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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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abzulenken. Der Lokalsender brachte einen Beitrag über die Rattenplage in Bierstadt. Empörte Bürger machten die Stadt dafür verantwortlich, dass es mehr Ratten als Menschen in Bierstadt gäbe, und forderten rigorose Bejagungs- und Vergiftungsaktionen. Der Stadtkämmerer wollte gerade die desolate Finanzlage der Stadt beklagen, als es leicht an mein Fenster klopfte. Lidor war eingetroffen.
    Wir warteten, bis ferne Spaziergänger keine Gefahr mehr für uns werden konnten, setzten Stäubli wieder in den Rollstuhl und schoben ihn in den Rhododendrongarten des Parks. Die Büsche standen so hoch, dass niemand sehen konnte, dass wir den toten Körper auf der Bank platzierten. Da saß er nun. Neben ihm auf der Rückenlehne prangte ein kleines Messingschild in der Sonne: Diese Bank wurde gespendet von der Stadtsparkasse Bierstadt.
    »Tut mir leid«, sagte Lidor, »aber Sie können schlecht mit einem leeren Rollstuhl zurück ins Hotel. Also müssen Sie mich jetzt schieben. Für den Fall, dass uns doch jemand gesehen hat.«
    Lidor nahm Stäubli den Hut vom Kopf und setzte sich in das Gefährt. Wenige Minuten später waren wir wieder auf dem Weg zum Hotel. Alles war glatt gegangen. Ich atmete auf.
    »Und jetzt?«, fragte ich, als ich den Wagen die Auffahrt hochlenkte.
    »Sie müssen mich noch in mein Zimmer bringen. Schließlich kann ich ja nicht aufstehen und laufen.«
    Der Pförtner des Hotels nickte uns freundlich zu, als ich den Rollstuhl in Richtung Lift schob.

Der Countdown läuft
    Der tote Mann im Rombergpark verdrängte am Montagmorgen alle anderen Nachrichten auf die hinteren Seiten der Lokalblätter. Ich hatte keinen Wochenenddienst gehabt, ließ mich also von der Berichterstattung überraschen.
    Unbekannter Mann saß tot auf einer Parkbank titelte es auf der Eins. Ich las weiter:
    Eine furchtbare Entdeckung machte am gestrigen Sonntagnachmittag die Rentnerin Elfriede K. Sie führte gerade ihren Foxterrier spazieren, als sie einen Mann entdeckte, der leblos auf einer Holzbank im Rhododendrongarten des Rombergparkes saß. Elfriede K. alarmierte die Parkaufsicht. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen. Die Polizei geht von einem Gewaltverbrechen aus, die genaue Todesursache soll die Obduktion klären. Die Identität des Mannes ist noch unbekannt. Er hatte keinerlei Papiere bei sich. Hinweise nimmt die Kripo Bierstadt entgegen.
    In den Bericht war ein Foto des Toten eingeklinkt. Auch die Privatsender und das lokale Radio hielten sich schadlos, sendeten die abenteuerlichsten Spekulationen und stellten die gewagtesten Thesen auf. Niemand jedoch knüpfte eine Verbindung zu den Morden an Hermann Lasotta und Willi Wurbs. Wie auch?
    Keiner kannte den Toten, auch die Polizei hatte ihren Mund gehalten. Urs Stäublis plötzliches Hinscheiden bekam ausgerechnet durch Willi Wurbs' ehemaligen Brötchengeber Tele Modern Life noch eine romantische Note. TML verpasste der Leiche in den Morgennachrichten den Namen »der schöne Tote aus dem Rhododendrongarten«.
    Ich befand mich wieder in meiner Wohnung. Gestern Abend noch hatte ich meine Sachen und die Katzen gepackt und war umgezogen. Die Gefahr durch Stäubli existierte schließlich nicht mehr. Ich schaute auf die Uhr. Brinkhoff war bestimmt schon im Büro.
    »Hallo, Herr Hauptkommissar«, begann ich das Telefongespräch. »Warum erzählen Sie den Medien, dass der Tote im Rombergpark unbekannt ist? Sie wissen doch, dass er Stäubli heißt.«
    »Befehl von oben«, meinte der Hauptkommissar knapp. »Hatte Stäubli eigentlich Kontakt zu Ihnen aufgenommen? Vielleicht haben Sie ihn sogar erschossen … in Notwehr natürlich.«
    Ich lachte. »Sie machen Scherze, Herr Hauptkommissar. Ich weiß noch nicht mal, wie man eine Knarre in Gang bekommt. Fragen Sie lieber Ihren superschlauen Kollegen vom BKA! Er war schließlich einer der letzten, der Stäubli lebend gesehen hat, oder? Vielleicht war er's.«
    Brinkhoff antwortete nicht sogleich. Schließlich sprach er mit einer Journalistin, deren Beruf es war, alles auszuplaudern, was sie erfahren hatte.
    »Liliencron war Stäublis Geschäften auf der Spur. Deshalb das Treffen im Fußballstadion. Verdeckte Ermittlungen. Liliencron wollte durch Stäubli an den Kopf der Sachertorten-Bande herankommen. Fast wäre es ihm gelungen, denn er hatte Stäublis Vertrauen. Leider ist diese Informationsquelle nun auch versiegt.«
    »Sagen Sie, Brinkhoff, glauben Sie wirklich an dieses Märchen?«
    »Ich habe Liliencrons Angaben

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