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Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf

Titel: Grappa 08 - Grappa und die fantastischen Fuenf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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dass du so einen Tanz machst!«
    »Du beschützt ihn? Ist die Polizei in Deutschland inzwischen aufgelöst worden?«
    »Nik, du nervst. Ich hab dir gesagt, dass ich mich um den Jungen kümmere. Mehr ist da nicht.«
    »Grappa als Trösterin geschundener Männerseelen! Eine ganz neue Rolle ...«
    »Hast du mich nur angerufen, um mich anzubrüllen?«, trat ich die Verteidigung nach vorn an. »Sag mir lieber, wie es dir geht und wann du zurückkommst. Denkst du eigentlich manchmal an mich?« In der Leitung knackte es.
    »Nein«, murrte er.
    »Und? Wie schaffst du das?«
    »Alkohol, Drogen, autogenes Training und Selbsthilfekassetten!«
    Ich lachte. »Wenigstens dein Humor ist dir geblieben.«
    »Wann zieht er wieder aus?«
    »Baby, du nervst!«
    »Da bin ich aber untröstlich!« Seine Ironie biss mich durchs Telefon. »Ich hoffe, du beziehst das Bett wenigstens frisch, falls ich bei dir auftauchen sollte.«
    »Nur, wenn du unbedingt im Gästebett schlafen willst.«
    Wir kabbelten uns noch ein bisschen. Ich berichtete in schillernden Farben von meinem Hausgast, lobte seine Reinlichkeit, seinen Putzfimmel und seine Hausfrauenqualitäten. Schade sei nur, dass Leon einen großen Buckel und das dritte Auge auf der Stirn habe, was seine Anwesenheit in meiner Wohnung zunächst etwas gewöhnungsbedürftig gemacht habe. Und erst die Nachbarn!
    Meine Laune besserte sich. Nik erzählte begeistert von den USA, lediglich die amerikanische Esskultur war ihm ein Gräuel: Er träume nachts manchmal von italienischen Gourmet-Orgien, die er mit mir feiern wolle, wenn er zurückkäme.

Fünf Köpfe
    Gleich neben dem Telefon hatte ich die Mappe platziert. Wir setzten uns im Wohnzimmer aufs Sofa und klappten die Pappen auf. Fünf Porträts lagen dazwischen. Männerköpfe. Sie waren alle mit Kohlestift gemalt und nicht größer als eine Schreibmaschinenseite.
    »Das gibt es doch nicht!«, rief ich aus. Leon verstand noch nicht.
    Das erste Bild zeigte den toten Ali Tabibi. Mir wurde heiß.
    Die zweite Zeichnung war unverkennbar Oberstaatsanwalt Dr. Hasso Klima. Der glattrasierte Kopf, das ironische Lächeln mit den heruntergezogenen Mundwinkeln.
    »Das ist der Apotheker.« Leon hatte das dritte Blatt in der Hand. James Kossmann – Halbglatze und Vollbart, ein albernes Lächeln im Gesicht.
    Als ich das vierte Bild sah, wunderte ich mich schon nicht mehr. Es war Solo, der mich mit seinem Wieselgesicht anglotzte. Auf der letzten Zeichnung prangte ein Mann, den ich nicht sofort erkannte. Ich strapazierte meine Erinnerung und kam drauf, dass es sich um Thilo May handelte – den Chef des Bierstädter Flughafens. Der Mann war ein beliebtes Motiv für die Pressefotografen, da er sich seit Jahren für den Ausbau des Airports stark machte und sich gern mal Schlachten mit der Bürgerinitiative gegen den Fluglärm e. V. lieferte.
    Ein sechstes Blatt lag unter den fünf Porträts. Diesmal keine Zeichnung, sondern gezeichnete Buchstaben: Die Fantastischen Fünf stand da in geschwungenen Lettern.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Leon.
    »Ich auch nicht«, murmelte ich. »Noch nicht. Sind Sie sicher, dass die Zeichnungen von Lena angefertigt worden sind?«
    »Ja. Absolut. Es ist ihre Art zu malen.«
    »Und warum hat sie ausgerechnet diese fünf Männer gemalt?«
    »Keine Ahnung. Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Wenn ich das nur wüsste.«
    Ich überlegte fieberhaft. Die Fantastischen Fünf – so nannten sich die unbekannten Erpresser, die die Kommune um vier Millionen Mark erleichtern wollten. In dem anonymen Brief hatten sie den Mord an Tabibi gestanden, dessen Leiche von vier Männern in die Bibliothek gebracht worden war.
    Was verband den toten Tabibi, den agilen Oberstaatsanwalt Klima, den harmlosen Kossmann und den fotogenen May miteinander? Und welche Rolle zum Teufel spielte Mustafa »Solo« Rotberg, der Fotograf, der Tabibis Leiche gefunden und mich auf die Spur von Leon gebracht hatte?
    Ich hatte den Überblick völlig verloren. Dieser Tatsache bewusst, entschied ich mich, zu dem einzigen Mittel zu greifen, das ich beherrschte: Ich musste einen Artikel schreiben.
    »Hören Sie zu, Leon«, sagte ich bestimmt. »Sie bleiben in der Wohnung, rühren sich nicht vom Fleck, machen niemandem auf und gehen nicht ans Telefon. Ich fahre jetzt in die Redaktion und entwerfe einen Schlachtplan.«
    »Können wir das nicht gemeinsam machen?«, flehte Leon.
    »Ich brauche die Atmosphäre der Redaktionsstube«, behauptete ich und griff nach meiner Jacke. »Viel

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