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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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klebrig-süßer Stimme leitete vom Weichspüler geschickt zur Wetterkarte über.
    »Ich soll Ihnen keine Grüße von Ihrer Tochter bestellen«, sagte ich zu Frau Bartusch, die sich in einen Stuhl hatte fallen lassen. »Und die dämliche Puppe wollte das Kind auch nicht haben. Wohl doch ein Geschenk von Onkel Herbert? Bevor er über sie hergefallen ist, oder?«
    Die Zeit der Glacé-Handschuhe war vorbei. Ich reichte ihr die Puppe. Frau Bartusch nahm das blonde Plastikteil und legte es achtlos beiseite. Sie hatte andere Probleme, und die hatten mit Angst zu tun.
    »Das nächste Mal bringt mich mein Mann um«, sagte sie und versuchte, die von Schlägen verquollenen Augen auf mich zu richten. »Das nächste Mal, wenn ich mit Ihnen rede …«
    »Das wollen wir doch erst mal sehen! Fraglich, ob er überhaupt noch Gelegenheit dazu haben wird. Der kommt sowieso in den Knast, und Sie kriegen vielleicht die Strafe zur Bewährung. Dann sind Sie ihn ein paar Jährchen los. Wo ist Ihr Mann eigentlich?«
    »Hat 'nen Auftrag. Was, weiß ich nich'.«
    »Hat er seine Pistole dabei?«
    Sie schüttelte den Kopf und verzog dabei das Gesicht vor Schmerzen. Dann erinnerte sie sich an das Alkohol-Depot auf der Fensterbank, schlurfte mühsam hin und trank sich einen. »Die Pistole liegt inne Schublade.«
    Sie hatte irgendwas mit den Zähnen, denn sie nuschelte. Ich ging zu einem Vertiko und zog die Schublade auf. Es stimmte, das Schießeisen lag drin. Ich nahm es und packte es in meine Tasche. Immerhin hatte ich die passenden Kugeln dazu in meiner Garderobe. Die Polizei würde das beweisen können!
    Frau Bartusch interessierte sich nicht die Bohne für das, was ich tat. Ihr Gesicht war so schlaff, als habe man ein Ventil aufgeschraubt und die Luft abgelassen. Sie tat mir leid, aber ich musste hart zu ihr sein, musste jede nur mögliche Information aus ihr herausholen.
    Ich verstand sie nicht: Sie lebte mit einem Mann zusammen, der sie verprügelte. Ihr Mann hatte sich an der Tochter vergangen, und sie hatte es mit angesehen. Und sie würde vor Gericht trotzdem jeden Meineid leisten, um ihn zu entlasten.
    »Frau Bartusch, Ihre Lage wäre schon sehr viel besser, wenn Sie mir endlich sagen würden, wer dieser Kerl ist, dieser Onkel Herbert.«
    »Ich weiß es doch nich' …«
    »Sie haben den Kerl doch gesehen! Immer und immer wieder!«
    Sie schwieg. Vielleicht hatte sie wirklich keine Ahnung.
    »Was ist mit Ihrem Mann? Weiß der es?«
    Ich wartete. Sie nickte. Sagte aber kein Wort. »Frau Bartusch, ich will Ihnen mal glauben, dass Sie es nicht wissen. Aber Sie könnten mir helfen, es rauszukriegen. Schauen Sie sich das Bild doch noch mal an!«
    Ich hielt ihr wieder das Foto von Ellenbogen, diesmal mit den nachgebesserten Haaren und dem Vollbart vor. »Nun machen Sie schon die Augen auf!«
    Langsam tat sie wie geheißen. Es fiel ihr schwer, denn die Augäpfel waren blutunterlaufen. Wenn das hier vorbei war, würde ich sie zum Krankenhaus fahren, damit die sich dort ihr buntes Gesicht anschauen könnten.
    »Er könnte's sein«, lallte sie und hielt sich den Kopf, »ja wirklich … die schwatten Haare und der Bart, ja wirklich!«
    Überzeugend klang das nicht. Hoffentlich sagte sie das nicht nur, weil sie mich loswerden wollte.
    »Haben Sie von Ihrem Mann mal den Namen Ellenbogen gehört? Professor Ellenbogen?«
    »Nä, wer soll'n das sein?«
    »Das ist ›Onkel Herbert‹, glaube ich wenigstens. Sagen Sie, wer hat Ihrem Mann den schönen neuen Wagen geschenkt?«
    »Er hat beim Pferderennen gewonnen. In Wambel …«
    »Herzlichen Glückwunsch! Das muss aber der absolute Außenseiter gewesen sein, oder?«
    Fast hätte ich gelacht, so dumm waren die Ausreden, die mir serviert wurden.
    Ich versuchte es weiter. »Frau Bartusch, Sie waren doch dabei, wenn ›Onkel Herbert‹ seine Hosen heruntergelassen hat. Hatte er ein Muttermal, etwa hier? In der Form eines Kleeblattes?« Ich deutete auf die Stelle, an der ich das Zeichen vermutete.
    »Ja, so 'ne Art Kleeblatt. Ein Zauberzeichen, mit dem er die Kleine verhext, so hat er's ihr vorgelogen …«
    Das Telefon klingelte. Frau Bartusch rappelte sich hoch, konnte sich kaum auf den Füßen halten.
    »Wer's en da?«, lallte sie. »Für Sie!«
    Sie reichte mir den Hörer. Es war Peter Jansen. »Hör zu, Maria, mach jetzt genau, was ich dir sage. Pack deine Sachen und verschwinde und komm hierher …«
    »Ist was passiert?«
    »Dein Wagen ist nur noch Schrott; und der Volontär liegt im Krankenhaus. Jemand

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