Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf
Kaffee, Telefonklingeln, einen Computer, der auf meine Geistesblitze wartet, und Kollegen, die mich nerven. Versprechen Sie mir, das zu tun, was ich eben gesagt habe?«
»Ja.«
»Braver Junge. Ich mag folgsame Männer. Es ist ja auch nur zu Ihrem Besten.«
Leon schaute mich skeptisch an. Ich deutete einen Gruß an und schnappte die Mappe mit Lenas Zeichnungen. Es kam Drive in die Sache – wohin der Weg allerdings weisen würde, war mir zu diesem Zeitpunkt noch schleierhaft. Täter und Opfer, Gut und Böse, Schwarz und Weiß – ich konnte keine klaren Abgrenzungen mehr erkennen.
Erwarte Connection
»Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht«, klagte ich, als ich Peter Jansen eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse gegeben hatte. »Die Sache ist total wirr, nichts ergibt einen Sinn. Wenn Die Fantastischen Fünf die Männer auf den Zeichnungen sind, erpressen sie nicht nur die Stadt, sondern haben auch noch Tabibi auf dem Gewissen ... zumindest vier von ihnen. Ein Oberstaatsanwalt, ein Ratsmitglied, der Flughafenchef und ein renommierter Fotokünstler als mordendes Quartett. Das glaubt uns kein Mensch!«
»Du gehst die Sache falsch an«, meinte Jansen. »Um einen spannenden Artikel schreiben zu können, brauchst du keine Antworten, sondern Fragen.«
»Und welche?«, rief ich genervt aus. »Soll ich die vier anrufen und fragen, ob sie die Stadt erpressen und den Teppichfritzen erledigt haben? Die werden vermutlich sofort gestehen ... und der Fall ist geklärt. Irgendjemand hat einen Heidenspaß daran, uns zu vernatzen. Ich habe hundert Fäden in meinem Kopf, die sich nicht miteinander verknüpfen lassen.«
»Arme Grappa!«, grinste Jansen. »Welche Fragen interessieren dich in der Story denn am meisten?«
»Ist doch klar«, entgegnete ich. »Gibt es Die Fantastischen Fünf wirklich, und handelt es sich dabei um die fünf Männer, die von Lena gezeichnet wurden? Und wenn, was haben Die Fantastischen Fünf mit der Millionen-Erpressung zu tun, haben sie Tabibi umgebracht und wenn ja, warum?«
»Na siehst du«, brummte Jansen zufrieden. »Es geht doch. Diese Fragen stellst du morgen in unserem Blatt.«
»Die Leser glauben, dass wir ein Quiz veranstalten! Außerdem ist doch Stillschweigen über den Erpressungsversuch vereinbart worden«, warf ich ein. »Willst du Ärger mit Oberbürgermeister Gottwald riskieren?«
»Kein Problem. Die Sache hat jetzt ganz andere Dimensionen bekommen. Eine junge Frau ist verschwunden, ein Augenzeuge hat viel zu erzählen, und der Mord an Tabibi ist auch noch nicht geklärt. Und alles scheint mit dieser merkwürdigen Gruppe zusammenzuhängen. Ich regele die Sache mit dem OB schon.«
Schon im Türrahmen, fiel Jansen noch was ein: »Heute früh übrigens ist die geforderte Anzeige der Stadt im Reviermarkt erschienen. Hier ist sie!« Jansen reichte mir das Blatt.
Unter der Rubrik Verschiedenes , über einer Kleinanzeige über Wasserbetten im Schlafpalais und eingerahmt von Hilferufen von Frauen aus Tschechien und der Ukraine, die seriöse Männer für Freundschaft, Zusammenleben und Ehe suchten, war zu lesen: Hallo, Ihr kleingläubigen Tiefflieger. Danke für die Bombenstimmung im Underground. Eure Fantastischen Fünf. Erwarte Connection unter Nebenstelle 1947.
»Klär doch mal bei der Polizei ab, ob es die gewünschte Connection schon gegeben hat. Also ran an den Speck!«
»Auf deine Verantwortung«, maulte ich. »Du holst mich da raus, wenn's brennt, okay?«
»Sicher«, versprach Jansen. »Mach's so wie immer, Grappa: Stelle die falschen Fragen im richtigen Augenblick und die richtigen Fragen zur falschen Zeit, lasse deiner blühenden Fantasie freien Lauf, kleide alles in wohlgesetzte Worte und – hau den hilflosen Lesern alles um die Ohren. Deine Trefferquote ist dabei ja gar nicht so schlecht.«
»Jetzt weiß ich endlich, wie du meine Arbeit einschätzt«, sagte ich gekränkt. »Ich habe mich immer für einen ausgefuchsten Profi gehalten, der analytische Intelligenz mit genialer Kombinationsgabe paart, um unserer Provinzzeitung zu neuen Lesern zu verhelfen. Endlich hast du mir gezeigt, dass auch ich ein Mensch und damit sterblich bin.«
»Keep cool, Grappa! Könnten dich zwei Mandelhörnchen und das Versprechen auf eine Einladung in dein italienisches Lieblingsrestaurant aus dem mentalen Tief herausbringen?«
»Nur, wenn du die Mandelhörnchen in den nächsten zehn Minuten herschaffst«, stellte ich meine Bedingungen.
»Kein Problem«, grinste Jansen.
»Und wie willst
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