Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Titel: Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
behalten. Haben Sie noch nie im Leben Trinkgeld bekommen?«

Suche nach einem Geiger
    Es gab nur eine kleine Chance, dass der Geigenspieler, der den Apotheker so brillant reingelegt hatte, den Transport der Leiche beobachtet hatte. Und wenn – er würde niemals freiwillig bei der Polizei aussagen und sich damit der Gefahr einer Anzeige wegen Betruges aussetzen. Ich musste ihn mit einem Trick dazu bewegen, sich bei mir zu melden.
    Viel Zeit hatte ich nicht. Oberstaatsanwalt Dr. Hasso Klima war bestimmt schon auf der Spur des Musikanten – ich musste schneller sein als er.
    Peter Jansen war einverstanden, dass ich den verschwundenen Zeugen durch einen Artikel im Bierstädter Tageblatt aufspürte. Wir hatten zusammen gegessen, nachdem er ein paar Kübel Spott über mich ausgegossen und mir geschworen hatte, sein Wissen von meinem Ausflug in die Welt des Kapitalismus für sich zu behalten.
    Wer spielte am letzten Tag die Geige?, hieß es in der Überschrift eines Zweispalters auf der ersten Lokalseite.
    Im Text behauptete ich, dass unser Tageblatt eine Reportage über die letzten Tage vor dem Fall der Bibliothek planen würde. In dem Zusammenhang würden wir den Geigenspieler suchen, der in den Tagen davor in der City herumgefiedelt habe. Jansen fand die Story etwas schlapp – »Du hast schon geschickter gelogen« –, doch mir fiel nichts Besseres ein.
    Klar, dass der junge Mann uns die Geschichte nicht abkaufen würde. Deshalb gab ich in dem Artikel meine private Telefonnummer an und sicherte Anonymität zu. Ich hoffte, dass wenigstens die Staatsanwaltschaft keine Lunte riechen würde.
    Auf dem Weg nach Hause kaufte ich mir in der Buchhandlung ein Bestimmungsbuch über Südseefische. Es konnte nicht schaden, wenn ich mich mit den Herzensangelegenheiten meines Gegners näher befasste.
    Zunächst sah ich mir nur die Bilder an. Nette farbenfrohe Tierchen mit schwierigen Namen, manche von ihnen harpuniert neben hübschen, leicht bekleideten Südsee-Insulanern, die ihre Beute stolz ins Objektiv der Fotokamera hielten. Ob sich Hasso Klima auch so fühlte, wenn er einen Mörder erlegt hatte?
    Plötzlich bekam ich Sehnsucht nach Urlaub. Die Südsee musste es ja nicht gerade sein – zu weit weg, zu viel Meer, zu viele Wirbelstürme. Weinanbau gab es dort auch nicht.
    Ich ging zum Kühlschrank und wurde bitter enttäuscht. Es war kein Weißwein mehr da. Zu spät, um einzukaufen – es war kurz nach 20 Uhr. Aber nicht zu spät für den Italiener um die Ecke. Ich wählte Solos Telefonnummer.
    »Ja, bitte?«, sagte eine verschlafene weibliche Stimme.
    »Ist Mustafa da?«
    »Hier gibt es keinen Mustafa«, sagte die Frau.
    »Kann ich dann Solo sprechen?«
    »Auch den gibt's hier nicht. Sie müssen sich verwählt haben. Auf Wiederhören.«
    Ich war eine Weile verdutzt, denn ich hatte die richtige Nummer gewählt. Ich versuchte es noch einmal. Am anderen Ende der Leitung blieb es still.
    Komisch, dachte ich, ob Engelchen aufgetaucht ist? Nein, so was gab's nur in Schnulzen. Solo tröstete sich derweil mit einer anderen, während seine große Liebe wo auch immer herumturnte.

Der »Rassesieger«
    »Ich habe gerade dein Käseblatt gelesen«, ertönte Solos Stimme am nächsten Morgen aus dem Telefonhörer.
    »Beleidige mein Blatt nicht«, gähnte ich. »Schließlich hast du da auch mal deine Brötchen verdient. Was gibt's so früh am Tag?«
    »Du suchst einen Geigenspieler«, erwiderte der Fotograf. »Warum hast du mich nicht nach ihm gefragt?«
    »Warum sollte ich?« Ich hatte mich im Bett aufgesetzt und einen schüchternen Blick auf die Uhr geworfen. Es war halb sieben!
    »Ich kenne ihn«, behauptete Solo. »Und ich habe sogar ein Foto von dem Fiedelfritzen. Was sagst du dazu?«
    »Wenn's stimmt, finde ich das genial. Hast du auch eine Erklärung parat?«
    »Das war ein echter Zufall. Ich habe in den Tagen vor der Sprengung Fotos auf dem Platz gemacht. Atmosphäre, Menschen, Sonne, Bier, alleinerziehende Mütter, leicht bekleidete Girlies und gaffende Frührentner – du verstehst? Da kam der Geiger genau richtig. Ich stellte also mein Objektiv ein und lichtete ihn ab. Doch der Kerl kam auf mich zu und verlangte Kohle. Wie findest du das?«
    »Völlig in Ordnung«, antwortete ich und versuchte, mit den Füßen in die Hausschuhe zu kommen. »Wie viel hast du ihm gegeben?«
    »Einen Zwanziger. Wir kamen ins Gespräch. Netter Typ. Er wollte weiter zu irgendeiner Sommerkirmes in einem Kaff im Sauerland, dessen Name mir entfallen

Weitere Kostenlose Bücher