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Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Grappa 02 - Grappas Treibjagd

Titel: Grappa 02 - Grappas Treibjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Nacht außerdem verdoppeln. Weil uns nämlich morgen früh jeder die Zeitung aus der Hand reißen wird.«
    Jansen hatte an alles gedacht und es durchorganisiert. Und auf dem letzten Kilometer vor Bierstadt überlegte ich mir, wie ich die Story anfangen würde, denn die ersten Sätze sind in einem Artikel die wichtigsten. Danach entscheiden die Leser nämlich, ob sie weiterlesen oder das Blatt beiseitelegen, um Heringe darin einzupacken.
    Ich würde so anfangen: »Es ist 20.17 Uhr. In einer Polizeiwache auf dem Düsseldorfer Flughafen öffnet eine blasse Frau ihre Handtasche, zieht einen Revolver und erschießt ihren Mann. Sie drückt zweimal ab und sagt: ›Das war für Mascha und das für Violetta.‹ Dann lässt sie die Hand mit der Waffe sinken …«

Ein gutes Ende für Beate
    Beate war noch in der Nacht unversehrt in Peter Jansens Haus zurückgekehrt. Ellenbogen hatte bei seiner Flucht auf einem Autobahnrastplatz halten müssen, um zu pinkeln. Beate hatte die Chance genutzt. Sie öffnete die Zentralverriegelung des Autos und flüchtete. Sie versteckte sich in den Büschen auf dem Rastplatz, auf dem sonst kein Mensch war.
    Ellenbogen wollte wohl keine Zeit verlieren und hatte nur kurz nach ihr gesucht. Dann war er weitergefahren. Kurze Zeit später fuhr ein LKW auf den Rastplatz. Die Kleine kam hinter dem Busch vor und bat den Fahrer um Hilfe. Der brachte Beate auf dem kürzesten Weg zur Autobahnpolizei, und die Beamten riefen bei Gerda Jansen an.
    Seit dem Tag am Flughafen waren vier Wochen vergangen. Langsam wuchs Gras über die Geschichte eines verbrecherischen Triebtäters in der Maske eines Biedermannes, den sein Schicksal durch die Hand seiner eigenen Frau ereilt hatte.
    Die Medien hatten sich auf die Geschichte gestürzt, sie bis zuletzt ausgeschlachtet. Nur wenige gingen mit dem Problem von Pädophilie und Selbstjustiz angemessen um, wie ich fand. Sex in Kombination mit Verbrechen, das war eine Kombination, die Auflagen und Einschaltquoten brachte. Da lohnte es kaum, sich mit dem Problem näher zu befassen. Zeitungen und Zeitschriften und auch Fernsehsendungen, sie alle sind eine leicht verderbliche Ware, die sofort konsumiert werden muss.
    Ich machte mit, gab wieder Interviews gegen Geld und ließ mich nicht lange bitten. Ich konnte die Antworten auf die immer gleichen Fragen im Schlaf und hielt meine Kontonummer in greifbarer Nähe. Und ich schämte mich noch nicht einmal. Frau Gerner und ihr Pater Rico in Manila würden sich freuen, wenn sie einige tausend Mark überwiesen bekommen würden.
    Tief in meinem Inneren spürte ich Enttäuschung. Ich hatte Lauras Mörder fangen wollen und es auch geschafft. Gleichzeitig hatte ich einem Kinderpornoring den Rest gegeben und das Thema in die Öffentlichkeit gebracht. Warum nur war ich so unzufrieden mit mir selbst?
    Die Akte »Laura Gutweil« war geschlossen worden und vermutlich in irgendeinem Keller im Polizeipräsidium abgelegt. Frau Ellenbogen war von der Haft verschont und wartete zu Hause auf den Prozess. Das Geld hatte gereicht, um einen berühmten Strafverteidiger zu engagieren, der die Tat einer verzweifelten Mutter sicherlich vor Gericht mit der gebotenen Theatralik präsentieren würde. Ihr konnte nicht viel passieren.
    Zufrieden und glücklich war nur Beate Bartusch. Das Vormundschaftsgericht hatte den Eltern das Sorgerecht aberkannt, und Peter und Gerda Jansen nahmen die Kleine endgültig bei sich auf und adoptierten sie. Aus Beate Bartusch wurde Beate Jansen – für immer.

Lauras letztes Lachen
    Ich traf mich ab und zu mit Agnus Naider, der noch immer unbeweibt durch Bierstadt lief. Er hatte seinen Job in der städtischen Beratungsstelle aufgegeben, sich als Psychologe selbstständig gemacht und hauste in einer sogenannten »Psychologischen Praxis« im Bierstädter Norden. Doch kein Patient verirrte sich hierher. In dieser Gegend wussten die Leute nicht mal, was ein Psychologe genau tat, geschweige denn, warum sie ihn aufsuchen sollten.
    Er hatte wenig Geld, lebte nur von Wasser und Brot und war abgemagert. Er roch schlecht und pflegte sich nicht. Er tat mir leid, denn immerhin hatte er viel zur Aufklärung der Geschichte beigetragen, mich immer wieder mit originellen Ideen und eiskalter Dreistigkeit überrascht.
    Ich hatte einen längeren Urlaub geplant, mich körperlich und geistig wieder in Form gebracht. Die Treibjagd auf Ellenbogen hatte mich einiges an Körpergewicht gekostet.
    Doch bevor ich nach Südamerika flog, lud ich Agnus Naider zum

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