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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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die Wand warf.«
    »Tut mir leid«, meinte ich zerknirscht. »Aber ich fange schon an, Gespenster zu sehen. Ich werde nicht richtig schlau aus dir, deshalb dieses plötzlich auftretende Misstrauen.«
    »Wenn jemand einfach zu durchschauen ist, dann bin ich das«, lächelte er. »Ich sage fast immer die Wahrheit, bin ausgeglichen, höflich und nie launisch. Ich habe mein Leben der Schönheit und der Liebe gewidmet. Wusstest du eigentlich, dass Herakles der lydischen Königin Omphale und ihren Hofdamen jahrelang dienen musste, weil er den delphischen Dreifuß der Pythia geklaut hat? Dieser Dienst wäre genau die geeignete Aufgabe für mich gewesen. Ein Leben der Liebe und der Wollust gewidmet!«
    »Männerträume!«, spottete ich. »Ein Harem liebestoller Frauen schafft den stärksten Mann. Aber glaubt nur weiter daran, dass ihr die Krone der Schöpfung seid!«
    Er lächelte in sich hinein. Plötzlich wusste ich, was mich von Anfang an an ihm gereizt hatte. Er war eine Kombination aus ausgebufftem Macho, sensiblem und romantischem Jüngling und zynischem Intellektuellen. Eine ziemlich explosive Mischung.

Regen unter den Säulen von Nemea
    Der Weg nach Mykene führte über Nemea. Hier gab es einen Zeustempel zu besichtigen und eine neue Geschichte aus dem klassischen Griechenland. Doch vorher sah Jason eine Zeitung auf dem Tisch eines Cafés liegen, in dem wir etwas Wein tranken. Er griff nach ihr.
    »So also hast du die Apollon-Schale nach Delphi zurückgeschafft!«, rief er. Er reichte mir die Zeitung. Den Text konnte ich nicht lesen, doch das Foto war unmissverständlich. Es zeigte einen Museumsmann, der dem Fotografen die schöne Schale vor die Linse hielt.
    »Du bist clever«, räumte er ein. »Eine gute Idee, die Post zu benutzen. Wer hat dir die griechischen Buchstaben auf das Paket gemalt?«
    »Der schöne Costas.«
    »Hast du keine Angst, dass er plaudert?«
    »Nein. Und selbst wenn. Ich habe genug Zeugen, dass ich mit der Gruppe im Museum war und keine Gelegenheit hatte, die Vitrine aufzubrechen.«
    »Du bist nicht nur clever, sondern hast ziemlich starke Nerven.«
    »Wenn du das sagst, klingt es fast wie eine Beleidigung.«
    Er lachte. Der Dreitagebart gab seinem Gesicht etwas Verruchtes. Der Fahrtwind hatte sein Haar zerwühlt, die Sonnenbrille war auf die Spitze seiner schmalen Nase gerutscht.
    »Da oben ist es!« Jason deutete auf drei aufrecht stehende Säulen, die mit der kargen Landschaft verwachsen schienen. Er fuhr näher heran. Zwei Wärter langweilten sich, unter einem Lorbeerbaum liegend. Der Weg zum Tempel war mit Rosenstöcken gesäumt, die überreiche Blüten trugen.
    Ich steckte die Nase hinein und sog den feineleganten Duft in mich hinein. Ein Wärter kam hinzu, brach die Rose ab und schenkte sie mir.
    »Efkaristo!«, sagte ich.
    Der Weg zum Zeustempel war mit alten Steinen gepflastert. Zur linken Seite hatten Archäologen ein antikes römisches Bad freigelegt, in einem Glasschrein an einer Wegbiegung lag ein weibliches Skelett aus vorchristlicher Zeit. Die Wissenschaftler hatten festgestellt, dass es sich um die Überreste einer älteren Frau handelte.
    »Schrecklich, so präsentiert zu werden. Hoffentlich liege ich in 500 Jahren nicht auch so da«, wünschte ich.
    »Wie schön, dass du alles so pragmatisch siehst. Die Bauwerke und Gedanken, die die Menschen hinterlassen haben, sind auf jeden Fall aufregender als ihre physischen Reste. Schau! Sehen diese Säulen nicht wunderschön aus? Umringt von Longos und Zypressen?«
    »Lass uns auf diesen Quader setzen«, bat ich, »und ich höre deiner Geschichte zu.«
    Wir kletterten auf einen riesigen, rechteckigen Steinbrocken, der von wilden Gräsern und stacheligen Disteln umgeben war. Er legte seinen Kopf auf meinen Bauch und schloss die Augen. Dann erzählte er:
    »In Nemea hauste ein Löwe, der die Gegend unsicher machte. Er war groß, stark und schrecklich anzusehen. Der Löwe soll ein Bruder der thebanischen Sphinx gewesen sein, eine schreckliche Schwester. Das Untier hauste in einer tiefen Höhle. Herakles, Sohn des Zeus und der Alkmene, verstopfte einen Ausgang der Höhle. Dann lauerte er dem Löwen auf und griff ihn an, als er an einem Berghang fraß. Doch die Pfeile, die er auf ihn abschoss, verletzten ihn nicht. Der Löwe von Nemea war unverwundbar. Die große Katze sprang ihn an, Herakles benutzte seine immensen Kräfte, würgte ihn und hämmerte ihn mit seiner Olivenholzkeule zu Tode. Dann schnitt er ihm die Pfoten ab und benutzte sie

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