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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Zimmer lagen zu ebener Erde, aus einigen drang ein Lichtschein, um den sich kleine Falter tummelten.
    Plötzlich hörte ich erregte Stimmen, die sich bemühten, leise zu sprechen. Neugierig pirschte ich mich heran und duckte mich unter das Fenster.
    »Das kannst du mit mir nicht machen!«, sagte Gerlinde von Vischering. »Zehn Jahre hast du mich ausgenutzt und das Leben aus mir herausgesaugt. Immer wieder wollte ich weg, doch du hast mich nie gehen lassen. Zehn Jahre lang bin ich von dir belogen und betrogen worden. Glaubst du wirklich, dass du so einfach davon kommst?«
    Eine Männerstimme sagte etwas, doch ich konnte sie nicht identifizieren. Flüsternde Stimmen sind schwer voneinander zu unterscheiden.
    »Warum soll ich leise sein?«, kreischte sie. »Meinetwegen kann es jeder hören. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Weggeworfen hast du mich wie einen alten Pantoffel. Auch wenn ich jahrelang deine Demütigungen geschluckt habe – jetzt ist Schluss damit! Ich kenne die miesen Geschäfte, die du jahrelang betrieben hast. Ich habe über jeden Fall eine Akte angelegt. Was glaubst du, wird die Staatsanwaltschaft dazu sagen?«
    Der Unbekannte heulte auf wie ein getroffenes Tier. Dann hörte ich ein klatschendes Geräusch, den Schrei der Frau und das Schlagen der Tür. Ich erhob mich und schaute vorsichtig in das Zimmer. Gerlinde von Vischering lag schluchzend auf ihrem Bett.
    Ich verbarg mich hinter einem blühenden Oleanderbusch. Vielleicht konnte ich den Mann noch sehen, bevor er sein Zimmer betrat. Doch nichts geschah. Lediglich Martha Maus näherte sich langsam und bedächtig. Sie drückte auf den Lichtschalter. Die Helligkeit erwischte mich voll. Ich blinzelte sie an.
    »Frau Grappa!«, rief sie überrascht. »Was machen Sie hinter dem Busch?«
    »Der Sternenhimmel ist heute besonders schön«, log ich, denn es war ziemlich bewölkt. »Schauen Sie, dort oben strahlt der Orion!«
    Sie war zu müde, um meiner Hand zu folgen, die in der Luft herumfuchtelte.
    Fast jeder hier hat etwas zu verbergen, grübelte ich, als ich mein Zimmer abgeschlossen hatte und mich entkleidete. Jason Kondis, Pater Benedikt, Waldemar Unbill und Gerlinde von Vischering, von dem unbekannten Mann ganz zu schweigen.
    Kondis! Schon wieder dachte ich an ihn. Er war drauf und dran, mir den Kopf zu verdrehen, und das war eine Katastrophe für meine Arbeit und mein Gefühlsleben. Der Zug, in dem ich saß, steuerte einen Abgrund an, und ich hatte verdammt noch mal alle Lust der Welt, darin sitzen zu bleiben und jeden Augenblick zu genießen.
    Als ich meinen BH auszog, fiel eine Kirsche heraus. Sie war voll, rot und glänzend. Ich nahm sie sachte zwischen meine Lippen, streichelte sie mit der Zunge, biss zu und verschlang sie. Der rote Fruchtsaft spritzte und lief mir den Mundwinkel herab. Das Gefühl hatte was.

Heilige Eiche und gemeine Ackerminze
    Zeus wohnte an der Wurzel der heiligen Eiche von Dodona. Als die Argonauten nach dem Goldenen Vlies suchten, holte ihre Schutzgöttin Athene ein Stück von der heiligen Eiche von Dodona und fügte es in den Bug des Schiffes ein. Odysseus befragte die heilige Eiche von Dodona nach der Rückkehr auf seine Heimatinsel Ithaka. Ich saß am Fuß der heiligen Eiche von Dodona und beobachtete die Hummeln, die sich über die violetten Blüten der Disteln hermachten.
    Kondis wies natürlich darauf hin, dass die Eiche, die – heute umzäunt – als heilig ausgegeben wurde, nicht die von damals sei. Die uralte Zeus-Eiche wurde im Jahre 392 nach Christus gefällt.
    »Der Zeus-Kult von Dodona ist bis ins 15. und 14. Jahrhundert vor Christus nachweisbar«, erklärte Kondis. »Die Priester schliefen auf der nackten Erde und gingen barfuß, sogar im Winter.«
    »All das, was Sie hier sehen«, tönte Dr. Waldemar Agamemnon Unbill mit einem schrägen Blick auf Kondis, »wurde erst 1880 ausgegraben, fünfzig Jahre, nachdem Epeiros – so heißt der Landstrich hier – endgültig von den Türken befreit wurde. Mein Großvater hat sich an diesen Ausgrabungen beteiligt. Er hat das Theater wieder aufgebaut. Hätte es die deutsche Altertumsforschung Anfang des 20. Jahrhunderts nicht gegeben, wären die meisten Altertümer der griechischen Antike für immer verloren gewesen. Der Grieche selbst ist nicht besonders geschichtsbewusst. Er liegt am liebsten den ganzen Tag in der Sonne und macht sich eine schöne Zeit.«
    Es klang triumphierend und anmaßend. Kondis kochte innerlich.
    »All das, was Sie hier sehen«, imitierte ich

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