und das wird so bleiben.«
    Ich packte den Beutel mit der Puppe, nahm für alle Fälle die Gaspistole mit und fuhr in die Duisbergstraße. Vater Bartusch schien nicht da zu sein, denn der nagelneue metallicblaue BMW war nicht zu sehen. Der Herr war wohl wieder unterwegs.
    Nach längerem Klingeln öffnete Frau Bartusch. Ich erkannte sie kaum wieder. Sie hätte sowieso nie einen Schönheitswettbewerb gewonnen, aber nun sah ihr Gesicht aus wie nach einer zünftigen Wirtshausschlägerei. Die Frau war fürchterlich verprügelt worden, und es bedurfte keines großen Rätselratens, wer hier zugelangt hatte.
    »Hallo, Frau Bartusch, Sie sehen aber wirklich schlimm aus. Ihr Mann hat aber eine kräftige Handschrift. Ich hoffe, Sie haben sich revanchiert und ihm dafür ein bisschen Gift ins Essen getan …«
    Sie ließ mich ohne Widerspruch in ihre Hütte, als sei ich eine alte Bekannte. Ihr war wohl inzwischen alles egal. Die Wohnküche strahlte nach Meister Proper, im Radio töteten die Werbespots des Bierstädter Kommerzradios den letzten Nerv. Eine Moderatorin mit

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