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Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Grappa 05 - Grappa faengt Feuer

Titel: Grappa 05 - Grappa faengt Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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genommen und schüttelte mich.
    »Wo könnte Ajax hingefahren sein?« Die Geschichte ließ mich einfach nicht los. Morgen Abend würden wir nach Hause fliegen, und die Geschichte hatte noch kein Ende. Der wahnsinnige Mörder und Schänder flieht, und das war's.
    »Ich habe eine tolle Idee«, rief ich aus. »Wir beide bleiben noch ein paar Tage und spüren Ajax Unbill auf. Hättest du Lust?«
    »Maria! Sei froh, dass wir die Sache bald hinter uns haben. Diese Reise war bisher ein einziger Albtraum!«
    »Ach ja?«, fragte ich gedehnt.
    »Nicht alles«, korrigierte er sich. »Es gab auch schöne Stunden.« Er griff nach meiner Hand und küsste sie.
    »Lass Daphne mit den anderen morgen Abend fliegen. Wir haben die Pflicht, Ajax zu suchen. Ein menschliches Gebot. Der arme Junge ist krank, verwirrt und braucht dringend ärztliche Hilfe.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du ein solch mitleidiges Herz hast«, unkte er. »Oder ist es eher die Abenteuerlust und deine Spürnase, die dich treiben?«
    Ich musste zugeben, dass er nicht ganz unrecht hatte. Meine Quengelei hatte schließlich Erfolg.
    Daphne nahm mit eiserner Miene seine Enthüllung auf, mit mir in Griechenland bleiben zu wollen.
    »Du siehst doch ein, dass wir die Sache zu Ende bringen wollen?«, versuchte er sie zu überzeugen.
    Sie sah mich mit schiefem Blick an und hüllte sich in Schweigen.
    »Sie ist noch immer verknallt in dich«, diagnostizierte ich später, »hat die Sache mit euch beiden lange gedauert?«
    »Nein.«
    »Was heißt ›nein‹?«
    »›Nein‹ heißt, dass ich mit dir nicht darüber reden will. Ich bin schließlich krank und brauche Schonung. Eifersüchtige Frauen regen mich immer so auf!«
    »Eifersucht – dieses Gefühl ist mir völlig fremd«, behauptete ich. »Und jetzt lass uns darüber nachdenken, wo wir Ajax suchen wollen. Er ist zurzeit ›Orestes‹, Agamemnons Sohn. Lass uns in deine Mythologiebücher gucken. Ich bin sicher, wir finden die Lösung dort.«
    Ich öffnete die Balkontür und drehte die Markise herunter. So hatten wir Schatten und konnten dennoch draußen sitzen. Jason platzierte sich in den Liegestuhl. Er war wirklich noch ein bisschen bleich und sah angegriffen aus. Der Kopfverband stand ihm gut.
    »Du siehst aus wie ein mittelalterlicher Ritter, der sich wegen seiner Herzensdame eine Blessur geholt hat«, lächelte ich. »Duell im Morgengrauen, Florett, Säbel oder ähnliches Werkzeug.«
    »Sollte es doch noch ein romantisches Eckchen in deinem herben Frauenherzen geben?«, scherzte er. »Sag mir, mit wem ich um dich streiten soll, und ich tue es!« Er tat, als wolle er aufspringen und auf einen unsichtbaren Gegner mit einem Stichgerät losgehen.
    »Dein Hang zur Theatralik ist überproportional ausgeprägt, Liebster. Du solltest deine alten Töpfe sausen lassen und bei einer Provinzbühne anfangen.«
    »Nur Provinz?«, maulte er. »Wenn schon, dann großes Theater. Der ewig jugendliche Liebhaber, von Frauen umschwärmt und begehrt, von Männern gehasst und verfolgt.«
    Ich griff vorsichtig in sein Haar, um seine Wunde nicht zu berühren. »Ach, Jason. Bist du nicht ein bisschen zu alt für die Rolle eines jugendlichen Liebhabers? Kannst du dir wirklich nicht vorstellen, nur mit einer Frau zu leben?«
    Unversehens hatte mich eine verträumte Schwermut ergriffen. Die glühende, senkrechte Stunde nahte, und im Licht der Sonne glänzten die Olivenbäume wie perlmutterne Muscheln.
    »Es scheint fast, als würdest du an die Ehe glauben!«, stieß Jason erstaunt hervor.
    »Nicht unbedingt. Die christliche Ehe ist so angelegt, dass sie mit dem Exitus der beiden Beteiligten endet. Das kann nicht das Ziel einer guten Beziehung sein. Aber ich glaube fest daran, dass sich zwei Menschen sexuell treu sein sollten, solange sie zusammen sind.«
    »Was würdest du tun, wenn dich dein Partner mit einer anderen Frau betrügt?«
    »Wir sollten das Thema wechseln«, schlug ich vor. »Ich habe nicht vor, dich mit Moralvorstellungen zu langweilen, für die du vermutlich nur ein spöttisches Lächeln übrig hast.«
    »Sag, was du tun würdest«, drängte er.
    »Die Beziehung beenden und zwar sofort. Ohne Szene, ohne Kampf und ohne Tränen.«
    »Du bist eine Puristin!«
    »Nein, ich habe mir nur Gerüste gebaut, an denen ich mein Leben hochgebaut habe, damit es hält. Du willst am liebsten mit jeder Frau ins Bett gehen, die dir gefällt. Und das stört mich an dir.«
    Er setzte sich in seinem Liegestuhl auf. »Männer fühlen nun mal anders

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