Grappa 05 - Grappa faengt Feuer
getürmt. Mit leichtem Gepäck. Er ist außerdem der Mann, der Daphne vergewaltigt hat. Ich habe Maske und Minzöl gefunden. Sie weiß es schon und heult sich gerade beim Pater aus.«
Ich säuberte den Rand der Wunde mit Alkohol und packte ein bisschen Mull auf den Riss am Hinterkopf. Dann legte ich einen Verband an. Nach einer Minute sah Jason aus wie ein Indianerhäuptling.
Martha Maus ließ die Ouzo-Flasche kreisen. Gerlinde von Vischering hatte sich abseits gesetzt. Ihr Gesicht hatte die ihr eigene undurchdringliche Miene, die alles und nichts bedeuten konnte.
»Weiß sie es?«, fragte ich Jason.
»Ja. Sie hat nichts weiter gesagt, sondern sich nur in die Ecke gesetzt. Seitdem starrt sie die Wand an.«
»Ich muss mal mit ihr reden.«
Sie nahm mich kaum zur Kenntnis, schaute nur einmal kurz hoch, als ich »Herzliches Beileid« murmelte. Eine blöde Bemerkung, doch mir fiel nichts Besseres ein.
»Schenken Sie sich doch Ihren Spott, Frau Grappa!« Eine Klapperschlange strahlte mehr Wärme aus als sie.
»Der Mann, der Sie vergiften wollte, war Ajax. Wissen Sie das?«
»Kann sein.« Sie tat so, als würden wir übers Wetter reden.
»Wollen Sie nicht lieber auspacken?«, fragte ich. »Bevor die Polizei Sie in die Mangel nimmt.«
»Was können die schon von mir wollen?« Ihr Ton war schieres Erstaunen. »Ich kannte Herrn Dr. Unbill flüchtig und seinen geisteskranken Sohn so gut wie gar nicht.«
»Die Kunstdiebstähle gehen auf Unbills Konto, und Sie haben ihn erpresst. Er hat es mir selbst gesagt!«
»Das mag sein. Aber er wird es nicht mehr wiederholen können, nicht wahr? Vor allen Dingen nicht der Polizei gegenüber.«
»Wie Sie wollen«, resignierte ich. »Ist ja sowieso egal – jetzt, wo er tot ist. Ich dachte nur, Sie wollten Ihr Gewissen erleichtern.«
»Und dafür sollten ausgerechnet Sie in Frage kommen, Frau Grappa?« Der Satz triefte vor Spott. Ich streckte den Mittelfinger meiner rechten Hand in die Luft und ließ sie sitzen.
Ein griechisches Martinshorn näherte sich. Es klang wie eine misslungene Persiflage auf unser deutsches Tatü-tata. Wagentüren sprangen auf, Polizisten stürzten mit Maschinengewehren im Anschlag in die Hotelhalle.
Alle waren wie vom Donner gerührt. Pater Benedikt nahm seine Brille ab, putzte sie ausführlich, sprach beruhigend auf die Polizisten ein und deutete in Richtung Garten. Sein Griechisch klang sanft und beschwichtigend. Zwischendurch mischte sich Jason ein, ergänzte des Paters trockene Erzählung mit temperamentvollen Gesten. Leider verstand ich kein Wort von dem Kauderwelsch. Ich dachte an die Angst, die ich empfunden hatte, als ich Jason blutbefleckt unter dem Baum fand. Für einen Augenblick war mein Herz stehengeblieben. Ich musste dringend über meine Gefühle für Jason nachdenken. Meine Augen saugten sich an ihm fest. Mach dir keine Hoffnungen auf eine längere Beziehung, schimpfte ich mit mir, zu Hause ist alles vorbei, und es bleibt nur noch die Erinnerung an ein hinreißendes Urlaubsabenteuer.
Die Vernehmungen begannen eine halbe Stunde später. Unbills Leiche war in einen Behelfssarg verfrachtet worden und stand draußen in der inzwischen glühenden Sonne. Sein Sohn Ajax Unbill wurde zur Fahndung ausgeschrieben.
Ein Arzt bescheinigte Jason Kondis eine fünf Zentimeter lange Platzwunde und eine leichte Gehirnerschütterung. Die Wunde brauchte nicht einmal genäht zu werden. Mit der Schere schnitt der Arzt ein paar Locken rund um die Blessur weg. Es tat Jasons Schönheit keinen Abbruch.
Daphne buchte die Zimmer in Mykene noch einen Tag länger, sagte den Besuch in Epidaurus ab und besprach mit Aris die neue Lage. Sie hatte sich wieder voll im Griff.
Ein Pascha im Bett und eine neue Idee
Die Fingerabdrücke auf dem Beil waren identisch mit denen, die im Zimmer der Unbills gefunden wurden. Zeugenvernehmungen brachten die Gewissheit, dass Ajax Unbill einen Bus bestiegen hatte, dessen Ziel die Hafenstadt Nauplia war. Geld, Reiseschecks und sein Personalausweis waren verschwunden.
Jason schonte sich ein paar Stunden. Er saß im Bett, im Rücken zwei dicke Kissen und ließ sich pflegen. Ein Pascha war gegen ihn ein Fronarbeiter.
»Und nun brav den Mund geöffnet«, forderte ich und löffelte Hühnerbrühe hinein. »Und jetzt das Brot!«
Folgsam kaute er die Weißbrotbrocken und spülte mit Retsina nach.
»Nicht zu viel Alkohol«, warnte ich.
»Retsina ist Medizin.«
»Du hast recht. Danach schmeckt er auch.« Ich hatte gerade einen Schluck
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