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Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Titel: Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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aufgetaucht, stimmt's?«
    Kossmann nickte. »So ist es. Der Straßenmusikant hat am nächsten Tag wieder auf dem Platz gespielt. Ich habe ihn natürlich angesprochen, doch er hatte mit der Sache angeblich nichts zu tun. Die Polizei konnte nichts machen, denn ich habe ihm die 8.000 Mark ja schließlich aufgedrängt. Als die Beamten im Betrugsdezernat schließlich Parallelen zu ähnlichen Fällen zogen, ist der Geiger verschwunden.«
    »Dumm gelaufen.«
    »Die Geige ist übrigens kaum etwas wert«, vervollständigte Kossmann seine blumenreiche Erzählung. »Ich hab sie überprüfen lassen. Von wegen Stradivari!«

Neutrale Tüte
    Eine Ära geht zu Ende – noch immer waren die Werbezettel des Bierstädter Teppichkönigs Ali Tabibi auf den Litfaßsäulen und an den Straßenbahnhaltestellen in der Innenstadt aufgeklebt. Tabibi stemmte auf den Plakaten einen Teppichstapel vor der noch nicht in die Luft gesprengten Bibliothek. Er trug einen seriösen Anzug, war glatt rasiert, grauhaarig und bediente in keiner Weise das Klischee eines säbelschwingenden blutrünstigen Orientalen, der das Abendland im Namen Allahs versklaven will.
    Mein Magen knurrte. Auf Bierstadts Goldener Meile gab es fast keine Restaurants, in denen man auf die Schnelle seinen Hunger stillen konnte. Unverhofft stand ich vor einem Fast-Food-Restaurant, einem amerikanischen, das dafür bekannt war, seine Mitarbeiter gnadenlos auszubeuten, die Regenwaldabholzung in den Tropen zu forcieren und ordentliche Betriebsratswahlen zu behindern. Drei Kids kamen mir entgegen, in den Händen kleine Tüten mit goldgelben Kartoffelstäbchen. Sie sahen knusprig und frisch aus.
    Ich verwarf den spontanen Gedanken, den multinationalen, zutiefst kapitalistischen Konzern mit meinem Geld zu unterstützen, und entfernte mich. Nach zwanzig Metern schaute ich mich um. Nein, ich sah niemanden, den ich kannte und der mir mein klägliches gesellschaftliches Versagen würde vorwerfen können.
    Ich drehte um, lief schnurstracks zum Eingang der Fast-Food-Bude, noch schnell ein weiterer Blick nach rechts und links, keine verdächtigen Personen, und drin war ich.
    An den Tischen saßen vorwiegend junge Menschen mit Walkmen und Kopfhörern, genüsslich ihre Bigmäcs oder ChickenMacNuggets mümmelnd. Ihre Blicke irrten orientierungslos durch den Raum, in dem das ausgebeutete Personal Tische abräumte und Aschenbecher leerte.
    »Was kann ich für Sie tun?« Ich hatte mich in die Warteschlange vor einem Schalter eingereiht.
    Ein junger Mann in adretter Uniform und mit einem niedlichen Käppchen auf dem Haupt hatte mir diese Gewissensfrage gestellt.
    »Pommes frites«, stammelte ich. »Eine doppelte Portion.«
    »Wird erledigt.«
    Ich peilte nochmals die Lage. Keine Gefahr, schoss es mir durch den Kopf, jetzt oder nie. Das Geld hatte ich in der Hand, nur schnell weg hier, wenn die Übergabe erfolgt war.
    Schwer atmend stand ich einige Augenblicke später auf der Fußgängerzone. Geschafft! Leider prangte auf der Papiertüte unverkennbar das provozierende Logo des Fast-Food-Konzerns, jeder konnte sehen, wo ich gewesen war.
    Panisch kramte ich in meiner Handtasche nach einem neutralen Blatt Papier. Ich fand schließlich den Ausdruck einer Agenturmeldung vom Tod Ali Tabibis. Ich faltete daraus eine Spitztüte und schüttete meine Kartoffelbeute hinein.
    Gerade noch rechtzeitig. »Hallo, Grappa!«
    Ich schreckte herum. Es war Peter Jansen.
    »Ich will schnell einen Happen essen«, tat er kund. »Kommst du mit?« Er deutete mit dem Kinn auf die Fassade des Fast-Food-Konzerns.
    »Ich?«, empörte ich mich. »Kein Gedanke! Weißt du nicht, wie das Personal in diesen Läden ausgebeutet wird? Und jeden Tag werden Tausende Hektar von Tropenwald vernichtet, damit die Rinder für die Hamburger dort weiden können. Um nichts in der Welt würde ich ...«
    »Entschuldige, Grappa«, grinste Jansen. »Ich will natürlich nicht, dass du gegen dein Gewissen handelst. Aber die machen halt so gute Pommes. Die sehen fast so aus wie die, die du da vor mir zu verstecken versuchst.«
    »Was unterstellst du mir ...« Ich bemühte mich, entrüstet zu sein.
    »Hallo, meine Dame«, sagte eine Stimme. Vor uns stand der junge Mann in der Fast-Food-Uniform. »Sie bekommen noch Geld zurück.«
    »Meinen Sie mich?«, fragte ich erstaunt.
    »Ja. Sie haben mit zehn Mark bezahlt, als Sie die doppelte Portion Pommes gekauft haben. Und dann waren Sie so schnell weg ...«
    »Ist ja gut«, sagte ich schnell. »Den Rest können Sie

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