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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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lächelte.
    »Ihr versteht euch aber prima«, stellte ich fest und spürte so etwas wie Rührung.
    »Mama ist … ich meine, ich wohne noch zu Hause, weil …« Rockys Mund wollte weitere Worte formen, doch es klappte nicht.
    »Du musst dich doch nicht dafür entschuldigen, dass du dich mit deiner Mama gut verstehst«, sagte ich, »so was wie euch beide, gibt es nicht oft. Also sei froh darüber.«
    Rocky nickte und stach mit der Kuchengabel in den Streuselkuchen. Das Stück flog vom Teller, quer über den Tisch und landete auf dem Teppich. Rockys Mama prustete los. Eine meiner Katzen sprang vom Sofa und schaute sich den Streusel näher an. Wieder keine Maus! Frustriert sprang sie auf den Fernseher, der niedrig stand und mit einem Brokatdeckchen gekrönt war. Mama lachte wieder, dann lachten wir alle. Die Spannung war weg.
    »Morgen früh spricht Max Lidor über den Dichter Cervantes. Der Vortrag findet im Goldsaal der Westfalenhallen statt. Kommst du mit?«, fragte ich ein paar Stunden später.
    »Nö. Ich will mir die Lastwagen mal genauer ansehen, die die nächsten Tage losfahren sollen. Sie stehen auf dem Betriebshof von Hilfe ohne Grenzen. Irgendwann müssen sie ja beladen werden.«
    »Das ist bestimmt längst passiert«, warf ich ein, »die Pressekonferenz ist schon Montagmittag. Die Sachertorte werden die erst in letzter Sekunde dort verstecken. Schließlich kostet das Teil 280 Millionen Dollar. Willst du 250 Lkw untersuchen? Das dauert Jahre!«
    Er blieb bei seinem Plan, ich gab nach. »Pass nur auf, dass du Urs Stäubli nicht in die Hände fällst«, warnte ich, »er mag dich bestimmt nicht besonders. Wer lässt sich schon gern die Papiere stehlen?«

Die Erde der Mancha
    »Seit den Zeiten der Römer wogen im Land des spanischen Dichters Cervantes die Weizenfelder«, erzählte Max Lidor, »es ist das Gebiet um Alcalá de Henares. Die Landschaft ist schlicht und unscheinbar wie eine alte Bauernküche. Die Menschen, die hier leben, sind mürrisch und mögen keine Fremden. Und doch ist dieser Landstrich berühmt geworden durch den Dichter Miguel de Cervantes Saavedra, dem Schöpfer des unvergänglichen Narren und Helden Don Quixote de la Mancha.«
    Max Lidor, der Mann, den ich für El Lobo hielt, saß aufrecht in seinem Rollstuhl und ließ die wachen Augen über das Publikum schweifen. Seine Stimme war dunkler als die des Wolfes, doch die Melodie stimmte. Und vor allen Dingen das Lachen.
    Ich hatte mich in den hinteren Teil des Goldsaals verdrückt, direkt neben ein großes Blumengesteck aus Fließbandnelken und weißen Rosen. Etwa 40 Menschen waren gekommen, um dem bekannten Literaturwissenschaftler zu lauschen. Er ist es, dachte ich, er muss es sein, sonst ergibt alles keinen Sinn.
    Ich hörte seine Stimme, ohne die Worte verstehen zu wollen. Ja, es waren die kurzen klaren Sätze, die ihre Spannung durch Veränderungen der Lautstärke und der Geschwindigkeit erhielten. So hatte El Lobo am Telefon gesprochen. Mir fiel wieder ein, dass der Auftragskiller schon in viele Rollen geschlüpft war. Ein Mörder, der Experte für spanische Literatur war.
    Ich drückte mich hinter den Blumenkübel und fixierte den Redner durch zwei Nelken hindurch. Das dichte Haar erschien mir nicht mehr so grau wie damals im Flugzeug, die Gesichtszüge wirkten entspannter.
    »Der Himmel ist hier endlos und weit. Das Klima ist rau und martert seine Bewohner im Sommer wie im Winter. Genauso sind die Menschen – hart und streng. In der Mancha ist die Erde ein Feind, der beherrscht werden muss. Hier ist das Klima ein Gegner, der gezähmt werden will. Und hier wurde Cervantes' Held Don Quixote geboren.«
    Eigentlich hatte ich Lidor vor dem Vortrag schon ansprechen wollen, doch es hatte nicht geklappt. Er wurde mit einem Rollstuhltaxi direkt vor den Goldsaal gefahren und war dort von einem Angestellten der Westfalenhallen in Empfang genommen worden. Keine Chance für mich, ihn mit einem forschen »Hallo, Lobo!« zu begrüßen.
    Irgendwann brauste Applaus auf, der Vortrag war zu Ende. Lidor verbeugte sich und fixierte das Publikum. Ich erhob mich. So war ich nicht zu übersehen. Lidors Blick krallte sich in meinen Augen fest. Dann lächelte er, aber nur ein bisschen.
    Eine junge Frau kam mit einem Blumenstrauß herangestöckelt. Wenig später wurde der Killer über eine Rampe von der leicht erhöhten Bühne nach draußen geschoben. Der Rollstuhl bewegte sich in Richtung Hotel. Ich folgte ihm.
    »Hallo, Herr Lidor!«, trompetete ich hinter

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