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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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als Undercover-Agent? Das glauben Sie doch selbst nicht! Die beiden sind Komplizen, das sieht doch jedes Kind.«
    Brinkhoff schwieg.
    Ich gab dem Hauptkommissar eine leicht geschönte Kurzfassung der Sachertorten-Story. Max Lidor erwähnte ich nicht.
    »Du lieber Himmel!« Mir wurde heiß und kalt zugleich. »Wir haben Rocky ganz vergessen. Stäubli kennt ihn, denn Rocky hat ihm seine Papiere geklaut und ihn ans Treppengeländer gefesselt. Schnell, gehen Sie nach rechts!«
    Brinkhoff zoomte auf Platz 37. Er war leer. In diesem Augenblick schoss Andreas Möller nach einer gelungenen Vorlage von Julio Cesar das Eins zu Null. Wie das Ei ins Netz flutschte – das war vom Allerfeinsten. Alles, was im Stadion nur ansatzweise schwarz-gelb war, wurde geworfen, geschwenkt, geschüttelt.

Vorübergehende Nordwanderung
    Rocky hatte das einzig Richtige getan, als er Stäubli neben Liliencron entdeckte, er hatte sich aus dem Staub gemacht. Irgendwie war es ihm gelungen – an den Ordnern vorbei – in die Polizeigondel zu gelangen. Ich informierte ihn schnell über die Identität Stäublis.
    »Ich wusste gleich, dass der Kerl stinkt«, kommentierte er knapp.
    »Wie soll es jetzt weitergehen?«, wollte ich von Brinkhoff wissen.
    »Eigentlich geht es Sie ja überhaupt nichts an«, meinte der Hauptkommissar, »aber ich sag's Ihnen. Ich werde meine Vorgesetzten informieren.«
    »Also wollen Sie Liliencron nicht fragen, warum er sich mit Stäubli getroffen hat?«, interessierte ich mich. Brinkhoff traute ihm wohl doch nicht über den Weg.
    »Vorläufig nicht. Die Aufklärung einiger Morde und die Verhinderung eines illegalen Atomgeschäftes sind wichtiger als meine Neugier. Die wird noch früh genug befriedigt.« Und an Rocky gewandt fragte er: »Hat Stäubli Sie eigentlich gesehen?«
    Der zuckte nur mit den Schultern. »Ich hab gerade auf was anderes geachtet. Als ich wieder hingeguckt hab, saß Stäubli da. Es wäre also möglich, dass er mich beäugt hat.«
    »Dann sollten Sie gut auf sich aufpassen, Herr Jedwabski«, riet Brinkhoff. »Stäubli ist gefährlich.«
    »Logo«, nickte Rocky. » No problema. Und was ist mit Frau Grappa? Immerhin weiß der BKA-Bulle, dass sie an der Sache dran ist.«
    Brinkhoff sah mich nachdenklich an. »Das stimmt allerdings. Sie sollten die nächsten Tage nicht in Ihrer Wohnung verbringen. Haben Sie Bekannte, bei denen Sie wohnen können?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das kommt gar nicht in Frage. Ich kann schon auf mich aufpassen.«
    »Du kannst bei mir und Mama einziehen«, schlug Rocky vor.
    »Das fehlte noch«, knurrte ich. »Und was ist mit meinen drei Katzen? Ich habe sie gerade erst bei meiner Nachbarin abgeholt. Die Tiere fallen in eine tiefe Depression, wenn ich sie schon wieder allein lasse.«
    »Die Viecher nimmst du mit zu uns. Mama kommt aus der Landwirtschaft, sie mag Katzen.«
    »So könnte es gehen«, meinte Brinkhoff. »Ich kann Sie leider nicht unter Polizeischutz stellen – Liliencron würde das sofort merken.«
    »Meinetwegen.« Die Argumente gingen mir langsam aus.
    Brinkhoff begleitete uns noch so lange, bis ich aus meiner Wohnung die Katzen und ein paar Kleider geholt hatte. Am selben Abend zog ich in ein winziges Gästezimmer, das sich in einem alten Zehn-Familienhaus im Bierstädter Norden befand. Hier würde mich bestimmt niemand finden!

Eine gute Beziehung
    Rockys Mutter war eine stämmige, kleine Frau mit gesunder Gesichtsfarbe und blauer Kittelschürze. Wenn sie mit ihrem Sohn polnisch redete, stemmte sie die Arme auf die Hüften und sah ihm direkt in die graublauen Augen. Rocky hatte eine Menge Respekt vor ihr.
    »Warum nennt sie dich Thadeusz?« Ich saß eingekeilt zwischen Mutter Jedwabski und einer riesigen Schrankwand an der Kaffeetafel, die liebevoll mit Blumendecke und Trockengesteck geschmückt war.
    »Ich heiße Thadeusz«, gestand er. »Doch das kann kaum jemand aussprechen. Also hab ich mich Rocky genannt.«
    »Sylvester Stallone?«
    Rocky nickte. »Die Boxerfilme. Ich find den Typ super.«
    Rockys Mama, die kaum deutsch sprach, hatte mitgekriegt, was ich gefragt hatte. Sie ließ auf ihren Sohn einen temperamentvollen Wortschwall niederprasseln.
    Ich grinste. »Gefällt ihr wohl nicht, oder?«
    »Mama ist konservativ.« Rocky zuckte mit den Schultern. Sein Gesichtsausdruck lag zwischen peinlich berührt und betroffen. Er sagte etwas zu ihr. Ihr Gesicht verlor die Strenge, sie strich ihm über sein blondes Stoppelhaar und tätschelte seine Wange. Rocky

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