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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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gesamte europäische und kleinasiatische Welt bis heute geprägt hat.
    Die Käufer solcher Reisen haben ja meist unterschiedliche Beweggründe und Bildungsvoraussetzungen. Da gibt es den pensionierten Akademiker, der alles besser weiß, und die Rentnerin, die mit kindlicher Freude alle Informationen in sich hineinsaugt. Wie können Sie als Reiseleiter solch unterschiedliche Erwartungen erfüllen?
    Indem ich mich an den Erwartungen der Rentnerin orientiere. Sie hat dasselbe Recht auf Information wie alle anderen. Solche Menschen haben meist mehr Verständnis für die Geschichte eines Volkes, weil sie unbefangen sind. Die Besserwisser wollen sich nur bestätigt sehen, sie können zur Geißel werden.
    Glauben Sie, dass Ihre Gruppe repräsentativ für andere Bildungsreisende ist?
    Ich habe keine Ahnung, will es aber nicht hoffen.
    Wie meinen Sie das?
    In dieser Gruppe gibt es unheilvolle Schwingungen und merkwürdige Vorgänge.
    Können Sie das näher beschreiben?
    Gern. Da wird eine Frau von einem Mitglied der Gruppe vergewaltigt. Ist das etwa normal? Kurz danach verschwindet ein wertvoller Kunstgegenstand aus einem Museum – gestohlen! Wenige Tage später fällt ein Architekt in eine Schlucht und ist tot. Und dann der Reiseleiter! Er verliebt sich in eine Teilnehmerin und fährt mit ihr in der Gegend herum. Das ist absolut ungewöhnlich in der Branche. Das sollten Sie unbedingt in Ihrem Bericht erwähnen, Frau Journalistin!
    Jason, bitte! Ich schreibe doch keinen Kriminalroman, sondern versuche, mich ernsthaft mit dem Phänomen des Massentourismus auseinanderzusetzen!
    Dann gib mir das Mikro! Ich bin jetzt dran! … Frau Grappa, Sie gehören zu den wenigen Personen auf der Welt, die die Stymphalischen Vögel zu Gesicht bekommen haben. Könnten Sie sie bitte beschreiben?
    Aber gern, Herr Dr. Kondis! Einer der Stymphalischen Vögel war ungefähr einsfünfundachtzig groß, ziemlich behaart, mit braunen Augen und schwarzem Gefieder, das in der Sonne grünlich schillerte. Es muss wohl ihr Anführer gewesen sein, denn er hat sich entsprechend herrisch benommen. Er war schön und stark.
    Interessant! Ein Männchen also, oder besser gesagt: Ein Hahn. Wie nah sind Sie an ihn herangekommen?
    Ziemlich nah. Ich konnte ihn sogar riechen. Der Duft von trockenem Gras und Moschus umgab ihn.
    Und? Mochten Sie es?
    O ja. Er roch wie jedes gesunde Tier, nach Natur eben. Der Vogel hatte kräftige Krallen, mit denen er seine Beute packen konnte …
    Frau Grappa! Bemerke ich da eine gewisse erotische Erregung in Ihrer Stimme …?
    Gib das Mikro her, du stymphalischer Gockelhahn!

Lamm am Spieß und Läuse in Alkohol
    Vor der Dorftaverne drehte sich ein enthäutetes Lamm über einem Holzkohlenfeuer. Das Tier war fast ausgewachsen und ziemlich fett. Es war mit einer Eisenstange durch die Mitte gepfählt worden. Die Augen waren durch die Hitze blind geworden, es bleckte die Zähne und streckte die Zunge wie eine Standarte vor. Die Hitze hatte sie anschwellen lassen. Ich wandte mich ab.
    Kondis wechselte mit den beiden Männern, die das hingerichtete Schaf bewachten, ein paar Worte. Der Mann deutete auf die Zunge, blickte zu mir und lachte. Kondis schmunzelte ebenfalls und sagte etwas. Der Griller warf mir einen prüfenden Blick zu. Ich hatte eine vage Ahnung, um was es ging. Männerblicke und Männergesten sind international.
    »Worüber redet ihr?«, fragte ich leicht verschnupft.
    »Ich habe die Zunge bestellt«, erklärte Kondis.
    »Igitt! Und warum hat der Mann mich dann so angesehen?«
    Kondis wurde verlegen. »Na ja, man sagt, dass eine gebratene Lammzunge die Potenz eines Mannes steigert. Deshalb hat er auf dich geguckt.«
    »Schade, dass das Tier nicht doppelzüngig ist.«
    »Oh je, ich armer Mann!«
    Wir gingen an einen einfachen Holztisch, der im Schatten eines riesigen Kirschbaums stand. Auf dem rohen Holz lag weißes Papier, das Besteck stammte aus Korea und die Teller aus Japan. Der Landwein wurde in einer Aluminiumkanne serviert, die in Hongkong das Licht der Welt erblickt hatte. Die praktischen Plastikstühle aus Griechenland rundeten das internationale Ambiente ab.
    Der Kellner brachte das Essen. Ich hatte Lammkotelett verlangt, auf Kondis' Teller lag die Lammzunge umrundet von Tomaten, Oliven und Knoblauch.
    Er schnitt sie an und spießte das erste Stück auf. »Willst du mal kosten?«, fragte er.
    Ich winkte ab. Er kaute genüsslich auf dem Stück herum und spülte mit einem kräftigen Schluck Wasser nach.
    »Und?«
    »Was

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