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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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knüppelhart. Aber ich muss jetzt nicht vor Mitleid zerfließen, oder?«
    »Du bist ziemlich unausstehlich heute«, stellte er fest. »Dabei wollte ich dir gerade einen Vorschlag machen. Soll ich das tun?«
    »Versuch es mal!«
    »Ich habe keine Lust aufs Baden. Daphne bleibt mit der Gruppe hier, und wir beide fahren ins Landesinnere. In Mykene treffen wir uns alle wieder. Was sagst du?«
    »Nur wir beide?«
    »Ja. Ich leihe mir einen Wagen. Das Ziel unserer Reise werde ich dir morgen früh verraten. Du brauchst Entspannung. Unterwegs übernachten wir irgendwo.«
    »Ich mache mit. Wann geht es los?«
    »Bevor die anderen es merken. Ich habe für uns um sieben Uhr das Frühstück bestellt. Daphne weiß Bescheid.«
    »Dann warst du also sicher, dass ich zustimmen würde?«
    »Eigentlich schon.« Er lächelte wie einer, der auf solche Fragen immer eine positive Antwort bekommt.
    »Was hat Daphne zu deinem Plan gesagt?«
    »Ich bin ihr Boss.«
    »Hast du mit ihr über die Vergewaltigung geredet?«
    »Nein. Wenn sie nichts sagen will, muss ich das akzeptieren. Ich lasse dich jetzt allein, ich muss zu den anderen. Oder kommst du mit rüber?«
    Ich nickte, packte die Flasche Wein und das Brot und zog um. Der Gedanke, die nächsten beiden Tage nicht in Reichweite eines Verrückten zu sein, hatte seine Reize. Dafür war ich in unmittelbarer Reichweite eines attraktiven Mannes.

Am See der Stymphalischen Vögel
    Der Wein bescherte mir eine ungestörte Nacht. Der Wecker klingelte um halb sieben, ich sprang aus dem Bett und stürzte schlaftrunken unter eine kalte Dusche. Als meine Haut rot vor Kälte war, drehte ich den Hahn zu und trocknete mich ab.
    Eingehüllt in ein Badetuch fönte ich meine Haare zu einer Löwenmähne. Die Koffer waren bereits gepackt, nur das hinreißende schwarze Sommerkleid hing auf einem Bügel bereit.
    Noch frierend schlüpfte ich hinein. Der Rock war lang, weit und reichte bis zu den Knöcheln, der obere Teil des Kleides saß hauteng und hatte ein gewagtes Dekolleté.
    Leider ist mein Busen so groß, dass ich Mühe hatte, alles in dem knappen Oberteil unterzukriegen.
    Die Sonne hatte mein rotes Haar so stark aufgehellt, dass ein Fuchs wie eine graue Maus gegen mich wirkte. Und dann diese schrecklichen Sommersprossen! Sie waren nicht nur in unregelmäßigen Grüppchen auf meinem Gesicht verteilt, sondern hatten bereits vom gesamten Körper Besitz ergriffen. Warum konnte ich nicht die samtene Bräune anderer Frauen erreichen, die einem in diesem Land haufenweise über den Weg liefen?
    Ich beschloss, mich attraktiv zu finden. Dann packte ich meinen Koffer und ging in den Frühstücksraum. Ganz hinten in dem riesigen Abfütterungssaal saß Jason. Das Frühstück stand bereits auf dem Tisch.
    Er hatte ebenso Wert auf sein Outfit gelegt wie ich. Das Hemd war blütenweiß, die Haare feucht, das Gesicht rasiert. Er duftete nach Mann, als ich ihm einen ziemlich weiblichen Kuss auf die Wange hauchte.
    »Lass dich anschauen«, sagte er und schob mich einige Meter zurück, »das Kleid ist sensationell, das Dekolleté atemberaubend. Und die Sommersprossen sehen sehr reizvoll aus. Warum nur hast du sonst diese merkwürdige Angewohnheit, dich in möglichst weite Sachen zu hüllen?«
    »Weil es schnell geht und unkompliziert ist. Ich habe Stunden gebraucht, um so auszusehen«, log ich. »Und da ich das Kleid schon mal dabei hatte …«
    Er lächelte und machte mir meinen Kaffee zurecht. Mit viel Milch. Er hatte sich gemerkt, wie ich ihn mochte. Ich schaute ihn an und merkte, dass ich total verrückt nach ihm war.
    Wir hatten uns oft gestritten, doch das war gerade das Reizvolle an der Sache. Ich reizte ihn, aber ich wusste nicht genau, warum. Er reizte mich, und ich wusste auch nicht genau, warum. Es war ein Spiel um Unterwerfung, um Sieg oder Niederlage zwischen zwei gleichberechtigten Partnern.
    »Komm!« Kondis schien nervös. Er ließ das angebissene Brötchen liegen und nahm meine Hand. »Ich will nicht, dass uns die anderen sehen.«
    Ich schnappte meinen Koffer, den Jason im hinteren Teil eines Kleinwagens verstaute. Seine Reisetasche lag schon drin. Er startete das Fahrzeug.
    »Wo fahren wir hin?«, wollte ich wissen.
    »Kennst du die Geschichte von Herakles?«
    »Ich habe da mal was gelesen. Er ist der berühmteste eurer Helden. Sohn des Zeus und der Alkmene. Ein Held, der der Wollust und Völlerei verfallen war. Er bekam zwölf Aufgaben gestellt, die er erfüllen musste.«
    »Genau. Die sechste Aufgabe war,

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